Management

Buy local – für das Einkaufen vor Ort

Neue Initiative gegen den internationalen Internethandel

(diz). Zahlreiche inhabergeführte Buchhandlungen und andere regional arbeitende Einzelhändler waren es leid, zuzuschauen, wie die Kunden zu den großen international agierenden Versandhändlern wie Amazon, Zalando & Co. abwandern. Sie gründeten den Verein "Buy local e.V.", der bei Verbrauchern das Bewusstsein dafür schaffen soll, warum es wichtig ist, den Einzelhandel vor Ort und die regionalen Märkte zu stärken: Jeder Euro, der in der Region bleibt, erhält Arbeitsplätze vor Ort und letztlich die Lebensqualität in der Region. Wir sprachen mit Ilona Schönle, Geschäftsführerin von Buy local. Sie setzt sich dafür ein, dass auch Apotheken Buy local unterstützen.

Was ist Buy local?

Wer mehr über Buy local wissen möchte und sich für eine Mitgliedschaft interessiert, findet weitere Informationen unter www.buylocal.de im Internet. Auf der Buy local-Seite erklärt auch ein witzig gemachter kurzer Film, wofür Buy Local steht.


Kontaktadresse:

Buy local e. V.

Geschäftsstelle

Marienplatz 34, 88212 Ravensburg

Tel. (07 51) 7 91 19-1 23

E-Mail info@buylocal.de

oder

Ilona Schönle: schoenle@buylocal.de


AZ: Frau Schönle, was verbirgt sich hinter Buy local?

Schönle: Buy local ist eine Qualitätsoffensive von inhabergeführten, lokalen Fachgeschäften mit hoher Beratungskompetenz. Sie ist vor gut einem Jahr aus einer zunächst rein buchhändlerischen Initiative heraus entstanden. Buy local möchte bei Verbrauchern das Bewusstsein und die Sensibilität dafür schaffen, dass ihre Kaufentscheidungen und -handlungen konkrete, spürbare Auswirkungen auf das eigene Lebensumfeld haben. Der Verein hat ein bundesweites Gütesiegel für lokales Marketing entwickelt und bewirbt regionales Einkaufen – auch im Internet. Buy local ist die Interessenvertretung all derjenigen Einzelhandelsunternehmen, die in ihren jeweiligen Städten dem zunehmenden Druck durch mächtige Filialunternehmen oder international agierende Internetversender etwas entgegensetzen möchten. Buy local liefert Verbrauchern attraktive Argumente für den Erhalt der regionalen Wertschöpfung und sichert den Verbleib der Kaufkraft vor Ort. Übrigens, es gibt auf YouTube einen ganz witzigen und kurzen Film, der Buy local spielerisch und mit einfachen Worten erklärt.

Ilona Schönle, Geschäftsführerin von Buy local: "Apotheken sind uns sehr willkommen." Foto: Buy local

AZ: Wem soll Buy local nutzen?

Schönle: Viele Innenstädte werden heutzutage immer austauschbarer, während andernorts großer Leerstand von Ladenlokalen zur Verödung führt. Einkaufszentren mit den immergleichen Filialisten und der zunehmende Einkauf bei Amazon, Zalando & Co. führen zu einem massiven Verdrängungswettbewerb und entziehen dem ortsansässigen Einzelhandel die nötigen Umsätze. Es ist daher höchste Zeit, unsere regionalen Märkte zu stärken. Wenn wir lebendige und vielfältige Innenstädte bewahren wollen, müssen wir sie als soziales Netzwerk fördern. Denn jeder Euro, der in der Region verbleibt, sorgt für den Erhalt von Arbeitsplätzen und erhöht durch die hier entstehenden Steuereinnahmen die Lebensqualität aller Menschen. Kindergärten, Schulen, soziale Einrichtungen und Vereine – alle profitieren von Buy local.


AZ: Was ist die Vision, das Ziel von Buy local?

Schönle: Für die lokalen und regionalen Einzelhändler möchte Buy local als übergeordneter Impulsgeber und Ansprechpartner wirken, um diese darin zu unterstützen, zu starken regionalen Netzwerken zusammenzuwachsen. Bundesweit stehen Einzelhändler und Kunden gemeinsam für ihre vielfältige und starke Region ein. Die Einzelhändler übernehmen Verantwortung für den gemeinsamen Lebensraum und ihre lebendige Innenstadt. Die Kunden unterstützen diese Bemühungen durch ihre bewusste Kaufentscheidung bei engagierten örtlichen Händlern und dem Kauf regionaler Produkte – vor Ort und im Internet. Ideen, die es dazu bundesweit in verschiedenen Branchen mit ähnlichen Problemen gibt, sollen gebündelt werden. Das Label Buy local soll diesen Inhalt kommunizieren und als verlässliches Gütesiegel dafür einstehen. Buy local als Gütesiegel sichert durch die Vorgabe von einheitlichen Kriterien und deren Einhaltung eine qualitätsfördernde Darstellung der beteiligten Mitgliedsunternehmen. Darüber hinaus will Buy local eine starke und positive öffentliche Wahrnehmung erzielen durch branchenübergreifende Pressearbeit und das auffallende und sympathische Logo mit dem Eichhörnchen.


AZ: Ist Buy local im gesamten Bundesgebiet engagiert?

Schönle: Ja, wir sind mittlerweile in vielen Teilen Deutschlands vertreten und sogar darüber hinaus im deutschsprachigen Ausland und in Italien.


AZ: Wer macht bisher mit? Wie viele Mitglieder hat Buy local?

Schönle: Derzeit sind bei Buy local noch überwiegend Buchhandlungen vertreten, die gegen den Versandbuchhandel wie Amazon kämpfen. Wir freuen uns aber über die beständig wachsende Zahl sehr engagierter Mitgliedsunternehmen aus anderen Bereichen. Mittlerweile sind es schon weit über 100 Einzelhändler aus verschiedenen Branchen, die sich Buy local anschließen.


AZ: Apotheken vor Ort haben sehr ähnliche Probleme, z. B. den Kampf gegen internationale Versandapotheken. Apotheken vor Ort beraten und kümmern sich um Patienten, bieten ein Einkaufserlebnis mit persönlicher Ansprache. Versandapotheken dagegen setzen auf den schnellen Umsatz. Sind auch Apotheken vor Ort als Partner bei Buy local willkommen?

Schönle: Ja, Apotheken sind uns sogar sehr willkommen. Zum Einen ist es so wie Sie sagen: Neben den Buchhändlern sind vor allem die Apotheker, Augenoptiker und Schuhhändler am empfindlichsten von überregional agierenden, großen Internetversendern betroffen und bedroht. Wir verlangen von unseren Mitgliedern einen sehr hohen Standard, was Beratung, Sortiment, Attraktivität des Ladengeschäfts, spezielle Serviceleistungen oder weitere Besonderheiten betrifft. Buy local-Unternehmen setzen solche Standards, dafür steht der Verein mit seinem Gütesiegel ein. Wir sind also kein Klage-Sammelplatz, sondern setzen uns für die Belange und Interessen von vorbildhaften lokalen Einzelhandelsgeschäften ein. Und insbesondere Apotheken sind ja häufig, was das Engagement der Inhaber, das Wissen der Mitarbeiter und die Hochwertigkeit und Vielfalt von Einrichtung und Sortiment betrifft, herausragend.


AZ: Wie teuer ist eine Mitgliedschaft, was erhalten die Mitglieder dafür?

Schönle: Zunächst gilt es, unsere Statuten zu erfüllen, die spezielle Qualitätsanforderungen enthalten, was zum Beispiel Führung, Mitarbeiter und äußere Wahrnehmung des Geschäftes betrifft. Der Vorstand prüft und entscheidet über jeden Mitgliedsantrag. Eine Mitgliedschaft kostet im Standard-Paket 120 Euro im Jahr. Hierfür bekommt das Mitgliedsunternehmen ein definiertes Leistungspaket. Dies umfasst das Zertifikat und eine Kennzeichnung seines Ladengeschäftes inkl. Qualitätsmanagement. Darüber hinaus eine sehr umfassende Darstellung und Vernetzung über die Buy-local-Internetpräsenz. Diese bauen wir stetig aus. Geplant sind Apps, die dem Nutzer mit einem Klick sagen, wo seine nächsten Buy-local-Läden sind und was ihn dort erwartet. Durch Plakate, schön gestaltete Postkarten, Broschüren und Aufkleber werden den Mitgliedern sympathische und witzige Argumente für die Aufklärung ihrer Kunden an die Hand gegeben. Darüber hinaus gibt es Anleitungen und Vorlagen für die Pressearbeit und auch Unterstützung für die Argumentation gegenüber Kommunen. Vor allem jedoch geht es um das "Dazugehören". Das Bewusstsein von Verbrauchern, das letztendlich zu einem Umdenken im Sinne eines regionalen Handelns und Fühlens führt, beginnt gerade erst zu erwachen. Buy local ist eine Initiative der ersten Stunde dieser Bewegung und setzt Akzente in der öffentlichen Wahrnehmung. Wir wollen erreichen, dass diese Bewegung von vielen unabhängigen Einzelhändlern in ganz Deutschland getragen wird, die aktiv und verantwortungsvoll das Leben in ihrer Region beeinflussen wollen.


AZ: Wie wollen Sie diese Idee, das Einkaufserlebnis vor Ort, dem Verbraucher kommunizieren? Sind Aktionen oder Veröffentlichungen geplant? Werden Sie auch die modernen Informationskanäle des Internets nutzen?

Schönle: Die Einzelhändler müssen dem Bürger und den Kunden klarmachen, dass ihre Kaufentscheidung maßgeblich das Aussehen und die Lebensqualität ihrer Region beeinflusst. Unter dem Slogan "Buy local – erlebe Deine Stadt" soll dem Kunden vermittelt werden, dass sich sein Einzelhandelsgeschäft zur Einhaltung bestimmter Regeln verpflichtet. Dies wird durch ein zertifiziertes Siegel sichtbar. Dem Kunden muss klar sein, dass er durch seinen Einkauf seine Region kulturell und sozial aktiv mitgestaltet. So wird beim Kunden ein Bewusstsein für die Folgen einer Kaufentscheidung geschaffen, und es wird aktiv für ein regionales Einkaufen – auch im Internet – geworben. Unsere Fürsprecher sind populäre Persönlichkeiten der jeweiligen Regionen, mit denen es auch gemeinsame Aktionen gibt. Darüber hinaus kommunizieren wir dies intensiv und proaktiv auf allen Informationskanälen. Dazu gehören die klassischen Medien inklusive Messen und Konferenzen, jedoch vor allem auch Facebook, Twitter & Co. Hier sind wir sehr unmittelbar und aktuell. Auf wissenschaftlicher Ebene arbeiten wir mit der Universität Leuphana in Lüneburg zusammen.


AZ: Frau Schönle, vielen Dank für das Gespräch.


Kritik an Sparkassen-Aktion war erfolgreich


Der Buy-local-Verein wurde bereits erfolgreich tätig. Als die Sparkassen Finanzgruppe vor Ostern ein Gewinnspiel veranstaltete und als Preis einen eBook-Reader und Buchgutscheine von Amazon verloste, nahm dies der Verein zum Anlass, seine Kritik gegen den Sparkassenverbund zu artikulieren. In einem Schreiben an die Finanzgruppe drückte Buy local sein Unverständnis darüber aus, warum gerade Sparkassen, die selbst immer wieder ihren Bezug zur Region hervorheben, Gutscheine ausloben, die bei einem internationalen Internethändler einzulösen sind. Nach Ansicht von Buy local wäre es passender und glaubwürdiger gewesen, wenn Sparkassen beispielsweise Buchgutscheine der Buchhandlungen vor Ort verlost hätten.

Das Schreiben von Buy local fand großes Verständnis beim Sparkassenverbund, er gelobte Besserung. In Zukunft sollen vergleichbare Aktionen mit Internethändlern nicht mehr stattfinden und die Interessen der Sparkassenkunden vor Ort, also auch der Einzelhändler vor Ort berücksichtigt werden.

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