Gesundheitspolitik

Trend geht zu patentgeschützten N3-Packungen

Berlin (lk). Im ersten Jahresdrittel 2013 stieg die Anzahl der auf GKV-Rezepten abgegebenen Packungen verschreibungspflichtiger Arzneimittel um vier Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dabei zeigten sich unterschiedliche Trends hinsichtlich der verordneten Packungsgrößen. Die fast viermonatige Erkältungs-/Grippewelle erklärt den deutlichen Zuwachs kleiner Packungen gerade bei Generika. Darüber hinaus legten bei patentgeschützten Arzneimitteln Großpackungen deutlich zu. Das geht aus einer aktuellen Marktanalyse von IMS Health hervor.

Im Zeitraum von Januar bis April dieses Jahres gaben die Apotheken um vier Prozent mehr Rx-Arzneien auf GKV-Rezepten ab. Nach der dreiteiligen Normpackungsgrößen-Kennzeichnung wurden vor allem mehr kleine Packungen (N1) abgegeben, nämlich im Vergleich mit dem ersten Jahresdrittel 2012 um plus 6,7%. Die Anzahl der Großpackungen (N3) stieg um 4,5%. Bei Arzneipackungen mittlerer Größe (N2) betrug der Zuwachs 2,3%.

Erkältungswelle beschert Zuwachs

Dass N1-Schachteln den relativ stärksten Zuwachs erfuhren, liegt laut IMS Health an der ungewöhnlich lang anhaltenden Grippe-/Erkältungswelle, die sich nahezu über das gesamte erste Jahresdrittel erstreckte. Daher sind unter den zehn führenden rezeptpflichtigen Arzneikategorien, bei denen N1-Schachteln verordnet wurden, allein vier Gruppen (drei Antibiotika-Arten sowie Hustenmittel), die der Behandlung von Erkältungskrankheiten dienen.

Bei N3-Packungen wurden im Wesentlichen Medikamente zur Behandlung chronischer Erkrankungen abgegeben, wobei es Unterschiede im Anstieg des Absatzes danach gibt, ob es sich bei den Präparaten um Originale mit oder ohne Patentschutz oder aber um Generika handelt. Bei Arzneimitteln mit Patentschutz legte die Menge nach abgegebenen Packungen im ersten Jahresdrittel um 8,3% zu. Dabei sticht vor allem der Zuwachs von großen Packungen ins Auge, die um 14,1% mehr abgegeben wurden als im entsprechenden Vergleichszeitraum 2012.

Das liegt vor allem daran, dass sich hier in einigen Bereichen neuere Medikamente, die erst in den letzten Jahren in den Markt eingeführt wurden, noch etablieren. Hierzu gehören beispielsweise einige Antiepileptika, Angiotensin-II-Antagonisten (als Kombinationen) zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Antidiabetika wie DDP IV-Inhibitoren. Medikamente, die keinen Patentschutz mehr haben (sog. "Altoriginale"), verbuchen eine rückläufige Absatzentwicklung.

Bei neuen Rabattverträgen gibt‘s kleinere Packungen

Im Zeitraum von Januar bis April 2013 wurden rund acht Prozent mehr rezeptpflichtige Generika auf GKV-Rezepten als N3-Packungen abgegeben als im Vergleichszeitraum 2012 und zehn Prozent mehr N1-Schachteln. Dass mehr kleine Packungen abgegeben wurden, hängt zum einen mit der oben erwähnten Erkältungswelle zusammen, da es sich bei einem großen Teil der abgegebenen Antibiotika entweder um Generika oder um Altoriginale mit ausgelaufenem Patent handelt.

Zum anderen spielen neue Rabattverträge eine Rolle. Analysen von IMS Health aus dem Jahr 2012 legten bereits nahe, dass Ärzte bei einem Wechsel der Rabattverträge dazu tendieren, erst einmal kleinere Packungen zu verordnen, wenn Patienten vertragsbedingt auf Medikamente anderer Anbieter umgestellt werden müssen. Da bei einigen Krankenkassen zu Jahresbeginn 2013 (Januar/Februar) neue Rabattverträge über bestimmte Wirkstoffpakete in Kraft traten – beispielsweise bei der IKK Classic, dem AOK-Verbund, einigen Betriebs- und Innungskrankenkassen – liegt es nahe, die erhöhte Abgabe kleinerer Packungen damit in Verbindung zu bringen.

Tatsächlich erhöhten sich die Abgaben der N1-Packung hinsichtlich rabattvertragsgeregelter Arzneien (eingeschränkt auf rezeptpflichtige Generika) bei den beispielhaft ausgewählten Kassenarten mit zu Jahresbeginn 2013 teilweise neuen Verträgen stärker als die der N3-Packungen. Hierbei ist noch zu berücksichtigen, dass beim Anschluss einer neuen Vertragstranche an eine auslaufende nicht für alle Wirkstoffe Anbieterwechsel vonstatten gehen und daher auch N3-Packungen weiter verordnet werden. Dass auch die Großpackungen bei den selektierten Krankenkassen überdurchschnittlich zulegen, hängt damit zusammen, dass hier insgesamt deutlich mehr "Rabattmedikamente" abgegeben wurden als im gesamten Markt.

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