Gesundheitspolitik

Davoser Fragen

Dr. Benjamin Wessinger

Wer schon einmal bei einer "Berufspolitischen Veranstaltung" im Rahmen eines Pharmacon-Kongresses war, kennt den etwas gewöhnungsbedürftigen Charme dieser Veranstaltungen. In den Tagen davor hatten die Teilnehmer Gelegenheit, ihre Fragen schriftlich einzureichen. Nach einem kurzen Referat des Hauptgeschäftsführers über die aktuelle berufspolitische Lage werden diese Fragen dann von der Moderatorin, dieses Jahr war es wieder Karin Graf, an die ABDA- bzw. BAK-Vertreter an ihrem Tisch am Rand der riesengroßen Bühne gerichtet.

Und Fragen kamen an die Vertreter der Bundesapothekerkammer. (Friedemann Schmidt übrigens war nicht auf dem Podium, sondern saß in der ersten Reihe. Es handle sich um eine Veranstaltung der BAK, nicht der ABDA, hieß es.)

Ganz pharmazeutische Fragen, zu den Auswirkungen der neuen ApBetrO auf Defektur und Rezeptur, beispielsweise. Aber natürlich auch berufspolitische Fragen, wie zur Struktur der ABDA oder warum die ABDA nicht demokratisch gewählt sei. Für Lutz Tisch, den ABDA-Justiziar, eine Unterstellung, die er zurückwies. Und zudem sei das Thema Basisdemokratie insgesamt doch reichlich unkonkret und basisdemokratische Systeme eigentlich nicht praktikabel.

Auch die Transparenz wurde angesprochen. Und da wehte er plötzlich wieder durch die sowieso etwas zugige Kongresshalle aus Beton: der Geist einer abgehobenen Berufsvertretung, den Friedemann Schmidt doch vertreiben wollte: Etwas von oben herab wurde beschieden, gerade Veranstaltungen wie eben diese "Berufspolitische Veranstaltung" seien doch gelebte Transparenz. Es fiel der schöne Satz von BAK-Präsident Andreas Kiefer "Heute ist für mich ein Tag der Transparenz", da man den Apothekerinnen und Apothekern doch nun erkläre, wie die Entscheidungen zustande gekommen seien. Damit sie sich mitgenommen fühlen. Und als dann gar die Frage gestellt wurde, wer denn den Arbeitsvertrag des ehemaligen ABDA-Pressesprechers Thomas Bellartz seinerzeit unterschrieben habe und wie viel Geld der ABDA an die Agentur seiner Frau geflossen sei, war von Transparenz keine Rede mehr. (Wer unterschrieben hat sei unerheblich, man sei sich einig gewesen, dass es sich um einen kompetenten Menschen handle, den man haben wolle. Und die Summe werde von einem externen Wirtschaftsprüfer ermittelt und dann den Gremien mitgeteilt, so Kiefer.)

Transparenz sieht anders aus! Wenn es Friedemann Schmidt Ernst ist mit einer neuen Offenheit der Berufsvertretung, dann hat er wohl noch einiges an Arbeit vor sich.


Benjamin Wessinger



AZ 2013, Nr. 7, S. 1

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