Gesundheitspolitik

Vor der Bundestagswahl: Viel Zuspruch für Apotheker

ROSTOCK (tmb). Bekenntnisse zur freiberuflich geführten Apotheke, Zustimmung für ein stärker patientenorientiertes Leitbild und Verständnis in der Honorierungsfrage waren die weitgehend übereinstimmenden Positionen von Bundestagsabgeordneten von CDU, FDP, den Grünen und der Linken bei einer Podiumsdiskussion am 10. April in Rostock. Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern diskutierten Dr. Martina Bunge (Die Linken), Lars Lindemann (FDP), Dietrich Monstadt (CDU) und Dr. Harald Terpe (Die Grünen). Die vier Abgeordneten sind Mitglieder des Bundestagsgesundheitsausschusses und haben ihre Wahlkreise in Mecklenburg-Vorpommern.

FDP: Geld verdienen ist legitim

Lars Lindemann (FDP) würdigte die Apotheker als Freiberufler. Sowohl in öffentlichen Apotheken als auch in Krankenhäusern sollten sie eine andere Rolle bekommen, bei der ihre Kompetenzen mehr genutzt werden. Die Apotheken sollten selbstbewusst auftreten und ihre Kompetenzen stärker einbringen. "Sie dürfen sagen, dass Sie Geld verdienen wollen", erklärte Lindemann. Damit müssten sich Freiberufler nicht verstecken. Doch in Regionen mit starkem Bevölkerungsrückgang könne nicht jede Infrastruktur erhalten bleiben. Apotheken könnten in solchen Regionen auch nicht ausreichend über die Packungszahl honoriert werden, sondern müssten einen Sicherstellungszuschlag erhalten. Statt einer kleinteiligen Bedarfsplanung seien die Entscheidungen freiberuflicher Apotheker besser geeignet, die Versorgung sicherzustellen. Mit Blick auf die Honorierung forderte Lindemann eine transparentere Preisbildung für Arzneimittel.


Gastgeber und Gäste des AV Mecklenburg-Vorpommern (v. l.): Axel Pudimat (Verbandvorsitzender), Dietrich Monstadt (CDU), Friedemann Schmidt (ABDA-Präsident), Dr. Martina Bunge (Die Linke), Lars Lindemann (FDP), Dr. Thomas Müller-Bohn (Moderator).
Foto: AV Mecklenburg-Vorpommern

Grüne: Fremd- und Mehrbesitz vom Tisch

Für die Grünen sei das Thema Fremd- und Mehrbesitz jetzt vom Tisch, erklärte Dr. Harald Terpe (Die Grünen) und verwies auf Lernprozesse in der Partei. Er begrüßte die von ABDA-Präsident Friedemann Schmidt präsentierte Leitbildentwicklung der Apotheker, die sich wie ein bündnis-grünes Programm anhöre. "Sie haben viel zu bieten", folgerte Terpe. Die Bündnis-Grünen stünden für Freiberuflichkeit, doch sie hätten auch die Idee der Filialisierung eingebracht. Diese sei für den Erhalt schwächerer Standorte gut und doch seien weitere Maßnahmen zur Finanzierung der flächendeckenden Versorgung nötig. Auch wenn in dünn besiedelten Regionen kein komplettes Versorgungsangebot möglich sei, müsse die Gleichartigkeit der Lebensverhältnisse gesichert werden. Auch zur Honorierung fand Terpe klare Worte: "Jede Art von Honorierung, die die Inflation nicht berücksichtigt, ist reformbedürftig." Zum Krankenkassenabschlag erklärte Terpe, dieser sei in Ordnung, wenn es bei Verhandlungen nicht nur in eine, sondern auch in die andere Richtung gehen könne.

CDU: Pick up abschaffen

"Es ist für die CDU eine Selbstverständlichkeit, dass wir freiberufliche Apotheker als Leitbild haben", erklärte Dietrich Monstadt (CDU) und da hier kein Änderungsbedarf bestehe, werde dies auch nicht im Wahlprogramm erwähnt. "So wie die Versorgung läuft, finden wir das gut", erklärte Monstadt und was vernünftig laufe, sollte man auch nur vorsichtig weiterentwickeln. Dazu gehöre eine adäquate Vergütung, bei der auch Apotheken nicht von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt würden. Monstadt gestand zu, dass das Zusammenwirken von Arzneimittelpreisverordnung und Kassenabschlag keine glückliche Lösung sei. Dies sollte in der nächsten Legislaturperiode weiterentwickelt werden. Deutlich kritisierte Monstadt Fehlentwicklungen beim Versandhandel wie die Einlösung englischer Internetrezepte und Pick-up-Stellen. Für ihn gehöre Pick up abgeschafft. Die Frage sei, ob dieser Plan durchzuhalten sei. Zur Diskussion über "rollende Apotheken" meinte Monstadt, es gehe darum, die Versorgung während des demografischen Wandels in Regionen mit abnehmender Bevölkerung sicherzustellen.

Linke: Patienten im Blick

Dr. Martina Bunge (Die Linke) erklärte, die Linken würden von den Patienten aus denken. Wer den Patienten helfe, sei auch ihr Verbündeter, so Bunge. Für die Versorgung dünn besiedelter Regionen forderte sie eine sorgfältige Bedarfsplanung, auch für Apotheken. Als Grundlage für die flächendeckende Versorgung sollten die Apotheker eine zielgerichtete und am Sicherstellungsauftrag orientierte Honorierung erhalten anstelle einer Honorierung nach dem Gießkannenprinzip. Das Notdiensthonorar reiche nicht aus und sei zu bürokratisch geregelt, so Bunge. Zur Vorgabe im Parteiprogramm der Linken, nach der Überschüsse im Gesundheitswesen an Versicherte und Beschäftigte zu verteilen seien, erklärte Bunge, die Apotheker sollten für ihre Arbeit angemessen honoriert werden, die programmatische Aussage beziehen sich dagegen auf "Millionäre".



AZ 2013, Nr. 16, S. 1

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