Gesundheitspolitik

Neuausrichtung der Vergütung?

Dr. Benjamin Wessinger

Was war die Aufregung groß. "Die Apotheker fordern eine radikale Reform ihrer Vergütung", das war der Tenor der Meldungen, die Mitte letzter Woche Apothekerschaft, Politik und auch einige Medien aufschreckten. ABDA-Vize Arnold habe im Gespräch mit der "Welt" nicht nur ein "Beratungshonorar" gefordert, sondern auch die Verpflichtung der Patienten zu einem jährlichen "Medikationsgespräch". Das schlug Wellen bis ins Gesundheitministerium. Hatte doch der Minister den Apothekern gerade erst relativ unverblümt davon abgeraten, an der grundsätzlichen Struktur der Vergütung zu rütteln. Sonst stünde das Fremdbesitzverbot zur Disposition. Und nun so eine Forderung!

Umso größer dann die Verwunderung – bei Manchem vielleicht auch Enttäuschung – als am nächsten Tag der "Welt"-Artikel in ganzer Pracht vorlag. Überschrift: "Wenn der Apotheker plötzlich Pflanzenschutz verkauft". Von radikalen Forderungen keine Rede. Sehr anschaulich, fast mitfühlend schildert der Beitrag die Nöte eines Land-Apothekers aus Mecklenburg-Vorpommern.

Aber dann finden sich doch noch die Zitate von Arnold, an denen sich der Wirbel entfachte: "Wir müssen über eine Neuausrichtung der Vergütung sprechen. Wir sollten in Zukunft auch Leistungen honorieren, die nicht direkt an die Packung geknüpft sind", wird Arnold wörtlich zitiert. Und weiter, nun in indirekter Rede: "Wenn ein Patient zum Beispiel über einen längeren Zeitraum mehrere Medikamente einnehme, die nicht alle vom Arzt verordnet sind, dann könne künftig pro Jahr ein ausführliches Medikationsgespräch mit dem Apotheker zur Pflicht werden, erklärt Arnold."

Das soll eine Forderung nach einer grundlegenden Umgestaltung der Vergütung sein? (Wobei noch zu erwähnen ist, dass Arnold großen Wert darauf legt, nie von einer Pflicht zum Medikationsgespräch für den Patienten gesprochen zu haben. Er habe gefordert, dass die Krankenkassen das Medikationsmanagement vergüten müssen.) Die Forderung, dass Apotheker für zusätzliche Dienstleistungen auch zusätzlich zu vergüten seien, ist weder besonders neu noch radikal.

Trotzdem stimmen die Reaktionen von BMG und GKV nachdenklich. Es ist wohl noch viel Überzeugungsarbeit nötig, um Politik und Kassen vom (potenziellen) Nutzen und (finanziellen) Wert pharmazeutischer Dienstleistungen wie des Medikationsmanagements zu überzeugen.


Benjamin Wessinger

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