Prisma

Mutierte Küchenschaben verschmähen Glucose

(cae). Küchenschaben wecken nicht nur Ekelgefühle, sondern auch Bewunderung wegen ihrer Überlebensfähigkeit in widrigen Situationen. Sie verschmähen sogar Glucose, wenn diese mit einem Gift versehen ist.

Zucker ist für Schaben ähnlich verlockend wie für viele andere Insekten. Deshalb werden sie in den USA mit Ködern bekämpft, die aus Glucose bestehen und mit einem Insektizid versehen sind. Inzwischen gibt es Schaben, die diese Köder verschmähen, aber nicht etwa weil sie intelligent sind und gelernt haben, das Insektizid zu erkennen. Vielmehr hat bei ihnen eine Mutation stattgefunden, die den Geschmack von Glucose verändert hat: Der Zucker schmeckt bitter.

Biologen um Coby Schal von der North Carolina State University in Raleigh haben die Glucose-abstinenten Schaben der Spezies Blatella germanica untersucht und festgestellt, dass Glucose bei ihnen nicht nur die mit dem Süßrezeptor verbundenen Neuronen stimuliert, sondern auch die Neuronen einiger Bitterrezeptoren, deren Ligand z. B. das Coffein ist. Dass eine Substanz mehrfach aktiv ist und sowohl süß als auch bitter schmeckt, ist nichts Ungewöhnliches; jeder kennt dieses Phänomen vom Süßstoff Saccharin. Bei den mutierten Schaben führt die veränderte Geschmackswahrnehmung dazu, dass sie die Glucose verschmähen und damit auch vor dem Insektizid in den Ködern verschont bleiben.

Die enthaltsame Lebensweise hat freilich zur Folge, dass die mutierten Schaben langsamer wachsen. Dies könnte für ihre Lebenserwartung aber eher von Vorteil als von Nachteil sein, denn viele kontrollierte Versuche mit verschiedenen Tierarten haben gezeigt, dass sie länger leben, wenn sie unterdurchschnittlich ernährt werden.

Fazit: Schaben werden nicht nur gegen Insektizide resistent, auf die Dauer meiden sie sogar ihre Lieblingsspeise, wenn diese ständig vergiftet ist.


Quelle: Wada-Katsumata A, et al. Changes in Taste Neurons Support the Emergence of an Adaptive Behavior in Cockroaches. Science 2013; 340(6135):972 – 975.

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