Aus den Ländern

Signale für bessere Wirtschaftlichkeit

Die Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein hat bei ihrer Sitzung am 21. November eine Resolution zum Kassenabschlag verabschiedet und mit der Senkung der Kammerbeiträge um acht Prozent selbst ein Zeichen für eine finanzielle Entlastung der Apotheken gesetzt. Weitere Themen waren die flächendeckende Versorgung auf dem Land, die Generationengerechtigkeit im Versorgungswerk und Testkäufe.
Diskussion bei der Kammerversammlung in Kiel (von links): Justiziar Dr. Stefan Zerres, Kammerpräsident Gerd Ehmen, Geschäftsführer Frank Jaschkowski, Vorstandsmitglied Reinhard Boxhammer. Foto: AK SH

Das Verhalten des GKV-Spitzenverbands und die jüngste Entwicklung zum Kassenabschlag 2013 haben die Kammerversammlung zu einer Resolution (siehe Kasten) veranlasst. Darin missbilligt die Kammerversammlung das Verhalten des GKV-Spitzenverbands und fordert die Kassenvertreter zum konstruktiven Dialog auf. Angesichts der wirtschaftlichen Probleme der Apotheken beschloss die Kammerversammlung, ausgehend von einem Vorschlag des Haushaltsausschusses, die Kammerbeiträge für das nächste Jahr um durchschnittlich acht Prozent zu senken. Davon profitieren sowohl selbstständige als auch angestellte Apotheker.

Auch andere wirtschaftliche Themen kamen in der Kammerversammlung zur Sprache. Kammerpräsident Gerd Ehmen erklärte, mit dem SGB V seien Verhältnisse geschaffen worden, die ein verlässliches Arbeiten als Heilberufler unmöglich machen. Rx-Versandhandel, Rabattverträge und Einzelverträge über Hilfsmittel belasten die Apotheken erheblich, während die Fragen der Wirtschaftlichkeit unbeantwortet bleiben. Nicht zuletzt die Probleme bei der Lieferung von Grippeimpfstoffen zeigten, dass eine vernünftige Versorgung unter den gegebenen Regularien nicht mehr möglich sei. Es sei nicht hinnehmbar, dass wirtschaftliche Fragestellungen vor das Wohl des Patienten gestellt werden, und es gelte, solchen Entwicklungen entgegenzutreten, sagte Ehmen.

Apotheken-Mobil?

Zum Dauerthema Versorgung in ländlichen Räumen erklärte Ehmen, es sei absehbar, dass Versorgungsengpässe drohen, weil die Zahl der Arztpraxen abnimmt. Daher müssten geeignete Anreize und innovative Gestaltungsmöglichkeiten geschaffen werden. Aus der politischen Diskussion zu diesem Thema sei die Idee für einen "Doktor-Bus" entstanden, der an der schleswig-holsteinischen Westküste getestet werde. Daraufhin sei auch nach einem "Apotheken-Mobil" gefragt worden. Natürlich seien dies keine geeigneten Modelle für die flächendeckende und ordnungsgemäße Versorgung, erklärte Ehmen. Als wichtigen Ansatz für die Weiterentwicklung des Leistungsspektrums der Apotheke verwies er vielmehr auf das Medikationsmanagement. Doch müsse mit der Politik über Fragen der ärztlichen und pharmazeutischen Versorgung in ländlichen Regionen diskutiert werden. Dies wird auch ein Thema beim Kongress über "Vernetzte Gesundheit" am 16. und 17. Januar in Kiel sein.

Resolution


Die Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein missbilligt das Verhalten des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung zum Apothekenabschlag ausdrücklich und fordert die Kassenvertreter auf, umgehend in einen konstruktiven Dialog einzutreten. Seitens der Apothekerinnen und Apotheker wurden den Verhandlungspartnern objektive Zahlen des Statistischen Bundesamtes vorgelegt. Seit Jahren wird in den Apotheken nicht vergütete Mehrarbeit geleistet, um hohe Summen als Rabatte der Pharmaindustrie für die Kassen einzufahren, während die wirtschaftliche Situation unserer Mitgliedsbetriebe zunehmend in Schieflage gerät. Ein Kassenabschlag in Höhe von 2,05 Euro pro Arzneimittel war ausdrücklich als zeitlich begrenztes Sonderopfer angekündigt worden.

Durch das Verhalten der Krankenkassen wird die ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung ihrer Versicherten gefährdet. Wenn auch kostenbewusstes Handeln richtig und wichtig ist, so muss doch die medizinische und die pharmazeutische Versorgung der Patienten das Handeln der Beteiligten vorrangig bestimmen.

Die Kammerversammlung fordert daher die Vertreter des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherungen unmissverständlich und dringend auf, umgehend mit einem partnerschaftlichen Angebot für eine Absenkung des Kassenabschlages an den Verhandlungstisch zurückzukehren und die berechtigten Forderungen der Apothekerinnen und Apotheker anzuerkennen.

Gerechtigkeit bei der Rente

Noch ein weiteres Thema mit wirtschaftlichem Hintergrund beschäftigte die Kammerversammlung. Junge Delegierte hatten die Frage nach der Generationengerechtigkeit im Versorgungswerk aufgeworfen, die regelmäßig zum Thema wird, wenn der Jahresabschluss des Versorgungswerks auf der Tagesordnung steht. Die jungen Delegierten beklagen, dass die bestehenden Renten von der wirtschaftlichen Entwicklung nicht berührt werden, während die Anwartschaften der Beitragszahler durch die Situation an den Kapitalmärkten belastet werden und wegen der andauernden Niedrigzinsphase nicht erhöht werden können. Das Thema soll zunächst in kleineren Gremien weiter diskutiert werden.

Testkäufe und Ringversuche

Die Kammerversammlung beschloss, die Beratungsinitiative der Kammer weiterzuführen. Im Jahr 2013 sollen 250 Apotheken getestet werden, wobei die Tester nur Präparatewünsche äußern werden. Ergänzend sollen Apotheken besucht werden, die sich freiwillig für den Beratungstest melden. Im Gegensatz zu den anderen getesteten Apotheken werden die freiwilligen Teilnehmer ein vollständiges Protokoll über den Testkauf erhalten.

Künftig wird die Kammer für jeden Pharmazeuten im Praktikum einen Rezepturringversuch finanzieren, der dann auch der Ausbildungsapotheke insgesamt zugute kommt. Die Rezeptur für den Versuch soll vorgegeben und im begleitenden Unterricht besprochen werden.


tmb



DAZ 2012, Nr. 48, S. 74

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