Gesundheitspolitik

In Klausur

Peter Ditzel

Karneval ist vorbei, das Tollhaus hat ein Ende. Die Fastenzeit bricht an, eine Zeit nicht nur der körperlichen Abstinenz, sondern auch zur inneren Einkehr und Besinnung. Unsere Berufsvertretung, die ABDA, will diese Zeit nutzen – ob zur inneren Einkehr, wird sich noch zeigen. Der neue Präsident Schmidt hat jedenfalls seinen ABDA-Gesamtvorstand nach Berlin zitiert zu einer dreitägigen Klausurtagung. Vom morgigen Dienstag (19. Februar) bis zum Donnerstag kommen (wenn sie denn alle kommen) die 41 Damen und Herren des Gesamtvorstands der ABDA zusammen. Auf der Tagesordnung steht die Zukunft der ABDA – ein großes, nein, das große Thema, das spätestens seit letztem Dezember die Berufsöffentlichkeit bewegt. Was seit Längerem schwelte – eine gewisse Frustration über die Berufspolitik, mehr oder weniger offene Kritik an den ABDA-Strukturen, an intransparenten Entscheidungen – , explodierte mit dem Bekanntwerden der BMG-Spionageaffäre, an der der Ex-ABDA-Pressesprecher mitgemischt haben soll. Unzufriedenheit mit der berufspolitischen Arbeit und Vertrauensverlust bei den Berufsangehörigen – schlimmer kann’s fast nicht kommen.

Der neue Präsident hat die Reißleine gezogen. Er trat an, um Strukturen zu hinterfragen und aufzuräumen, er möchte Vertrauen aufbauen und vor allem – und das wäre bei der ABDA das Wichtigste – Transparenz schaffen. Ist Transparenz vorhanden, kommt Vertrauen fast wie von selbst.

Nur, die Vorzeichen für diese Klausur stehen nicht allzu gut. Es gibt nur eine vage Tagesordnung wie strategische Ziele, Arbeitsschwerpunkte der ABDA in den nächsten Jahren und ähnliche nichtssagende Formulierungen. Im Hintergrund dagegen rumort es bereits kräftig. Es wird keine Tischvorlage und Vorstandsinformation geben, aus der die Hintergründe über die Spionageaffäre hervorgehen. Der seinerzeit vollmundig angekündigte "externe Berater", den die ABDA einsetzen wollte, um die versprochene Aufklärungsarbeit voranzubringen, arbeitet immer noch nicht. Der Gesamtvorstand wird also keinen Bericht vorfinden, ob und welche wirtschaftlichen Verflechtungen es zwischen der Bellartzschen Agentur El Pato und dem Apothekerhaus gegeben hat und wie viel Geld genau in diese Richtung geflossen ist. Hinzu kommen Querelen um die Datenlieferungen von Apothekenrechenzentren. Schmidt ist nicht zu beneiden. Ob die Klausurtagung mehr wird als ein Hornberger Schießen? Ich hab da meine Zweifel. Gäbe es einen Reset-Knopf, man müsste ihn drücken.


Peter Ditzel



AZ 2013, Nr. 8, S. 1

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