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Pfizer kopiert sich selbst

Patentablauf – Pfizer prescht mit eigenem Sildenafil-Generikum vor

BERLIN (ks). Zum 1. Juni kommt in Deutschland das erste generische Viagra auf den Markt: Originalhersteller Pfizer kündigte an, bereits drei Wochen vor dem offiziellen Patentablauf des Kassenschlagers ein eigenes Generikum anzubieten. Aber auch zahlreiche Wettbewerber wollen künftig im Markt mitmischen.
Weiß statt blau ist das Viagra-Generikum vom Originalhersteller – und preislich deutlich attraktiver.
Foto: Pfizer

Am 22. Juni 2013 läuft das Viagra-Patent ab – voraussichtlich wird die blaue Pille bald viel Konkurrenz haben. 28 Firmen hätten bereits eine Zulassung für ein Generikum erhalten, heißt es seitens des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte. Das muss auch Pfizer verkraften. Die Unternehmensstrategie ist offensiv: Man setzt auf ein eigenes Generikum "in der Originalgalenik" – "Sildenafil Pfizer". Pfizer lockt mit seiner 20-jährigen Erfahrung in der wirksamen und sicheren Vermeidung von Erektionsproblemen – von dieser könnten Patienten nun profitieren.

Sildenafil Pfizer wird es in drei verschiedenen Dosierungen geben: 25 mg, 50 mg und 100 mg. Zudem stehen unterschiedliche Packungsgrößen zur Verfügung: vier, zwölf und 24 Tabletten. Das hauseigene Nachahmerpräparat wird sich von Viagra durch die Verpackung und die Tablettenfarbe unterscheiden – die rautenförmigen Tabletten sind weiß statt blau. Die neue Viagra-Variante wird zudem deutlich preisgünstiger sein als das Original. Kostet heute Viagra 50 mg in einer 12er Packung 10,30 Euro pro Tablette (Apothekenverkaufspreis inkl. Mehrwehrsteuer), so wird Sildenafil Pfizer 50 mg in der gleichen Packungsgröße nur noch mit 2,50 Euro pro Tablette zu Buche schlagen.

Für potenzielle Patienten ein deutlich wahrnehmbarer Unterschied. Schließlich müssen sie die Kosten für das Medikament selbst übernehmen – die gesetzlichen Krankenkassen erstatten das als "Life-Style-Präparat" eingestufte Arzneimittel nicht.

Pfizer hatte mit Viagra einen echten Coup gelandet: Seit seiner Einführung im Jahr 1998 seien weltweit mehr als 1,8 Milliarden der kleinen blauen Tabletten ausgegeben worden, so das Unternehmen. Und zwar an mehr als 37 Millionen Männer – davon über eine Million in Deutschland. Die große Nachfrage nach dem verschreibungspflichtigen Medikament gegen erektile Dysfunktion beflügelte allerdings auch Arzneimittelfälscher. Ob die künftig günstigeren Preise hier gegenwirken können, bleibt abzuwarten. Denn ein Rezept braucht man hierzulande immer noch für das Präparat – und im Internet wird allzu oft mit fragwürdigen rezeptfreien Varianten geworben.

Auch in den meisten westlichen Ländern Europas wie Frankreich und Großbritannien läuft der Viagra-Patentschutz Ende Juni ab. In einigen Ländern ist dies bereits der Fall – etwa in Kanada, Polen und der Türkei. In den USA genießt Viagra hingegen noch bis 2020 Patentschutz.

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