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Schlesische Apothekerbiografien des 19. Jahrhunderts

In der Pharmaziehistoriographie ist die Geschichte des Apothekenwesens in den letzten Jahrzehnten etwas in den Hintergrund getreten, obwohl es immer noch eine Reihe wenig bearbeite-ter Territorien und Zeiträume gibt. Insofern ist es überaus verdienstvoll, dass Dr. Peter Hartwig Graepel, der am Marburger Institut für Geschichte der Pharmazie unter Leitung des Gründers dieser Einrichtung promoviert wurde, eine eigene Buchreihe begründet hat, die sich dieses Themas annehmen will.

Dabei sollen, wie er im Vorwort ausführt, einzelne Epochen der deutschen Apothekengeschichte ausgehend von wertvollen Quellen wie Privilegien, Briefwechsel, Stammbücher etc. dargestellt werden. Dass sich das erste Heft mit schlesischen Apothekern beschäftigt, entbehrt nicht einer gewissen Programmatik, da Untersuchungen zu den ehemals deutschen Gebieten nach 1945 eine seltene Ausnahme geblieben sind.

Graepel schildert im ersten Heft zudem die Lebensläufe bisher kaum bekannter Apotheker, die auch in der Deutschen Apotheker-Biographie nicht vertreten sind. Carl Gottfried Weimann beschäftigte sich neben seiner Tätigkeit in der Grünberger Apotheke mit der Untersuchung von Meteorsteinen, von Braunkohle, aber auch von Wein und mit toxikologischen Analysen. Er zählt somit zu den wissenschaftlich tätigen Offizinapothekern. Aber auch Spuren seines Wirkens im norddeutschen Apothekerverband bis hin zu Leserbriefen in pharmazeutischen Zeitschriften wird nachgegangen.

Der zweite Beitrag beschäftigt sich mit Weimanns Schüler Robert Knorr, der in Sommerfeld in der Niederlausitz wirkte, und gleichfalls publizistisch und standespolitisch tätig war und sowohl Vorschläge zur Verbesserung der Medizinalgesetzgebung, aber auch zu Gehältern und zur Altersversorgung von Gehilfen Stellung nahm.

Das dritte Kapitel widmet sich dann den beiden ersten Besitzern der Schweidnitzer Adler-Apotheke, Friedrich Moritz Pachaly und Heinrich Sommerbrodt, die zwar nicht wissenschaftlich hervortraten, sich aber in der Kommunalpolitik sowie in der katholischen bzw. evangelischen Kirche engagierten. Gerade diese Biographien zeigen, dass Apotheker stark in städtische Netzwerke eingebunden waren und als Honoratioren der jeweiligen Kleinstadt das gesellschaftliche Leben prägten.

Im Anhang findet sich dann noch eine fünfte Biographie für den Lignitzer Apotheker Joachim Carl Christoph Bornemann, bei der es sich aber um einen unveränderten Neudruck, eines von Weimann verfassten "Biographischen Denkmals" handelt.

Graepel hat seine sorgfältig recherchierten Fakten, wie für einen ehemaligen Marburger Doktoranden verpflichtend, stets genau und exakt belegt, Schriftenverzeichnisse für die ersten beiden Apotheker erstellt, und es gelingt ihm zugleich, ungenaue Angaben des Pharmaziehistorikers Wilhelm Brachmann zu korrigieren.

Das Büchlein ist liebevoll gestaltet und mit seltenen Abbildungen illustriert, die den Text auflockern und nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Durchblättern anregen. Es macht gespannt auf die weiteren Hefte, deren Inhalt bereits am Ende des Büchleins skizziert wird, und stellt zudem auch einen wertvollen Beitrag für den in Arbeit befindlichen dritten Ergänzungsband der Deutschen Apothekerbiographie dar, zu deren Herausgebern Peter Hartwig Graepel zählt.


Peter Hartwig Graepel (Hrsg.), Vier schlesische Apotheker des 19. Jahrhunderts,
Carl Gottfried Weimann (ca. 1790– 1861), Robert Knorr (1817– 1909), Friedrich Moritz Pachaly (1783– 1875) und Heinrich Sommerbrodt (1807– 1872).
90 Seiten, 5 Abbildungen, 30 Euro, > Gladenbacher Beiträge zur Geschichte des deutschen Apothekenwesens, Heft 1 <, Gladenbach: Eigenverlag 2012.
ISBN 978-3-00-036695-6


Prof. Dr. Christoph Friedrich,
Institut für Geschichte der Pharmazie,
Philipps-Universität Marburg


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DAZ 2012, Nr. 9, S. 149

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