Gesundheitspolitik

Charité erforscht Arzneimitteltests in der DDR

Regierung übernimmt Bärenanteil der Kosten

Berlin (jz). Das Forschungsvorhaben zur Aufklärung der Arzneimittelversuche westlicher Pharmaunternehmen in der DDR an der Berliner Charité kann starten: Mit finanzieller Unterstützung des Bundesinnenministeriums soll es am 15. Juni offiziell losgehen, wie das Universitätsklinikum mitteilte. Das Projekt ist auf zweieinhalb Jahre angelegt und wird am Institut für Geschichte der Medizin der Charité durchgeführt – unter der Leitung seines Direktors Prof. Volker Hess.

Den Großteil der für das Forschungsprojekt anfallenden Kosten, etwa 70 Prozent, übernimmt das Bundesministerium des Innern (BMI). Die weitere finanzielle Unterstützung teilen sich die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen, der Bundesverband der pharmazeutischen Industrie, die Bundesärztekammer und einige Landesärztekammern. Der genaue Schlüssel sei noch nicht bekannt, erklärte eine Sprecherin des BMI.

Ziel der wissenschaftlichen Recherche ist die Überprüfung, inwieweit die Einhaltung der damals gültigen Standards – wie der Deklaration von Helsinki – in der DDR gesichert war. Insbesondere die Aufklärungs- und Einwilligungspraxis beteiligter Studienteilnehmer und der Umgang mit unerwünschten Nebenwirkungen soll untersucht werden. In einem ersten Schritt stoppte die Charité bereits die übliche Vernichtung von Akten nach Ablauf der Aufbewahrungsfristen. "Wir erhoffen uns eine weitgehend systematische Aufarbeitung dieser Auftragsforschung", erklärte Hess.

Mit Arzneimitteltests in der ehemaligen DDR werden sich übrigens auch bald die Gesundheitsminister und -senatoren der Länder befassen. Sie sind ein Thema der Gesundheitsministerkonferenz am 26. und 27. Juni in Potsdam.

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