Aus den Ländern

Prof. Beske feierte seinen 90. Geburtstag

37 Jahre Institut für Gesundheitssystemforschung

Am 12. Dezember feierte Prof. Dr. Fritz Beske mit über 200 Gästen seinen 90. Geburtstag. Beske hat das Institut für Gesundheitssystemforschung (IGSF) in Kiel, das seit 2000 auch seinen Namen trägt, gegründet und 37 Jahre lang geleitet; nun trat er als Direktor zurück und kündigte das baldige Ende des IGSF an. Grußredner aus den verschiedensten Bereichen des Gesundheitswesens würdigten Beskes Verdienste als Berater.
Prof. Dr. Fritz Beske

Beske und das IGSF

In seiner Laudatio zeichnete Dr. Rainer Hess, ehemaliger Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses, das Leben des Jubilars und die Geschichte des IGSF nach. Beske absolvierte als einer der ersten deutschen Ärzte in den USA das Studium zum Master of Public Health und wurde ein Pionier der Wissenschaft vom öffentlichen Gesundheitswesen in Deutschland. Außerdem wandte er sich schon früh der Politik zu und hatte verschiedene Ämter in schleswig-holsteinischen Ministerien und bei der Weltgesundheitsorganisation in Kopenhagen (Regionalbüro für Europa). Seine Antrittsvorlesung als Honorarprofessor 1973 in Lübeck gab den Anstoß zur Gründung des IGSF im Jahr 1975. Die Beschäftigung mit der Versorgungsforschung sei damals in Deutschland revolutionär gewesen, erläuterte Hess.

Beske leitete das IGSF zunächst neben seiner Tätigkeit als beamteter Staatssekretär, die er bis 1981 ausübte. Er widmete sich der Analyse des Gesundheitswesens und der wissenschaftlichen Politikberatung. Sein zentrales Thema war und ist die bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung bei begrenzten Ressourcen. Außerdem untersuchte er Versorgungsfragen zu den unterschiedlichsten Indikationen. Dabei erwarb Beske sich auch internationale Anerkennung; das IGSF war von 1984 bis 2004 Kollaborationszentrum der Weltgesundheitsorganisation.

Für seine Arbeit wurde Beske vielfach ausgezeichnet, erst in diesem Jahr erhielt er das Große Verdienstkreuz (siehe DAZ Nr. 23, S. 129). Er nahm zahlreiche Ehrenämter in den unterschiedlichsten Organisationen wahr und bekleidet diese teilweise noch immer.

Hess betonte, dass Beske sich stets unmissverständlich ausdrückt und kein Freund von Worthülsen ist. Seine offenen Worte werden gehört und geschätzt. Hess erklärte: "Sie waren und sind der Rufer in der Wüste, der von der Politik jetzt Taten verlangt." Dies tat Beske erst kürzlich, als er am 6. Dezember in Berlin den 123. Band der Schriftenreihe des IGSF mit einer Versorgungsprognose für 2060 vorstellte. Darin wirft Beske der Politik vor, die Bevölkerung über nötige Veränderungen im Gesundheitswesen im Unklaren zu lassen. Anstelle einer wohnortnahen sei eine gesicherte Versorgung zu fordern. Doch Hess erklärte, dies werde kein Politiker propagieren, weil Politiker stets in Vier-Jahres-Zeiträumen denken. Hess wünschte dem Jubilar für die Zukunft "Gesundheit und Wohlergehen, aber bewusst nicht Ruhe und Muße", denn er erwarte weitere Aktivität von ihm.


Auditorium bei der Geburtstagsfeier, in der ersten Reihe von rechts: Prof. Dr. Fritz Beske, Lore Beske, Dr. Doris Pfeiffer, Dr. Volker Leienbach. Fotos: DAZ/tmb

Viel Lob in den Grußworten

Prof. Dr. Frank-Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, hob Beskes Sachlichkeit sowie seine Unabhängigkeit und Unbestechlichkeit hervor. Seine Zahlen seien immer verlässlich und er zeige nicht nur Probleme auf, sondern biete stets auch Lösungen an. Dr. Doris Pfeiffer, Vorsitzende des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen, verglich die wissenschaftliche Politikberatung mit der ärztlichen Tätigkeit, denn in beiden Fällen gehe es um Befund, Diagnose und Therapie. Doch Beske lasse sich nicht davon abschrecken, wenn die Politik die Rezepte zwar entgegennehme, aber nicht einlöse. Denn Beske sei ausdauernd und beharrlich.

Dr. Volker Leienbach, Direktor des Verbandes der PKV, würdigte Beske als Mittler zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis, der in allen Bereichen Autorität und Erfahrung besitze und zielorientiert vermittle. Henning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie, beschrieb Beske als geradlinigen und strukturiert arbeitenden Wissenschaftler und Arzt. Fahrenkamp betonte, dass Beske stets auch den Stellenwert der Arzneimittel sauber dargestellt habe und diese nicht nur als Kostenverursacher betrachte.

Peter Harry Carstensen, ehemaliger Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, erklärte: "Fritz Beske steht für umfassende Kompetenz im Gesundheitswesen."


"Alter ist kein Verdienst, aber Erfahrung ist auch kein Ballast."

Peter Harry Carstensen, ehemaliger Ministerpräsident von Schleswig-Holstein

Alle Grußredner betonten die herausragende Bedeutung von Lore Beske, der Ehefrau des Jubilars, die ihn in besonderer Weise unterstützt und stets begleitet – Montgomery verglich dies mit einer Symbiose. Hans Berger, Vorsitzender des Stiftungsrates des IGSF, erklärte, sie sei die erste Sekretärin des Instituts gewesen und habe die wissenschaftliche Literatursammlung mit aufgebaut. Diese ganze Arbeit habe sie 37 Jahre lang unentgeltlich geleistet.

Noch zwei Bücher schreiben

Beske begründete seine Entscheidung für den Rückzug als Institutsdirektor so: "Man kann gerne vier Wochen zu früh aufhören, aber nie einen Tag zu spät." Außerdem erklärte er: "90 Jahre sind ein gutes Alter, um mit der Arbeit aufzuhören – im Prinzip." Doch er habe noch "Restarbeiten" zu erledigen – dafür bleibt Beske bis zur endgültigen Schließung des IGSF am 30. April 2013 dessen kommissarischer Leiter.

Beske kündigte an, er werde noch zwei Bücher publizieren. Mit dem ersten Buch wolle er sich an den Bürger, nicht an den Patienten wenden. Er wolle darin erklären, wie die Bürger sich auf das Alter unter den Bedingungen des demografischen Wandels vorbereiten sollten. Das Buch solle im Februar erscheinen. In einem zweiten Buch werde er dasselbe Thema systembezogen für die Wissenschaft bearbeiten.

Für seine Arbeit zog Beske die Bilanz, er habe versucht zu erreichen, dass die Politik sich auf eine vorhersehbare Zukunft vorbereitet. Leider seien nicht genug Politiker bereit, Staatsmänner zu sein und in Generationen zu denken. Dies habe er nicht erreicht, aber er habe dazu beigetragen, das Bewusstsein zu schärfen. Wer künftig die nötigen Maßnahmen ergreifen wolle, könne auf die Arbeit des Instituts zurückgreifen.


tmb



DAZ 2012, Nr. 51, S. 68

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.