Aus den Ländern

Wenn Arbeit krank macht …

Mit den verschiedenen Facetten von Berufskrankheiten beschäftigten sich am 10. März in der Zeche Zollverein, Essen, fast 70 Teilnehmer eines Fortbildungssymposiums der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG).
Über ein gelungenes Symposium freuten sich (von links) Prof. Dr. Rolf Merget, Prof. Dr. Ulrich Jaehde, Prof. Dr. Kristina Leuner sowie die beiden Organisatoren Dr. Annette Koggel und Ulrich Lohmann.
Foto: Junker

Der Vorsitzende der DPhG-Regionalgruppe Nordrhein, Prof. Dr. Ulrich Jaehde, Bonn, leitete in das Thema ein: Der Begriff Berufskrankheiten hat eine juristische und eine medizinische Dimension. Die sogenannte Berufskrankheiten-Verordnung (BKV) enthält derzeit 73 Krankheiten, die eindeutig als Berufskrankheiten anerkannt sind, woraus sich Rentenansprüche für die Betroffenen ableiten lassen. Psychische Erschöpfungszustände, wie das "Burn-out-Syndrom", zählen bislang nicht zu den Berufskrankheiten.

Bergbau führt zu Lungen- und Atemwegserkrankungen

Förderturm der ehemaligen Steinkohlenzeche Zollverein, seit 2001 Unesco-Weltkulturerbe. Foto: Junker

Einige Lungen- und Atemwegserkrankungen lassen sich typischerweise auf die Arbeit im Bergbau zurückführen. Dazu gehören Quarzstaublungenerkrankungen, chronisch obstruktive Bronchitis, Silikotuberkulose, Asthma und Lungenkrebs. Sie sind alle in die Berufskrankheiten-Verordnung (BKV) aufgenommen, erläuterte Prof. Dr. Rolf Merget, Bochum.

Da Quarz das zweithäufigste Mineral der Erdkruste ist, sind Bergarbeiter immer einer gewissen Exposition ausgesetzt. Während amorphes Siliciumdioxid gesundheitlich unbedenklich ist, verhält es sich mit dem kristallinen Mineral (Quarz) anders. Zwar werden größere eingeatmete Partikel in den Bronchien zurückgehalten. Sind sie jedoch kleiner als 5 μm, können sie die Alveolarmakrophagen erreichen. Dann entsteht langfristig die Silikose oder Quarzstaublunge. Die Latenzzeiten bis zur Manifestation der Silikose wie auch der Asbestose sind teilweise recht lang, sodass sie auch noch Jahre nach Beendigung der Tätigkeit im Bergbau erstmals diagnostiziert werden.

Burn-out-Syndrom – eine neue Berufskrankheit?

Die Zahl von Arbeitsunfähigkeitstagen wegen psychischer Erkrankungen ist bundesweit im Jahrzehnt 2001 – 2010 von 33,6 Millionen auf 53,5 Millionen gestiegen, berichtete Prof. Dr. Kristina Leuner, Nürnberg. Häufig wird der Begriff Burn-out generell mit psychischen Krisen wegen Arbeitsbelastung gleichgestellt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass Burnout im Gegensatz zur Depression ein gesellschaftlich eher positiv geprägter Begriff ist. Burn-out wird als Erkrankung der Leistungsträger, der "Starken", wahrgenommen, Depression dagegen eher als Erkrankung der "Schwachen". Leider stigmatisiert diese Sichtweise die depressiven Patienten.

Subjektiv klagen die Patienten mit einem Burn-out-Syndrom über Verausgabung, Müdigkeit und Schlaflosigkeit. Im Kontakt mit Kollegen kommt es zu emotionalen Ausbrüchen und Reizbarkeit. Risikofaktoren sind Arbeitsüberforderung und mangelndes Selbstwertgefühl. Als möglicher Grund für das gehäufte Auftreten von Burn-out wird die Globalisierung der Wirtschaft diskutiert, die eine ständige Effizienzsteigerung fordert.

Durch das regelmäßige Einplanen von Regenerationsphasen, Pflege von Kollegialität, körperlicher Fitness und gelegentlichem Wechsel des Arbeitsplatzes kann einem Burn-out vorgebeugt werden, so Leuner.


Dr. Annette Junker

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