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"Pharmazie lohnt sich!"

MERAN (du). Die demografische Entwicklung stellt auch Apothekerinnen und Apotheker vor große Herausforderungen. Zum einen wird der Anteil der Älteren und damit der chronisch Kranken weiter ansteigen. Sie werden zunehmend mit allen Problemen der Polymedikation konfrontiert sein und benötigen die professionelle Betreuung durch den Apotheker. Zum anderen wird der Konkurrenzkampf um die immer weniger werdenden Schulabgänger immer härter. Junge Menschen müssen für die Pharmazie und die Ausbildungsberufe begeistert werden. Sonst fehlt die Basis für eine hochwertige flächendeckende Versorgung. Das machte Thomas Benkert, Vizepräsident der Bundesapothekerkammer (BAK) in seiner Eröffnungsrede zum Pharmacon, einem wissenschaftlichen Fortbildungskongress der BAK, am 26. Juni in Meran deutlich.
Thomas Benkert, Vizepräsident der Bundesapothekerkammer, sieht in dem Kompromiss zum Kassenabschlag ein großartiges Ergebnis, für das er beim Pharmacon Meran dem DAV-Vorsitzenden Fritz Becker ausdrücklich dankte.
Foto: DAZ/du

Generation 50+ und Generation Gold, zwei Bezeichnungen aus der Werbung, stehen laut Benkert für eine Entwicklung, die seit Jahren diskutiert wird. Die deutsche Bevölkerung wird immer älter und der Anteil der Alten nimmt immer mehr zu. Doch nicht alles sei Gold, was glänzt. Während zurzeit 28 Rentner 100 Erwerbstätigen gegenüberstehen, werden es 2050 schon 53 Rentner pro 100 Erwerbstätigen sein, eine sowohl finanz- als auch gesundheitspolitische Herausforderung. Als Teil eines multiprofessionellen Teams sind Apotheker gefordert, zum Erhalt des Gesundheitszustandes und der Lebensqualität der älteren Menschen beizutragen.

Medikationsmanagement umsetzen

Benkert betonte die besondere Bedeutung der Apothekerinnen und Apotheker bei der Unterstützung der Patienten in der Arzneimitteltherapie. Sie würden die Medikation kennen, seien in der Lage diese kontinuierlich zu analysieren, Arzneimittel-bezogene Probleme zu erkennen und zusammen mit dem Arzt und dem Patienten zu lösen. Der Verordnungsgeber habe in der Apothekenbetriebsordnung im vergangenen Jahr das Medikationsmanagement als pharmazeutische Tätigkeit klar definiert und bestimmte Tätigkeiten im Rahmen des Medikationsmanagements ausschließlich dem Apotheker vorbehalten. Das sei ein Novum. Apothekerinnen und Apotheker müssten das nun in ihren Betrieben umsetzen, klären, welche Aufgaben auf die PTA übertragen werden können und prüfen, ob die fachlichen Voraussetzungen stimmen. Die Bundesapothekerkammer erarbeitet zurzeit Fortbildungsmodule für das Medikationsmanagement, die dann von den Landesapothekerkammern angeboten werden sollen.

Traditionell zeigt das Meraner Kurhaus während des Pharmacons eine entsprechende "Flagge". In diesem Jahr zum ersten Mal mit dem neu designten Pharmacon-Logo.
Foto: DAZ/du

Honorierungsfragen

Für Benkert ist jedoch klar, dass die mit dem Medikationsmanagement verbundenen Tätigkeiten gesondert honoriert werden müssen. Ein erster Schritt in Richtung der Honorierung besonderer Dienstleistungen sei die Nacht- und Notdienstpauschale, die Benkert ausdrücklich begrüßte. Auch mit dem Ergebnis zum Kassenabschlag zeigte sich Benkert zufrieden. Vor dem Hintergrund des anhängigen Verfahrens beim Sozialgericht in Sachen Abschlag für die Jahre 2009 und 2010, dessen Ausgang ungewiss war und bei dem das Damoklesschwert gewaltiger Nachzahlungen über der Apothekerschaft schwebte, könne man die jetzt erzielte Paketlösung nicht genug wertschätzen. Mit der Sicherheit für die nächsten drei Jahre und einem Kassenabschlag, der sich auf 1,77 Euro hin bewegt, könne man gut leben und planen. Benkert nutzte den Rahmen der Pharmacon-Eröffnung, um dem DAV-Vorsitzenden Fritz Becker für dieses großartige Ergebnis zu danken.

Nachwuchs für Pharmazie begeistern

Eine andere Herausforderung für Apothekerinnen und Apotheker wird es sein, genügend junge Menschen für eine Ausbildung zur PTA oder PKA zu finden. Einer Prognose der Kultusministerkonferenz der Länder zufolge soll es im Jahr 2025 etwa 20 Prozent weniger Schulabgänger geben, besonders dramatisch werde der Rückgang bei den Haupt- und Realschulabgängern sein. Attraktive Angebote an die Schulabgänger seien gefragt, um in dem Wettbewerb mit Ausbildungsberufen anderer Branchen bestehen zu können. Ein Schritt in diese Richtung ist die neue Ausbildungsordnung für pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte aus dem Jahr 2012, die auf Initiative und in enger Mitwirkung der BAK entstanden ist. Intensive Gedanken habe sich die BAK auch um das Berufsbild der PTA gemacht, die nach 16 Jahren einer dringenden Aktualisierung bedarf. Die BKA plädiert für die Beibehaltung einer zweieinhalbjährigen schulischen Ausbildung, wobei vor allem die Inhalte aktualisiert und die Vermittlung von kommunikativen Fähigkeiten in den Vordergrund gerückt werden müssten. Benkert zeigte sich überzeugt, dass eine Verlängerung der schulischen Ausbildung den Beruf unattraktiver machen würde und zu keinem messbaren Erfolg führen werde.

Junge Menschen für den Beruf begeistern

Neben den Anpassungen der Ausbildungen wird die BAK auf Bundes- und Länderebene Maßnahmen entwickeln, um für die Tätigkeiten in der Apotheke zu werben. Benkert forderte die Apothekerinnen und Apotheker auf, vor Ort auszubilden und im Rahmen von Berufsinformationsveranstaltungen oder Praktika junge Menschen für die Arbeit in der Apotheke zu begeistern. Ohne ausreichenden Nachwuchs sei die flächendeckende Versorgung nicht mehr zu gewährleisten. Benkert appellierte auch daran, sich nicht von den Dingen entmutigen zu lassen, die das Leben schwer machen, beispielsweise die Rabattverträge. Es seien oft die kleinen Dinge, mit denen Apothekerinnen und Apotheker viel bewirken können, zum Beispiel durch Anmeldung pharmazeutischer Bedenken, wenn es notwendig sei. Damit würde ein wichtiger Beitrag für die Arzneimitteltherapiesicherheit des Patienten geleistet. Und Apotheker würden nicht nur pharmazeutische Kompetenz zeigen, sondern auch helfen, Folgekosten zu vermeiden. "Pharmazie lohnt sich, sie bringt Freude und Zufriedenheit!" so Benkert.

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