Gesundheitspolitik

Schweiz: Video-Arzt in der Apotheke

Pilotprojekt könnte ausgeweitet werden

BERLIN (lk) | Mitte November will der Schweizer Apothekerverband Pharmasuisse darüber entscheiden, ob künftig der Arzt per Videoschaltung in alle 1700 Apotheken des Alpenlandes kommen kann. Derzeit läuft das von Pharmasuisse angeschobene Pilotprojekt „Netcare“ mit 200 Apotheken nach Aussage des Verbandes so erfolgreich, dass es vorzeitig für alle Schweizer Apotheken geöffnet werden soll.

Das vom Schweizerischen Apothekerverband Pharmasuisse initiierte Pilotprojekt Netcare verspricht bei 24 Bagatellerkrankungen schnelle ärztliche Hilfe per Video in der Apotheke. Der Arzt wird in Kooperation mit dem Zentrum für Telemedizin Medgate zur Beratung des Patienten in der Apotheke zugeschaltet. Unterstützt wird Netcare in der Schweiz auch von der Krankenversicherung Helsana.

Nach Angaben von Pharmasuisse haben in den letzten 17 Monaten 3600 Patienten das Netcare-Angebot getestet. Pharmasuisse hat für den Netcare-Service 24 Krankheitsbilder definiert, die der Apotheker entweder selbst oder gemeinsam mit dem Video-Arzt diagnostizieren kann. Der Arzt schickt anschließend gegebenenfalls das notwendige Rezept per Fax in die Apotheke.

15 Franken für umfassende Beratung in der Apotheke

Die gegenüber der „normalen“ Apothekenberatung umfassendere Netcare-Beratung in der Apotheke kostet den Patienten extra: 15 Franken. Wird der Arzt zugeschaltet, kommen weitere 48 Franken dazu. Den Apotheker kosten die Anschaffung von Videogerät und die Fortbildungen etwa 10.000 Franken. Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten der Patienten, andere haben angekündigt, das Angebot in die Grundversicherung aufzunehmen.

Laut Pharmasuisse können mit Netcare die überlasteten Notfallstationen in den Schweizer Kliniken entlastet werden. Für den Patienten verkürzten sich zudem die Wartezeiten im Vergleich zu einem Arztbesuch. In der Regel benötige eine Netcare-Diagnose nur 15 Minuten.

Das Projekt stößt bei den Schweizer Ärzten erwartungsgemäß auf Kritik: „Am Bildschirm hat ein Arzt nicht die gleichen Möglichkeiten wie im Direktkontakt“, so Urs Stoffel, Präsident der Ärztegesellschaft des Kantons Zürich. 

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