Arzneimittel und Therapie

Positive Corticoid-Effekte sind nur von kurzer Dauer

Schmerzen aufgrund einer lateralen Epicondylitis werden durch Corticoid-Injektionen rasch behoben, allerdings kehrt der Schmerz nach kurzer Zeit wieder zurück. Physiotherapeutische Maßnahmen führen hingegen zu einem längerfristigen Erfolg, so das Ergebnis einer australischen Studie.

Überbelastungen an der Unterarmmuskulatur können zu einer Epicondylitis (Syn. Epicondylopathia radialis humeri, Epicondylitis radialis humeri, Tennisellenbogen) führen. Mikroskopisch kleine Risse in den Sehnen, die Muskeln und Knochen verbinden, verursachen Entzündungen im Gewebe und schmerzende Degenerationserscheinungen. Zur Therapie werden medikamentöse, physiotherapeutische, orthopädische und operative Maßnahmen eingeleitet. Der Nutzen einer Injektion mit Corticosteroiden – lange Zeit eine Standardtherapie – wird zunehmend angezweifelt, da Belege für deren langfristigen Erfolg fehlen. So trat etwa in einer randomisierten Studie bei knapp drei Viertel der Patienten innerhalb eines Jahres nach der Corticosteroid-Gabe ein Rezidiv auf. Die physiotherapeutische Behandlung führte hingegen bei nur etwa 10% der Betroffenen zu einer Wiederkehr der Beschwerden.

Um zu klären, welche Behandlung zu besseren Ergebnissen führt, wurde in Australien erneut eine randomisierte Studie durchgeführt. In dieser sollten die klinische Wirksamkeit einer Corticosteroid-Gabe im Vergleich zu einer Placebogabe und der Stellenwert einer Physiotherapie geklärt werden. Des Weiteren wird der Frage nachgegangen, ob durch eine Kombination medikamentöser und physiotherapeutischer Maßnahmen der Therapieerfolg verbessert werden kann.

Vier Therapiegruppen

Für die randomisierte, multizentrische und placebokontrollierte Studie wurden 165 erwachsene Patienten ausgewählt, die an einer mehr als sechs Wochen anhaltenden unilateralen Epicondylitis litten. Sie wurden vier Gruppen zugeteilt und erhielten eine der folgenden Therapien:

  • eine einmalige Corticosteroid-Injektion (10 mg Trimacinolonacetonid plus Lokalanästhetikum)

  • eine einmalige Placebo-Injektion (physiologische Kochsalzlösung)

  • eine einmalige Corticosteroid-Injektion plus physiotherapeutische Anwendungen (Bewegungsübungen plus manuelle Therapie)

  • eine einmalige Placebo-Injektion plus physiotherapeutische Anwendungen (Bewegungsübungen plus manuelle Therapie)

Der primäre Studienendpunkt umfasste die Heilungsrate bzw. die deutliche Besserung der Beschwerden nach vier und sechs Wochen sowie die Rückfallrate nach einem Jahr. Ein sekundärer Endpunkt war die Heilungsrate bzw. die deutliche Besserung der Beschwerden nach 26 Wochen. Die Daten wurden mithilfe einer Intention-to-treat-Analyse ausgewertet.

Nur kurzfristiger Erfolg der Corticoid-Gabe

Nach vier Wochen waren die Heilungs- und Besserungsraten nach der Corticosteroid-Gabe höher als nach der Placebo-Injektion (71% vs. 10%) und höher als nach physiotherapeutischen Maßnahmen (71% vs. 39%). Dank physiotherapeutischer Maßnahmen waren nach vier Wochen signifikant mehr Patienten schmerzfrei als ohne Physiotherapie (39% vs. 10%). Die kombinierte Anwendung von Physiotherapie plus Corticosteroid-Injektion führte zu keinem besseren Therapieergebnis als die alleinige Corticosteroid-Injektion (68% vs. 71%).

Längerfristig zeigte sich ein anderes Bild: Nach 52 Wochen waren die Heilungsraten nach einer Corticosteroid-Gabe geringer als nach einer Placebogabe (83% vs. 96%), und die Rückfallquote war bei den Patienten, die ein Corticosteroid erhalten hatten, signifikant höher als bei den Patienten, die mit Placebo behandelt worden waren (54% vs. 12%). Ähnliche Ergebnisse lagen auch nach 26 Wochen vor. Hier lagen die Heilungsraten unter Placebo bei 85% und nach der Corticosteroid-Gabe bei 55%.

Vergleicht man die Heilungsraten der Patienten, die eine Physiotherapie erhalten hatten, mit denjenigen von Patienten, die keine Physiotherapie erhalten hatten, so zeigt sich nach einem Jahr kein Unterschied. Die Heilungsraten betrugen 91% vs. 88%. Auch nach 26 Wochen unterschieden sich die Heilungsraten mit und ohne Physiotherapie nicht (71% vs. 69%).

Fazit

Die Autoren schließen aus diesem Ergebnis, dass eine Steroid-Injektion zu keiner langfristigen Besserung führt und die Beschwerden auch ohne medizinische Interventionen abklingen. Physiotherapeutische Maßnahmen beeinflussen den Krankheitsverlauf nur marginal.

Diese Aussage stimmt mit der Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie überein, die der Epicondylitis einen prognostisch günstigen Verlauf attestiert, wenn auch mit einer oft mehrmonatigen schmerzhaften Bewegungs- und elastungsbeeinträchtigung gerechnet werden müsse. Die Leitlinie weist weiter auf die widersprüchlichen Daten bezüglich der Wirksamkeit konservativer Therapieverfahren und auf fehlende aussagekräftige Studien hin – dieser Mangel dürfte nun mit der aktuellen australischen Studie behoben sein.


Quelle

Coombes B., et al. Effect of corticosteroid injection, physiotherapy or both on clinical outcomes in patients with unilateral lateral epicondylalgia. J Am Med Assoc 2013; 309, 461 – 469.

Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (Stand 9/2011). Epicondylopathia radialis humeri, www.awmf.org


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr



DAZ 2013, Nr. 11, S. 42

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