Gesundheitspolitik

Spiel mit dem Feuer

Dr. Benjamin Wessinger

Man kann die Kammer Brandenburg ja verstehen. Viele Regelungen der neuen Apothekenbetriebsordnung sind bei den Kollegen äußerst unpopulär. Und tatsächlich sind durch sie viele Abläufe in der Apotheke deutlich komplizierter und aufwendiger geworden.

Und doch ist der Einwand, die ApBetrO nur ja im Ganzen nicht infrage zu stellen, durchaus ernst zu nehmen. Denn vor etwas über einem Jahr war das beherrschende Thema in der Debatte nicht das neue Leitbild und auch nicht die Honorierung; damals ging die Angst vor der "Apotheke light" um, sogar die "Bild"-Zeitung warnte damals vor "Kiosk-Apotheken".

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr versuchte als "Liberalisierung", "Bürokratieabbau" und "Erleichterung" zu verkaufen, was tatsächlich eine drastische Privilegierung von Filialverbünden gegenüber "Einzelapotheken" gewesen wäre.

Die ABDA (übrigens Seit‘ an Seit‘ mit der DAZ) kämpfte damals verbissen und letztendlich – glücklicherweise! – erfolgreich gegen diese Pläne. Daniel Bahr betont seitdem bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass es die Apotheker waren, die diese ApBetrO so wollten wie sie heute ist. Oft genug schwingt dabei ein (unausgesprochenes) "Wenn ich nur könnte wie ich wollte" mit.

Und genau diese Haltung des Ministers ist die große Gefahr beim jetzigen Vorstoß aus Brandenburg. Er könnte Bahr (der uns nach heutigem Stand durchaus als Minister erhalten bleiben könnte) die Vorlage liefern, die ganze ApBetrO nochmals aufzuschnüren. Und er könnte dabei wieder behaupten, nur Wünschen aus dem Berufsstand zu folgen. Letztes Jahr diente ihm das Argument, um sich zu verteidigen. Dieses Mal könnte er es offensiv nutzen.

Und die Brandenburger fordern ja nicht nur kleine Korrekturen und sogenannte redaktionelle Änderungen, sie wollen die Verordnung in 17 Punkten ändern. Das wäre ja fast schon wieder die nächste Novelle, nach gerade einmal einem Jahr.

Bei allem Verständnis dafür, dass man so manche Regelung der neuen ApBetrO wieder ändern oder am liebsten gleich ganz abschaffen möchte – den Erfolg, dass man im letzten Frühjahr praktisch im letzten Moment die Einführung einer ApBetrO verhindern konnte, die die Apothekenlandschaft in Deutschland grundlegend verändert hätte – diesen Erfolg sollte man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen!


Benjamin Wessinger

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