Interpharm 2013

Bewährte Mittel bei typischen Beschwerden

(cae). Die Anwendung von Homöopathika bei gesundheitlichen Problemen während der Schwangerschaft und Stillzeit ist heute weit verbreitet. Die indizierten Präparate, die Dr. Markus Wiesenauer, Kernen, vorstellte, sind jedoch nicht frauenspezifisch; vielmehr treten die behandlungsbedürftigen Zustände während und nach der Schwangerschaft häufiger auf oder sind gravierender.
Zur Therapie von Schwangeren und Stillenden gehört auch die Homöopathie, so Dr. Markus Wiesenauer. Eine abwägende Beratung in der öffentlichen Apotheke ist dabei unabdingbar.

Die Mitarbeiter einer Apotheke können zwar keine Diagnose stellen, aber aufgrund der Beschwerden, die der Patient berichtet, Mittel empfehlen, die von homöopathischen Ärzten häufig verordnet werden. Die Dosis beträgt in den meisten Fällen zweimal täglich fünf Globuli.

Bei psychischen und psychosomatischen Problemen

Kaliumsalze sind bei psychosomatischer Schwäche indiziert. Kalium carbonicum D12 ist Frauen im ersten Trimenon der Schwangerschaft zu empfehlen, die früher Fehlgeburten erlitten haben.

Ferrum metallicum D12 ist ein bewährtes Mittel gegen nervös-gereizte Stimmung, die sich auch in einer rasch wechselnden Gesichtsfarbe (blass – rot – blass) äußert. Ferrum phosphoricum D12 hingegen ist bei Infektanfälligkeit hilfreich.

Haplopappus D6 – die Stammpflanze ist mit der Arnika verwandt und in den Anden Südamerikas heimisch – ist "das Etilefrin der Homöopathie", also das Mittel gegen zu niedrigen Blutdruck.

Bei Verdauungsbeschwerden

Sepia D12 hat sich bei besonders vielen Schwangeren bewährt: Es beugt der Schwangerschaftsübelkeit vor und mindert die während der Schwangerschaft so typischen Verirrungen von Geschmack und Geruch, z. B. Heißhunger auf Saures oder Ekel vor typischen Speisegerüchen, die der normale Mensch als appetitanregend empfindet. Übrigens kann ein übersteigertes Ekelgefühl bei Nicht-Schwangeren einen Herpes simplex auslösen; auch bei ihnen ist Sepia indiziert. Wiesenauer stellte zwei weitere Mittel vor, die sich bei Verdauungsbeschwerden von Schwangeren bewährt haben.

Robinia pseudacacia D12 wirkt saurem Aufstoßen entgegen – es ist "der Protonenpumpenhemmer der Homöopathie". Collinsonia D6 reguliert den unregelmäßigen Stuhlgang.

Bei Schmerzen

Rhus toxicodendron D12 ist das Mittel der Wahl bei Rückenschmerzen, die aus einer Fehlhaltung der Schwangeren resultieren (Hyperlordose) und als "Ischias" auch in die Beine ausstrahlt. Hier ist im Prinzip eine orthopädische Therapie angesagt, das Homöopathikum wirkt dabei jedoch unterstützend ("add on").

Helonias dioica D6 – Stammpflanze ist die mit der Einbeere verwandte Einkornwurzel – lindert ein unangenehmes Druckgefühl in den Lenden. Zudem wird es bei grenzwertig erhöhtem Blutzuckerspiegel (drohender Schwangerschaftsdiabetes) und bei Proteinurie angewendet.

Nach der Geburt

Bellis perennis D6 ist "die Arnika für die Gebärmutter". Sie unterstützt die Rückbildung der Gebärmutter nach der Geburt, die notwendig ist, um langfristige Folgeschäden zu vermeiden.

Acidum nitricum D12 heilt rissige Brustwarzen und lindert den Splitterschmerz, wenn der Säugling zu kräftig an seiner Nahrungsquelle saugt.

Phytolacca D12 regt die Milchproduktion der jungen Mutter an. Andere Potenzen haben jedoch andere Wirkungen: Phytolacca D6 ist ein Mittel gegen schmerzhafte Entzündungen (z. B. Mastitis), und Phytolacca D1 nimmt die Mutter, wenn sie abstillen will.

Es gibt bewährte Methoden, während der Stillzeit einer Brust-entzündung vorzubeugen. Falls sie aber dennoch auftritt, ist sie nicht in jedem Fall eine Indikation für Antibiotika, wie Wiesenauer betonte, sondern kann auch durch Homöopathika erfolgreich behandelt werden.

Abschließend erwähnte Wiesenauer, dass immer mehr Hebammen, die zwar bei der Geburt meistens nicht mitwirken, aber vorher und nachher bei der Betreuung der Frauen eine umso wichtigere Rolle spielen, Homöopathika empfehlen. Viele Frauen kommen daher bereits mit dem vorgefassten Wunsch in die Apotheke, ein homöopathisches Arzneimittel zu erwerben; oder wenn sie ein anderes Arzneimittel erwerben wollen, sind sie zumindest offen für Tipps zur zusätzlichen Anwendung eines Homöopathikums – als "add on".



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DAZ 2013, Nr. 13, S. 46

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