Gesundheitspolitik

Es holpert noch

Peter Ditzel

"Und sollte es in der Anfangsphase doch einmal holpern, bitten wir um Ihr Verständnis“ – schreibt der Nacht- und Notdienstfonds des Deutschen Apothekerverbands an alle Apotheken. Aber klar, dafür haben wir doch Verständnis. Es war ja auch wirklich eine organisatorische Meisterleistung, dieses bürokratische Ungetüm des Notdienstfonds in so kurzer Zeit umzusetzen: das Austüfteln der Melde- und Zahlungsströme, die Programmierungsarbeit bei den Rechenzentren und der Apotheken-Software, der räumliche Aufbau des Notdienstfonds samt Mitarbeitern, die Generierung der Fonds-Ident-Nummern für jede Apotheke und die Zustellung der Sonderbelege für die Selbsterklärung (auch wenn da noch nicht alles rund läuft). Irgendwie erinnert das ein bisschen an den Witz mit dem Medizin- und dem Pharmaziestudenten, die beide das Telefonbuch auswendig lernen sollen: der Medizinstudent fragt „warum?“ und der Pharmaziestudent fragt „bis wann?“. Ja, das weiß auch die Politik: Auf die Pharmazeuten ist Verlass – sie machen Unmög­liches möglich bei höchster Selbstausbeutung. Aber wir wollen nicht meckern, freuen wir uns: Seit 1. August füllen 16 Cent pro abgegebenem Rx-Arzneimittel den Fonds-Topf. Jetzt heißt es für die Apotheken nur noch, am Anfang eines Monats den „Sonderbeleg Selbsterklärung“ für die zulasten der PKV abgegebenen Rx-Arzneimittel (und nicht die Eigenentnahmen vergessen) auszudrucken und einzureichen, dann kann quartalsweise die Ausschüttung für die Nachtdienste erfolgen. Wir sind gespannt, wann die erste Auszahlung eintrifft. Und große Freude: CDU-Gesundheitsexperte Spahn hat – ganz in Wahlkampfeuphorie – sogar weitere Verbesserungen und Extra-Honorare für Apotheken angekündigt. Ja, ihm ist bewusst, dass die Apotheker in den letzten Jahren zu kurz gekommen sind. Und ja, die BtM-Gebühr von derzeit 26 Cent sollte erhöht werden. Hoffentlich weiß er auch, dass BAK-Präsident Kiefer eine BtM-Gebühr von 2,80 Euro inklusive Großhandelsgebühr fordert. Das ist dann nicht „mehr Geld für Apotheker“, Herr Spahn, sondern gerademal die Kostendeckung. Schön auch, dass er sich Honorarbestandteile für die Betreuung chronisch Kranker und ein Medikationsmanagement vorstellen kann. Das können wir uns auch vorstellen. Hallo, ABDA, er wartet auf konkrete Vorschläge! Hoffen wir, dass Spahns Gedächtnis nach der Wahlparty nicht holpert.


Peter Ditzel

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