Prisma

Bakterium macht Fiebermücken harmlos

(cae). Tropenmediziner entwickeln einen neuen Ansatz zur Bekämpfung der Malaria: Fiebermücken, die sie mit einem bestimmten Bakterium infiziert haben, werden resistent gegen den Erreger der Malaria und übertragen ihn nicht mehr auf den Menschen.

Anopheles stephensi ist eine im tropischen Asien verbreitete Fiebermücke.
Foto. DAZ Archiv

Einem chinesisch-amerikanischen Team um Zhiyong Xi in Guangzhou (Kanton, Südchina) ist es gelungen, die Fiebermücke Anopheles stephensi mit einem Stamm des Bakteriums Wolbachia dauerhaft zu infizieren, ohne ihre Vitalität zu beeinträchtigen.

Die Forscher hatten knapp 500 Anopheles -Embryonen infiziert; sechs von ihnen schlüpften, vier wurden erwachsen, und nur eine weibliche Mücke hatte Nachwuchs, der gleichfalls infiziert war. Dies reichte aus, um in ein paar Generationen die gesamte Anopheles -Population des Labors zu infizieren. Das Ergebnis ist ein großer Erfolg, denn seit etwa 25 Jahren wurden solche Versuche vergeblich durchgeführt, denn die verwendeten Wolbachia -Stämme führten stets den frühen Tod der Mücken herbei. Was ist der Sinn des betriebenen Aufwandes?

Wolbachia ist von Natur aus bei vielen Insekten verbreitet und greift dort teilweise in physiologische Prozesse ein, befällt aber nicht den Menschen. Schon vor Jahren war es gelungen, die Ägyptische Tigermücke (Stegomyia aegypti , früher Aëdes aegypti) dauerhaft mit Wolbachia zu infizieren. Dies hatte zur Folge, dass die Mücken nicht mehr das Dengue-Virus auf den Menschen übertrugen. In Australien wurden daraufhin infizierte Tigermücken ausgesetzt, worauf sie sich ausgebreitet und die Fälle von Dengue-Fieber abgenommen haben.

Bei Anopheles bewirkt Wolbachia , dass sich der Parasit Plasmodium falciparum, der Erreger der gefährlichen Malaria tropica, nicht weiterentwickelt, sodass die Mücke für den Menschen nicht mehr infektiös ist. Die Spezies A. stephensi ist im tropischen Asien der Hauptvektor der Malaria. In Afrika tritt A. gambiae an ihre Stelle Sie ist allerdings viel empfindlicher gegenüber Manipulationen. Xi schätzt, dass man 5000 Embryonen von A. gambiae mit Wolbachia infizieren müsste, um eine dauerhafte Infektion mit Übertragung zur nächsten Generation zu erzielen. Dass diese hohe Anzahl ein Problem darstellt, liegt daran, dass Fiebermücken sich nur sehr schlecht im Labor halten lassen.

Bevor man die infizierten Fiebermücken im großen Stil züchten und freilassen kann, müssen streng kontrollierte Feldversuche durchgeführt werden. Dies dürfte noch etwa ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen.


Quelle: Bian G, et al. Wolbachia invades Anopheles stephensi populations and induces refractoriness to Plasmodium infection. Science 2013;340:748 – 751.

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