Wirtschaft

Apothekenpersonal bekommt mehr Geld

Schwerpunkt des neuen Gehaltstarifvertrags auf Auszubildenden

Berlin (jz). Der neue Tarifvertrag für Apothekenmitarbeiter ist insbesondere beim pharmazeutischen Nachwuchs wegen der überproportionalen Anhebung auf Zustimmung gestoßen. Aber auch die Arbeitgeberseite hält den gefundenen Kompromiss für akzeptabel: Er sei "sozial ausgewogen" und "finanziell tragbar", wertete der Vorsitzende des Arbeitgeberverbands Deutscher Apotheken (ADA), Theo Hasse. Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) begrüßte das gefundene Ergebnis – insbesondere, dass Pharmazeuten im Praktikum mit ihrer Vergütung nun über dem BAföG-Höchstsatz liegen. Das hatten die Studierenden schon seit Längerem gefordert. Gerade mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen der Apotheken sei mit dem neuen Tarifabschluss "eine hilfreiche Entscheidung" gefallen.

In der vergangenen Woche haben sich die Apothekengewerkschaft ADEXA und der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) auf einen neuen Gehaltstarifvertrag geeinigt. Er gilt ab dem 1. Juli 2013 im gesamten Bundesgebiet – außer in den Kammergebieten Nordrhein und Sachsen – und hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Nach Meinung von Tanja Kratt, ADEXAs Zweiter Vorsitzenden, sollen die Angestellten von den "zahlreichen Maßnahmen" profitieren, die der Gesetzgeber in den letzten Monaten auf den Weg brachte, "um öffentliche Apotheken zu entlasten". Sie verweist vor allem auf langfristige Regelungen zu Kassenabschlägen und höhere Fixhonorare als wichtige Eckpfeiler.

Signal an junge Menschen

Einen Schwerpunkt setzten die Tarifpartner insbesondere auf die Verbesserung für Auszubildende. So erhalten Pharmazeuten im Praktikum während der ersten sechs Monate ihrer Ausbildungszeit jetzt 80 Euro mehr, also 750 Euro. Ab dem siebten Monat dann 880 Euro. Bei PTA-Praktikanten und -Praktikantinnen erhöht sich die Ausbildungsvergütung um 100 Euro auf 633 Euro. PKA-Auszubildende können im ersten Ausbildungsjahr mit 100 Euro mehr rechnen, ihre Vergütung steigt auf 633 Euro. Im zweiten Jahr gibt es statt bisher 604 künftig 684 Euro, und im dritten Jahr steigt das Gehalt von 664 auf 724 Euro. Diese Erhöhung sei "ein klares Signal an junge Menschen", die sich für eine Ausbildung in einem der Apothekenberufe interessieren, konstatierte der ADA-Vorsitzende Theo Hasse. So solle dem starken Rückgang bei entsprechenden Ausbildungen finanziell gegengesteuert werden, um auch in den kommenden Jahren über gutes und engagiertes Personal zu verfügen.

Pharmaziestudierende vorerst zufrieden

Der BPhD begrüßte insbesondere die neue Vergütungsregelung für Pharmazeuten im Praktikum: "Die seitens der Studierendenschaft geforderte Erhöhung des Tarifs über den BAföG-Höchstsatz und die Verringerung der Differenz zwischen den Vergütungen im ersten und zweiten Halbjahr trägt der bereits abgeschlossenen Ausbildung zum Pharmazeuten Rechnung." Gleichwohl hält man dort das "Optimum" noch nicht für erreicht. Auch in Zukunft dürften die Belange von Pharmazeuten im Praktikum und Jung-Approbierten bei der Revision des Tarifvertrages nicht in Vergessenheit geraten, fordert der Verband. Zudem müsse angestrebt werden, den Gehaltstarif flächendeckend durchzusetzen. "Umso dankbarer sind wir jedoch, dass die Belange der Studierenden und der Pharmazeuten im Praktikum seitens der Entscheidungsträger Gehör finden, und werden weiterhin an den Entwicklungen festhalten."

Gehaltszuwachs insgesamt 4,3 bis 4,5 Prozent

Bei den übrigen Angestellten sieht der Tarifvertrag in einer ersten Stufe (1. Juli 2013 bis zum 30. Juni 2014) Erhöhungen bei allen Berufsgruppen vor. Die Entlohnung von PTA bis zum achten Berufsjahr beziehungsweise von PKA bis zum neunten Berufsjahr verbessert sich um 3 Prozent. Apothekenangestellte dieser beiden Berufsgruppen erhalten in höheren Berufsjahren 2,8 Prozent mehr. Und auch das Gehalt von Approbierten, Apothekerassistenten und -assistentinnen, Pharmazie-Ingenieuren und -Ingenieurinnen sowie Apothekenassistent und Apothekenassistentinnen erhöht sich um 2,8 Prozent. Eine Erhöhung für den Zeitraum 1. Januar bis 30. Juni 2013 ist im neuen Tarifvertrag nicht vorgesehen. "Insofern konnte erreicht werden, dass es zu keinem, die Apotheken rückwirkend belastenden Abschluss gekommen ist", heißt es dazu beim Hessischen Apothekerverband.

Inhaber können planen

In einer zweiten Stufe (1. Juli 2014 bis 30. Juni 2015) erhöhen sich die Gehälter von Angestellten mit abgeschlossener Berufsausbildung nochmals um 1,5 Prozent. Damit sei es "gelungen, langfristige Sicherheit für alle Berufsgruppen zu schaffen", so ADEXAs Erste Vorsitzende Barbara Neusetzer. Für Apothekeninhaber seien die Personalkosten mit dem neuen Tarifabschluss für die kommenden zwei Jahre kalkulierbar, ergänzte Hasse. Er hält den neuen Tarifvertrag insgesamt für "sozial ausgewogen" und unter den sich ändernden Rahmenbedingungen auch für "finanziell tragbar". Es gelte, gemeinsam mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen die vielen Anforderungen – auch im Hinblick auf die Arzneimittelauswahl und die sich ständig ändernden Arzneimittellieferverträge sowie der Packungsgrößenverordnung – zu bewältigen und weiterhin für gute Versorgungs- und Beratungsqualität in Apotheken zu stehen. Außerdem, so Hasse, könnten gut motivierte Mitarbeiter helfen, kostenträchtige Retaxationen zu vermeiden.

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