Arzneimittel und Therapie

Starke Knochen für Männer

Zoledronsäure senkt Frakturrisiko stärker als Placebo

Osteoporose wird häufig als eine Erkrankung postmenopausaler Frauen wahrgenommen. Doch Männer sind fast ebenso häufig betroffen – nur etwa zehn Jahre später. In Studien mit Osteoporosemitteln sind sie jedoch bisher unterrepräsentiert. Entgegen diesem Trend war eine kürzlich veröffentlichte Studie mit dem Bisphosphonat Zoledronsäure ausschließlich mit Männern durchgeführt worden. Der Wirkstoff reduzierte das relative Risiko für neue Wirbelkörperfrakturen gegenüber Placebo um 67%.
Die einmal jährliche Infusion mit 5 mg Zoledronsäure führte in einer randomisierten placebokontrollierten Studie mit über 1000männlichen Osteoporose-Patienten zu einersignifikanten Reduktion des Risikos für neueWirbelkörperfrakturen.  Foto: pix4U – Fotolia.com

Untersuchungen zufolge treten 40% aller osteoporotischen Frakturen in der Altersgruppe über 50 bei Männern auf. Die Mortalität nach einem solchen Knochenbruch liegt bei Männern sogar höher als bei Frauen. In bisherigen Studien mit Osteoporosemitteln sind Männer jedoch bisher kaum vertreten. Zudem waren die primären Endpunkte häufig nur Surrogatparameter wie z. B. die Knochendichte. Diese für Patienten und Therapeuten gleichermaßen unbefriedigende Situation führte zur Konzeption einer doppelblinden randomisierten placebokontrollierten Studie, in der über einen Zeitraum von zwei Jahren einmal jährlich (das heißt zu Studienbeginn und nach zwölf Monaten) 5 mg Zoledronat als intravenöse Infusion ausschließlich an männliche Osteoporosepatienten verabreicht wurde.

Signifikante Überlegenheit gezeigt

Die Studie wurde in Europa, Südamerika, Afrika und Australien durchgeführt. 1199 Männer zwischen 50 und 85 Jahren mit primärer oder Hypogonadismus-assoziierter Osteoporose wurden auf die oben genannte Behandlung (n = 588) bzw. eine Placebogabe (n = 611) randomisiert. Zusätzlich erhielten alle Studienteilnehmer pro Tag zwischen 1000 und 1500 mg Calcium und zwischen 800 und 1200 IU Vitamin D. Primärer Endpunkt war der Anteil der Männer mit einer oder mehreren neuen Wirbelkörperfrakturen im Beobachtungszeitraum. Zu den sekundären Endpunkten zählten beispielsweise die Zeit bis zur ersten vertebralen oder nichtvertebralen Fraktur und Veränderungen der Knochendichte im Lendenwirbel.

Im Studienzeitraum von 24 Monaten erlitten in der Zoledronsäure-Gruppe signifikant weniger Männer eine oder mehrere neue Wirbelkörperfrakturen (1,6% vs. 4,9%). Dies entspricht einer relativen Risikoreduktion von 67% (relative risk 0,33, 95% KI 0,16 bis 0,70, p = 0,002).

Außerdem war die Behandlung mit Zoledronsäure mit einem signifikanten und anhaltenden Anstieg der Knochendichte im Lendenwirbel, in der Gesamthüfte und im Oberschenkelhals verbunden (p < 0,05 für alle Vergleiche).


Zugelassene Zoledronsäure-Präparate


Mit dem Wirkstoff Zoledronat sind in Deutschland die Präparate Aclasta® und Zometa® (Hersteller: Novartis) zugelassen.

Aclasta® 5 mg Infusionslösung ist indiziert

  • zur Behandlung der Osteoporose

  • – bei postmenopausalen Frauen und bei Männern mit einem erhöhten Risiko für Frakturen, einschließlich bei Patienten mit einer kürzlich erlittenen niedrig-traumatischen Hüftfraktur.
  • – in Zusammenhang mit einer systemischen Langzeit-Glucocorticoid-Therapie bei postmenopausalen Frauen und Männern mit einem erhöhten Frakturrisiko.

  • zur Behandlung von Morbus Paget des Knochens bei Erwachsenen


Zometa® 4 mg/100 ml Infusionslösung bzw. 4 mg/5 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung wird eingesetzt

  • zur Prävention skelettbezogener Komplikationen (pathologische Frakturen, Wirbelkompressionen, Bestrahlung oder Operation am Knochen oder tumorinduzierte Hyperkalzämie) bei erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenen, auf das Skelett ausgedehnten, Tumorerkrankungen.

  • zur Behandlung erwachsener Patienten mit tumorinduzierter Hyperkalzämie (TIH).

Kausalität häufigerer Myokardinfarkte unklar

Die Häufigkeit von Todesfällen oder schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen war in beiden Studienarmen vergleichbar, mit Ausnahme der Myokardinfarkte (9 in der Verumgruppe, 2 in der Placebogruppe, p = 0,03).

Unter dem Bisphosphonat kam es häufiger als unter Placebo zu Fieber, Myalgien, Arthralgien, Kopfschmerzen, Schmerzen in den Extremitäten und Grippe-ähnlichen Symptomen. Kiefernekrosen wurden im Studienzeitraum nicht beobachtet. Das Hauptergebnis, die 67%ige Risikoreduktion bezüglich neuer Wirbelkörperfrakturen, war vergleichbar mit Studienergebnissen mit postmenopausalen Frauen.

Die Autoren merken an, dass der beobachtete signifikante Unterschied in der Häufigkeit von Myokardinfarkten in vorangegangenen Studien noch nicht beobachtet wurde; ob ein kausaler Zusammenhang mit der Zoledronsäure-Gabe besteht, ist unklar.


Quelle

Boonen S. et al.: Fracture risk and zoledronic acid therapy in men with osteoporosis. N Engl J Med (2012) 367 (18): 1714-1723, doi: 10.1056/NEJMoa1204061.

Fachinformation Aclasta® 5 mg Infusionslösung, Stand April 2012.

Fachinformation Zometa® 4 mg/100 ml Infusionslösung bzw. 4 mg/5 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, Stand Februar 2012.


Apothekerin Dr. Claudia Bruhn



DAZ 2012, Nr. 48, S. 35

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