Gesundheitspolitik

Viele Influenza-Fälle in Bayern

Hausärzte sehen Zusammenhang mit Impfstoff-Chaos

Berlin (ks). Die Influenza-Welle erreichte vor wenigen Wochen relativ zeitgleich Bayern und Baden-Württemberg. Doch aus Bayern wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) rund doppelt so viele Erkrankungsfälle gemeldet wie aus dem Nachbarbundesland. Der Bayerische Hausärzteverband führt dies auf die Lieferausfälle bei Novartis zurück – dem exklusiven Rabattpartner der bayerischen Krankenkassen für Grippeimpfstoff.

Wie der Verband am 1. März mitteilte, wurden dem RKI für 2013 aus Baden-Württemberg 1737 Influenzafälle gemeldet – in Bayern waren es dagegen 3550 Erkrankungen. Auf die Bevölkerung verteilt habe es damit in Baden-Württemberg auf 6246 Einwohner einen Influenza-Patienten gegeben. In Bayern sei dagegen bereits jeder 3548. Bürger an einer echten Grippe erkrankt. Betrachte man ganz Deutschland, so komme jeder fünfte Grippepatient aus Bayern

Dr. Dieter Geis, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverband, ist überzeugt, dass mangelnder Impfschutz dahinter steckt. Viele Menschen konnten sich letzten Herbst nicht impfen lassen, weil in Bayern – wo die Krankenkassen den Grippeimpfstoff ausgeschrieben hatte – der Impfstoff fehlte. Geis: "Es ist unverantwortlich, wie die gesetzlichen Krankenkassen aus reinem Profitinteresse die Gesundheit der Versicherten aufs Spiel gesetzt haben. Die paar Cent, die die Kassen in Bayern meinten über Rabattverträge sparen zu können, kommen jetzt uns allen teuer zu stehen". Die bayerischen Hausärzte fordern deshalb einen gänzlichen Verzicht auf die Ausschreibung der Grippeschutzimpfstoffe. Damit sind sie zwar nicht allein – doch in weiten Teilen setzen die Kassen auch für die kommende Saison wieder auf exklusive Rabattverträge.



AZ 2013, Nr. 10, S. 8

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