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Bexaroten hilft gegen Alzheimer – bei Mäusen

Das Retinoid-Analogon Bexaroten wird bislang zur Therapie des fortgeschrittenen kutanen T-Zell-Lymphoms eingesetzt. Möglicherweise stellt der Wirkstoff auch eine Option für die Behandlung der Alzheimer-Demenz dar. Im Tierversuch beseitigte es Beta-Amyloidplaques und bewirkte darüber eine Normalisierung des Verhaltens der Tiere.

Die Anreicherung von Beta-Amyloiden im Gehirn gilt als wesentlicher Grund für die Zerstörung von Gehirnzellen und den damit verbundenen geistigen und körperlichen Zerfall bei Morbus Alzheimer. Vor wenigen Jahren hat man entdeckt, dass körpereigenes Apolipoprotein E (ApoE) den Abbau von Beta-Amyloid fördert. Seither war man auf der Suche nach Wirkstoffen, die die Aktivität von ApoE verbessern. Ein Team um Gary Landreth von der Case Western Reserve University ist nun fündig geworden. Ansatzpunkt für den Fund war die Untersuchung von Transkriptionsfaktoren, die dafür verantwortlich zeichnen, wie häufig das Gen für ApoE abgelesen und in das zugehörige Protein übersetzt wird. Zu diesen Faktoren gehört der Retinoid-X-Rezeptor, der von Bexaroten aktiviert wird. Ausgehend von der Erkenntnis setzten Landreth und Kollegen Bexaroten in einem Alzheimer-Mausmodell ein. Mit Erfolg: Innerhalb von 24 Stunden nach der Medikation sank die Konzentration an gelöstem Beta-Amyloid im Hirngewebe der Mäuse um ca. 25 Prozent. In den nachfolgenden ein bis zwei Wochen wurden amyloide Plaques um bis zu 75 Prozent reduziert. Parallel dazu normalisierte sich das Verhalten der Tiere. Ob Bexaroten künftig für die Behandlung von Alzheimer beim Menschen eine Option ist, müssen nun aber weitere Studien weisen. Die relativ schlechte Verträglichkeit der Substanz könnte der Entwicklung einen Strich durch die Rechnung machen. Zu den Nebenwirkungen, die unter Bexarotengabe bei Krebspatienten beobachtet werden können, gehören Linsentrübungen, Leukopenien, Störungen der Leberfunktion und eine Pankreatitis.


ral


Quelle: Cramer, P. E. et al.: Science, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1126/science.1217697



DAZ 2012, Nr. 7, S. 8

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