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"Der Studiengang verkommt"

BERLIN (jz). Erst kürzlich wurden die Pläne der Universität Leipzig bekannt, statt 45 im kommenden Wintersemester nur noch 36 Pharmaziestudenten zu immatrikulieren. In diesem Zusammenhang bestätigte die Universitätsleitung auch den Ende 2011 gefassten Beschluss, das Pharmazeutische Institut auf lange Sicht ganz zu schließen, um die geforderten Kosten durch Stellenkürzungen einzusparen. Obwohl das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz (SMS) sein Veto eingelegt habe, versuche das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK), die Schließung des Pharmazeutischen Instituts der Universität Leipzig durchzusetzen, beklagen die Leipziger Pharmaziestudenten in einer Pressemitteilung.

Am 22. April hatten sich einige Vertreter der Fakultät zu einem Gespräch mit den für die Hochschulen zuständigen Vertretern des SMWK getroffen, um über die aktuelle Entwicklung zu sprechen. Denn solange sich Wissenschafts- und Sozialministerium nicht einigen, gibt es keine endgültige Entscheidung. "Wir erhofften uns durch das Gespräch neue Erkenntnisse, wie die zukünftige Entwicklung des Instituts unter Berücksichtigung der Entscheidung des SMS aussehen soll", erklärt Fachschaftsvertreterin Friederike Zühl, "allerdings wurden wir in diesem Punkt enttäuscht." Stattdessen sei ihnen der "Schachzug" des SMWK präsentiert worden, mit dem es die Schließung trotz des Einspruchs des SMS durchzusetzen plane.

Studiengang wird zur Briefkastenfirma

Die Studenten prophezeien, dass nun nach und nach weitere Mitarbeiterstellen – anhand derer die Immatrikulationszahlen berechnet werden – gekürzt werden sollen. Und zwar solange, bis nur noch eine geringe Anzahl an Studenten mit hohen Kosten ausgebildet werde und der Studiengang damit unwirtschaftlich sei. Mit dieser "Taktik" solle das SMS in die Ecke gedrängt werden, vermutet Fachschaftsvertreterin Christin Nitzschke – der Druck auf das Sozialministerium, sein Veto zurückzuziehen, würde weiter steigen. "Der Studiengang Pharmazie verkommt damit zur Briefkastenfirma und wird am Ende wider jede Vernunft doch geschlossen."

Die angehenden Pharmazeuten bemängeln außerdem, dass die Lehre künftig über Vertretungen und Lehraufträge gesichert werden soll. Sie befürchten, der ständige Wechsel des Lehrpersonals könnte den aktuell hohen qualitativen Standard des Instituts gefährden. Auch die diskutierte Kooperation unter den Universitäten in Mitteldeutschland sehen sie kritisch, beide Institute hätten ihre Kapazitätsgrenzen erreicht und könnten die zusätzliche Ausbildung nicht realisieren. Das SMWK lehne zudem finanzielle Mittel als Entschädigung für die genannten Universitäten ab.

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