Gesundheitspolitik

Plus drei Prozent: Apotheken im Wert gestiegen

Apobank-Studie 2012 – Aber kaum noch Apotheken-Gründungen auf dem Land

Berlin (lk). Trotz anhaltender Probleme hat der Wert bestehender Apotheken im vergangenen Jahr zugelegt. Nach einer Untersuchung der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) mussten Existenzgründer für den Kauf einer Apotheke mehr Geld investieren – nämlich im Durchschnitt um drei Prozent. "2011 ist die Übernahme einer Apotheke im Schnitt mit 433.000 Euro zu Buche geschlagen", so Georg Heßbrügge, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik bei der Apobank. "Profitiert haben 2012 die Apothekenabgeber: Im Vergleich zum Vorjahr ist der Übernahmepreis um drei Prozent gestiegen."

Wer als Apotheker 2012 den Weg in die Selbstständigkeit wagte, hat im Schnitt 440.000 Euro für eine Hauptapotheke oder Neugründung investiert. Das ergeben Gründungsdaten, die die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) jetzt in ihrer Analyse "Apothekengründung 2012" ausgewertet hat. Niedergelassene Apotheker, die ihre Geschäftstätigkeit ausgeweitet und eine Apotheke als Filiale übernommen haben, mussten etwas weniger tief in die Tasche greifen. Die Übernahme kostete sie 2012 im Schnitt 408.000 Euro.

Von der Investitionssumme von rund 440.000 Euro für eine Hauptapotheke entfielen mehr als zwei Drittel, nämlich 299.000 Euro, auf den Übernahmepreis. Auf das Warenlager entfielen im Schnitt 102.000 Euro, auf Investitionen für Modernisierung und Geschäftsausstattung 23.000 Euro. Die sonstigen Investitionen betrugen durchschnittlich 15.000 Euro.

Das gesamte Finanzierungsvolumen belief sich auf 518.000 Euro. Es setzt sich zusammen aus den Investitionen und dem Betriebsmittelkredit. Der Betriebsmittelkredit belief sich 2012 durchschnittlich auf 77.000 Euro. Damit wird der kurzfristige Geldbedarf des Apothekers für Wareneinkäufe oder Außenstände finanziert.

Geringere Investitionen für Filialübernahme

Etwas geringere Investitionen erfordert die Übernahme einer Filialapotheke: Apothekeninhaber, die eine weitere Apotheke als Filialapotheke übernommen haben, mussten mit 408.000 Euro fünf Prozent weniger investieren als im Vorjahr. Davon entfielen 268.000 Euro auf den Übernahmepreis. Die Kosten für das Warenlager beliefen sich durchschnittlich auf 107.000 Euro. Modernisierung und Geschäftsausstattung schlugen mit 17.000 Euro zu Buche. Die sonstigen Investitionen summierten sich auf 16.000 Euro.

Insgesamt war die Investitionshöhe für Filialapotheken damit etwas geringer als bei Einzelapotheken. Dies sei der Tatsache geschuldet, so Heßbrügge, dass aus Wettbewerbsgründen und zur "Marktabriegelung" zum Teil auch weniger umsatzstarke Apotheken als Filialen übernommen wurden. Das Gesamtfinanzierungsvolumen, also Investitionen zuzüglich Betriebsmittelkredit (im Schnitt 79.000 Euro), belief sich bei der Übernahme einer Apotheke als Filiale auf 487.000 Euro.

Nur noch wenige Apotheker wagen den Weg in die Selbstständigkeit auf dem Land. Nur drei Prozent der Apothekengründungen fanden im vergangenen Jahr in ländlichen Regionen statt. Im Jahr zuvor waren es noch fünf Prozent. Apotheker zieht es dafür mit Neugründungen wieder verstärkt in Kleinstädte. Das geht aus einer Analyse der Apobank hervor.

Großstädte bevorzugt

Danach stieg der Anteil der Gründungen in Kleinstädten im Jahr 2012 auf 26 Prozent (Vorjahr: 21 Prozent). Bevorzugt werden von Apothekern nach wie vor Großstädte – hier finden 40 Prozent der Neugründungen statt. Allerdings verlor der Städte-Boom an Kraft. Im Jahr zuvor gab es mit 45 Prozent einen noch deutlich höheren Stadt-Anteil an den Apothekengründungen.

83 Prozent der Pharmazeuten entschieden sich 2012 für die Übernahme einer Apotheke. Nur neun Prozent gründeten eine neue Apotheke. "Neugründungen sind im aktuellen Umfeld selten. Schließlich stehen viele Apotheken zur Abgabe, darunter auch viele attraktive und wirtschaftlich solide geführte Standorte, die für Existenzgründer oder expandierende Apothekeninhaber interessant sind", so Heßbrügge. "Wenn Apotheken neu gegründet werden, dann in erster Linie dort, wo auch eine neue Infrastruktur entsteht, das heißt in Shoppingzentren oder Ärztehäusern." Acht Prozent der Gründer entschieden sich für Pachtapotheken oder Apotheken-OHGs.

2012 betrug das Durchschnittsalter der Existenzgründer (Gründer einer Einzelapotheke) 38 Jahre. Damit zeigt sich, dass ein Großteil der Apotheker zunächst einige Zeit angestellt arbeitet und Erfahrung sammelt bevor der Schritt in die Selbstständigkeit folgt. Die Gründer einer Filialapotheke waren 2012 durchschnittlich 42 Jahre alt. "Eine Filialapotheke wird immer dann interessant, wenn sich die Einzelapotheke etabliert hat. Das ist in der Regel nach drei bis fünf Jahren der Fall", so Heßbrügge.

Apothekengründerinnen in der Minderzahl

Der Frauenanteil unter den Apothekengründern lag 2012 bei 44 Prozent. "Das mag erstaunen, da der Anteil in der gesamten Apothekerschaft bei knapp 70 Prozent liegt", so Heßbrügge. Von den Bestandsapotheken stehen heute 46 Prozent unter weiblicher Leitung. Damit liegt der Frauenanteil unter den Gründern 2012 leicht unter diesem Wert. "Das Gesundheitswesen muss Ansätze finden, wie insbesondere die weiblichen Pharmazeuten stärker für den Schritt in die Selbstständigkeit gewonnen werden können", unterstreicht Heßbrügge.

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