DAZ aktuell

Omeprazol-Fälschungen weiten sich aus

Weitere Chargen zurückgerufen – erste Festnahmen

STUTTGART (wes). Der Fall wird immer größer: Nachdem letzte Woche gefälschte Omeprazol-Kapseln der Firma KSK gefunden wurden, ruft nun Hexal eine weitere Charge Omep® zurück. Da der Wirkstoffgehalt dem Original entspricht, gebe es – wie in den vorher bekannt gewordenen Fällen – keine Gesundheitsgefährdung, betont Hexal. Währenddessen hat die Polizei in Schleswig-Holstein zwei Verdächtige festgenommen, die die Fälschungen in Umlauf gebracht haben sollen.
Nicht drin, was drauf steht Hexal hat aktuell eine Charge ® 20 mg Hartkapseln 100 Stück zurückgerufen, da gefälschte Packungen aufgetaucht sind. Das Unternehmen steht mit diesem Problem nicht alleine da ...
Foto: DAZ/Sket

Hexal teilte Anfang dieser Woche mit, dass eine Charge Omep® 20 mg Hartkapseln 100 Stück wegen aufgetauchter gefälschter Packungen zurückgerufen wird. KSK bittet die Apotheken um Mithilfe: Apotheken, die nach Oktober 2012 mit Omeprazol KSK 20 mg oder 40 mg beliefert wurden, sollen ihre Bestände auf die entsprechenden Chargen überprüfen, die Packungen separieren und die Firma informieren (Alle Details und die Chargenbezeichnungen finden Sie in den Rückruf-Formularen am Ende des Hefts.) Anfang März war bekannt geworden, dass Ratiopharm im Januar und Februar jeweils eine Charge Omeprazol-Hartkapseln wegen Fälschungen zurückgerufen hatte.

Überwachungsbehörden, Staatsanwaltschaft und die betroffenen Firmen betonen unisono, dass keine Gefahren für die Patienten vorliegen, da die Kapseln den deklarierten Wirkstoffgehalt haben und von hoher Qualität seien. Offenbar stammen sie aus der Produktion eines spanischen Lohnherstellers, der für verschiedene Generika-Hersteller Omeprazol-Kapseln produziert haben soll. KSK-Vorstand Peter Krcmar gab allerdings zu bedenken, dass es keine sicheren Fälschungen gebe. "Gefälschte Ware stellt immer ein Risiko dar und muss schnellstens aus dem Verkehr gezogen werden", so Krcmar gegenüber der DAZ.

Erste Verhaftungen

Unterdessen gab die Staatsanwaltschaft Stuttgart bekannt, dass bereits in der vergangenen Woche zwei Verdächtige in Schleswig-Holstein verhaftet wurden. Ihnen werden Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz, gewerbs- und bandenmäßiger Betrug sowie Verstöße gegen das Markengesetz vorgeworfen. Die beiden hätten "einen schwunghaften Handel mit gefälschten Omeprazol-Kapseln" unterhalten, heißt es bei der Staatsanwaltschaft. Seit ungefähr zwei Jahren hätten die Verdächtigen Omeprazol im Ausland bezogen und in gefälschten Verpackungen verschiedener Pharmafirmen verpackt und vertrieben. Bei der Durchsuchung einer Lagerhalle, von der aus die falsche Ware vertrieben worden sein soll, wurden große Mengen Arzneimittel und Verpackungsmaterial, aber auch Geschäftsunterlagen beschlagnahmt.

Die gefälschten Packungen waren über den pharmazeutischen Großhandel in die Apotheken gelangt. Anfang März war der Stuttgarter Großhändler Gehe in den Fokus der Ermittlungen gerückt, nachdem bei den ersten Rückrufen durch Ratiopharm festgestellt wurde, dass fast alle Fälschungen über Gehe an die Apotheken geliefert wurden. Wegen der laufenden Ermittlungen wollte sich kein Großhändler offiziell zu den Vorgängen äußern. Aus Großhandelskreisen wurde der DAZ gegenüber aber bestätigt, dass alle bundesweit liefernden pharmazeutischen Großhandlungen gefälschte Omeprazol-Packungen eingekauft und an Apotheken weitergegeben hätten. Die Ware sei auch dem Großhandel untergeschoben worden, man habe ausschließlich bei zertifizierten Händlern mit einer Großhandelserlaubnis eingekauft.

KSK-Chef Krcmar dagegen kritisierte massiv das System, das solche Fälschungen erst ermögliche. Er forderte eine klar strukturierte Lieferkette vom Hersteller über den Großhandel in die Apotheke, ohne die Möglichkeit, Ware über Zwischenhändler in den Markt zu bringen und damit Herkunftsverschleierung möglich zu machen.

Im Bundesgesundheitsministerium (BMG) sieht man keinen Handlungsbedarf: "Nach Einschätzung des BMG sind die Vertriebswege für Arzneimittel in der legalen Verteilerkette sicher", so ein Sprecher des Ministeriums. Arzneimittelfälschungen seien im legalen Vertriebsweg "ein extrem seltenes Ereignis". Einen allumfassenden Schutz vor kriminellen Aktivitäten könne es nicht geben.



DAZ 2013, Nr. 13, S. 11

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