Gesundheitspolitik

Lieber vom Gewinn?

Dr. Benjamin Wessinger

Viele Kollegen klagen über die – in ihren Augen – zu hohen Kammerbeiträge. Was jetzt aber in Bayern gefordert wird, ist keine Senkung der Kammerbeiträge, sondern eine Änderung der Systematik, wie die berechnet werden. Die Forderung: Die Höhe der Beiträge soll sich nicht mehr am Umsatz, sondern am Gewinn einer Apotheke orientieren.

Diese Forderung wurde schon in der Vergangenheit immer wieder erhoben. Durchgesetzt hat sie sich bisher in keinem Kammerbezirk. Dabei scheint sie auf den ersten Blick durchaus schlüssig. Der Umsatz ist nur sehr begrenzt aussagekräftig, wenn es um den wirtschaftlichen Erfolg geht. Das ist eine Binsenweisheit, die nicht oft genug wiederholt werden kann, viel zu viele "Experten" – Politiker, Journalisten, auch Kollegen – scheinen sie immer noch nicht verinnerlicht zu haben.

Aber warum nach Gewinn statt nach Umsatz? Wäre nicht ein Einheitsbeitrag am gerechtesten? Immerhin soll sich die Kammer um alle ihre Mitglieder gleichermaßen kümmern. Auch der Verwaltungsaufwand dürfte für jedes Kammermitglied ungefähr gleich groß sein.

Aber sollen angestellte Apotheker wirklich denselben Beitrag wie ein Apothekenleiter bezahlen? Was ist mit der jungen Mutter, die auf 450-Euro-Basis arbeitet? Dem altgedienten Ruheständler, der noch zwei Samstage im Monat aushilft?

Es spricht also vieles dafür, dass sich die Kammerbeiträge grundsätzlich nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Mitglieds richten. Es ist einer der Grundsätze unserer Gesellschaft, dass starke Schultern mehr tragen sollen als schwache. Unser Steuersystem ist so aufgebaut, auch unser Sozialsystem ist von dieser Maxime geprägt.

Natürlich ist eine Berechnung nach Umsatz für einige Apotheken ungünstig: Wer viele Hochpreiser abgibt, beispielsweise weil er viele HIV-Patienten versorgt, hat einen hohen Umsatz – aber nicht unbedingt viel Gewinn. Aber wäre eine Berechnung nach Gewinn (oder Rohertrag?) wirklich gerechter? Oder "bestraft" eine solche Beitragsberechnung diejenigen Apotheker, die ihre Kosten niedrig halten?

Über all diese Punkte kann man trefflich streiten. Eines aber wundert mich persönlich doch sehr: Wollen die Befürworter des neuen Vorschlags tatsächlich jedes Jahr gegenüber der Landesapothekerkammer ihren Gewinn offenlegen?


Benjamin Wessinger



AZ 2013, Nr. 15, S. 1

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