Gesundheitspolitik

"Eine Baustelle von vielen"

Dr. Benjamin Wessinger

Nun liegt er also vor, der Bericht der Wirtschaftsprüfer zu den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der ABDA und der Agentur El Pato, zu der der damalige Pressesprecher enge persönliche Beziehungen hat. Und er enthält einige Vorgänge, die staunen machen. Interessierten sei die Lektüre ans Herz gelegt, der Bericht findet sich zum Beispiel auf der Website der Deutschen Apotheker Zeitung.

Ob dieser Bericht nun die Zusammenfassung eines längeren Berichts ist oder lediglich um solche Passagen "bereinigt" wurde, die aus persönlichkeits-, arbeits- oder datenschutzrechtlichen Gründen nicht veröffentlicht werden dürfen, ist inzwischen gar nicht mehr das spannendste Thema. In der Zwischenzeit wurden Vorwürfe bekannt, die – sollten sie sich als richtig herausstellen – den bisher bekannt gewordenen Vorgängen noch eine ganz neue Dimension hinzufügen könnten.

Da fragt der stellvertretende Vorsitzende eines nicht ganz kleinen Landesapothekerverbandes öffentlich, was es denn mit TV-Spots bei einem Nachrichtensender auf sich habe, auf dem zufällig Friedemann Schmidt, damals ABDA-Vize, eine Talkshow moderierte. Auch das Thema Reisekosten und ihre korrekte Abrechnung werden in dem Leserbrief (s. DAZ Nr. 17, S. 89) kritisch hinterfragt.

Und der Online-Branchendienst Apotheke adhoc, dessen Betreiber eben diese Agentur El Pato ist, deren Abrechnungen Gegenstand der Sonderprüfung waren, raunt in einem Beitrag, der zwischen Meldung und Kommentar changiert, dass die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit nur eine Baustelle unter vielen sei. "Dann reicht keine ‚Sonderuntersuchung‘– dann gehört vom Berliner Hotelzimmer für den Teppichreiniger aus dem Taunus bis hin zu versteckten Honoraren leitender Angestellter und Abfindungen wegen vergessener Kündigungen alles auf den Prüfstand."

Er verstehe diese Andeutungen nicht, erklärt Friedemann Schmidt im Interview mit dieser Zeitung (siehe hier), er könne nicht erkennen, was man der ABDA eigentlich vorwerfe.

Das wird auf Dauer nicht reichen. Die Vorwürfe sind in der Welt, auf dem Wirtschaftsforum rankten sich bereits wilde Gerüchte darum. Die ABDA muss schnell zu den "Andeutungen" Stellung nehmen, die Verdächtigungen restlos aufklären – und sie im besten Fall ausräumen. Denn schließlich handelt es sich um (Zwangs-)Beiträge, bei deren Verwendung besondere Sorgfalt erwartet werden kann.


Benjamin Wessinger

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.