Gesundheitspolitik

ABDA-Fehlgriff: Neuer Pressesprecher tritt nicht an

Vertrag mit Sven Winkler wieder aufgelöst – Krisenwoche im Apothekerhaus

Berlin (lk). Die viermonatige Suche nach einem neuen ABDA-Pressesprecher endete letzte Woche in einem Debakel. Nachdem im Internet Vorwürfe gegen den am vergangenen Montag präsentierten Nachfolger von Florian Martius bekannt geworden waren, zog die ABDA-Führung am Donnerstag die Notbremse: Sven Winkler durfte seinen neuen Posten am ersten Arbeitstag erst gar nicht antreten. Dabei sind die im Raum stehenden Vorwürfe nach wie vor ungeklärt. Bereits der El-Pato-Sonderbericht hatte auf schwerwiegende organisatorische Mängel im Berliner Apothekerhaus hingewiesen.

Die ABDA gab zur Trennung von Winkler folgende Erklärung ab: "Herr Sven Winkler, der designierte Leiter der Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, wird seine Funktion und damit seine Tätigkeit bei der ABDA nicht antreten. Diese Entscheidung ist heute nach einem Gespräch getroffen worden, das Herr Winkler mit dem Hauptgeschäftsführer der ABDA geführt hat und in dem er zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen Stellung genommen hat. Er hat erläutert, dass diese Vorwürfe nicht den Tatsachen entsprechen.

Die ABDA hat Herrn Winkler als ausgewiesenen und anerkannten Experten in der Gesundheits- und Politikkommunikation kennengelernt, der die Verbandsarbeit mit seinem Fachwissen deutlich verstärkt hätte. Aufgrund der Meldungen in den Medien und der anschließenden, teilweise sehr negativ geführten Diskussionen in deren Internet-Foren im Zusammenhang mit der Neubesetzung der Kommunikationsfunktion ist nach Einschätzung beider Seiten ein fairer Start bei der ABDA nicht mehr möglich. Die ABDA und Herr Winkler bedauern diese Entwicklung, halten jedoch die geplante Zusammenarbeit vor diesem Hintergrund nicht mehr für zielführend."

Keine persönliche Stellungnahme

Eigentlich sollte Sven Winkler seinen ersten Arbeitstag am 2. Mai als neuer Pressesprecher der ABDA antreten. DAZ.online rief im Apothekerhaus an, um Winkler erneut um eine persönliche Stellungnahme zu den Umständen seines Ausscheidens beim früheren Arbeitgeber Helmholtz Zentrum zu befragen. "Herr Winkler ist derzeit nicht zu sprechen. Kein weiterer Kommentar", so zunächst die offizielle Antwort der ABDA-Pressestelle. Im Laufe des Tages verdichteten sich die Hinweise, dass der Arbeitsantritt Winklers infrage stand. Mehrfach kündigte die ABDA-Pressestelle eine Erklärung an, die sich dann verzögerte. Um 20.40 Uhr versandte die ABDA dann obige Pressemitteilung. Keine Einzelheiten preisgeben wollte die ABDA zu den Modalitäten der Trennung, insbesondere nicht darüber, ob Winkler eine Abfindung erhält.

Ins Rollen gekommen war die Angelegenheit durch einen Blog beim Internetdienst Apotheke adoc. Darin wurden Vorwürfe gegen den früheren Sprecher des Helmholtz Zentrums öffentlich gemacht, die zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses geführt haben sollen. Eine Kündigungsschutzklage wurde später, so die Gerichtssprecherin, im Rahmen eines zwischen den Parteien abgeschlossenen Vergleichs zurückgenommen.

Anwalt eingeschaltet

Gegen den Internetblog setzte sich Winkler mithilfe seiner Anwälte zur Wehr. Der Eintrag wurde von der Internetseite von Apotheke adhoc am Dienstagnachmittag entfernt. Am Mittwochmorgen erreichte auch die DAZ-Redaktion eine E-Mail der Anwälte Winklers mit der Bitte, den Inhalt des Blogs im DAZ.online-Bericht "Problemstart für Sven Winkler" zu löschen. Durch seinen Rechtsanwalt ließ er mitteilen, die Verdächtigungen gegen seinen Mandanten erfüllten den Tatbestand der "üblen Nachrede". Es handele sich um "unzutreffende Tatsachenbehauptungen". Dieser Aufforderung kam die DAZ-Redaktion nach, um die Persönlichkeitsrechte von Sven Winkler zu schützen. Allerdings geschah dies ohne jede Anerkennung einer Rechtspflicht hierzu.

Helmholtz Zentrum hält sich bedeckt

Offenbar waren die Umstände des Ausscheidens von Sven Winkler bei Vertragsschluss der ABDA-Führung nicht bekannt. Dem Vernehmen nach wurde Winkler über eine auf Pressesprecherposten spezialisierte Frankfurter Agentur vermittelt. Nach wie vor liegen keine genauen und offiziell bestätigten Erkenntnisse über die Beendigung des Arbeitsverhältnisses zwischen dem Helmholtz Zentrum und Sven Winkler vor. Vom Helmholtz Zentrum erhielt die AZ nur die folgende Stellungnahme: "In Beantwortung Ihrer Anfrage darf ich Ihnen bestätigen, dass das Arbeitsverhältnis zwischen dem Helmholtz Zentrum München und Herrn Sven Winkler einvernehmlich mit Ablauf des 31. März 2013 geendet hat. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir Dritten gegenüber darüber hinaus keine weiteren Auskünfte zu dieser Personalie erteilen."

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