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DocMorris-Versandapotheke versucht von Omeprazol-Fälschungen zu profitieren

STUTTGART (wes). Die holländische Versandapotheke DocMorris versucht, aus den Omeprazol-Fälschungen Marketing-Honig zu saugen. Sie könne "durch schnelle Informationen ihre Patienten wirksam warnen", lobt sich die Versandapotheke selbst.

Grundsätzlich hätten Versandapotheken "im Fall eines Arzneimittelrückrufs einen strukturellen Vorteil gegenüber der Apotheke vor Ort", heißt es in der Pressemeldung vom 28. März. Durch einen Blick in die "pharmazeutische Wissensdatenbank" könne sofort nachvollzogen werden, welcher Patient welches Arzneimittel erhalten habe. Er könne dann noch am selben Tag informiert werden. "Das ist wirksamer Schutz für jeden Kunden." Auf die Frage, ob die Versandapotheke ihren "strukturellen Vorteil" denn tatsächlich auch nutzt und schon einmal Arzneimittel von ihren Kunden zurückgerufen habe oder dies in Zukunft plane, blieb die Pressestelle allerdings eine Antwort schuldig. Sie wolle aber wissen lassen, "dass die Rückrufaktionen seitens der Hersteller selbstverständlich auch von DocMorris begleitet werden, wie es auch bei jeder deutschen Apotheke üblich ist."

Weil der Fall des gefälschten Omeprazols – das in der Pressemeldung fälschlicherweise als "rezeptfreies Magenmittel" bezeichnet wird – zeige, dass keine Apotheke vor Fälschungen sicher sei, unterstütze DocMorris auf europäischer und nationaler Ebene Maßnahmen, um "Produktpiraten das Handwerk zu legen". Welche Maßnahmen das konkret sind, wollte das Unternehmen auf DAZ-Nachfrage jedoch nicht verraten. Über den Verband der europäischen Versandapotheken EAMSP leiste man "auf allen möglichen Wegen" einen Beitrag.

Auf den Vorwurf, den größten bisher bekanntgewordenen Fall von Arzneimittelfälschungen in Deutschland zu Marketingzwecken zu nutzen, reagierte eine Sprecherin des DocMorris-Presseteams kühl: "Aufklärung ist für uns keine Werbung."



DAZ 2013, Nr. 14, S. 18

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