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Trippelschritte zur Geschlechtergerechtigkeit

Gender Pay Gap sinkt um 1 Prozent

Nach jahrelangem Stillstand gab es eine kleine Bewegung: Der Abstand zwischen den Gehältern von Frauen und Männern ist hierzulande von 23 auf 22 Prozent gesunken. Es bleibt also noch viel zu tun, besonders in den Branchen, in denen Frauen überrepräsentiert sind, denn dort haben sie besonders niedrige Gehälter. Speziell für die Gesundheitsberufe will der Equal Pay Day 2013 auf diesen Notstand hinweisen.

Immerhin: Aufgrund neuer Zahlen des Statistischen Bundesamtes, die sich mit einer Studie der OECD decken, ist der Equal Pay Day (EPD) im kommenden Jahr schon am 21. März statt am 25. März. Vom Jahresanfang bis zum EPD verdienen weibliche Arbeitnehmerinnen den Betrag, den sie im gesamten Vorjahr weniger verdient haben als ihre männlichen Kollegen. Die Vorverlegung ist ein kleiner Erfolg. Doch wenn es in diesem Tempo weitergeht, kommt die Geschlechtergerechtigkeit erst in etwa 80 Jahren.


Equal Pay Day 2013


Seit 1988 wird in Amerika am Equal Pay Day (EPD) auf den geschlechterbedingten Lohnunterschied (engl. Gender Pay Gap) aufmerksam gemacht. Rote Taschen symbolisieren dabei die "roten Zahlen" auf den Gehaltskonten bzw. in den Portemonnaies der berufstätigen Frauen. Seit 2008 gibt es den EPD auch in Deutschland. Anders als andere Gedenktage wird der EPD nicht an einem fixen Termin begangen. Das Datum drückt vielmehr den jeweils aktuellen Entgeltunterschied aus, umgerechnet in Arbeitstage (bei einer 5-Tage-Woche). So fällt der EPD 2013 in Deutschland auf den 21. März, in anderen Ländern aber auf frühere Kalendertage. Europaweit betrug die Lohnlücke zuletzt 17 Prozent, sodass der European Equal Pay Day 2012 am 2. März stattfand – immerhin 15 Arbeitstage vor dem deutschen EPD. Traurig, aber wahr: Das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern ist in keinem anderen europäischen Land so groß wie in Deutschland. In den 34 Industriestaaten, die sich in der OECD zusammengeschlossen haben, liegt die Differenz im Schnitt bei 16 Prozent. In Norwegen bekommen Frauen 8,4 Prozent und in Belgien 8,9 Prozent weniger Gehalt.

Es gibt also noch viel zu tun.


Mehr Infos: www.equalpayday.de

Gesundheitsberufe: Generell zu niedrig bezahlt

Auf einer der bundesweiten Auftaktveranstaltungen zum EPD 2013 am Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg diskutierten Vertreter von Berufsverbänden und Gewerkschaften über die Lohnfindungsprozesse im Gesundheitswesen. Bei den meisten der von ihnen repräsentierten Berufsgruppen (Hebammen, MTRA, medizinische Fachangestellte, Pflegekräfte) liegt der Frauenanteil ähnlich hoch wie bei den Apothekenangestellten. Gehaltsunterschiede zwischen männlichen und weiblichen Kollegen sind kaum vorhanden, aber dafür müssen sich alle mit einer vergleichsweise geringen Entlohnung abfinden.

Eine Ausnahme bilden die angestellten und verbeamteten Mediziner. Hier ist das Gehaltsniveau insgesamt deutlich höher, und hier gibt es auch eine Lohnlücke von 24 Prozent zwischen Ärztinnen und Ärzten. Um Ärztinnen die gleichen Verdienstchancen und Aufstiegsmöglichkeiten wie ihren männlichen Kollegen zu bieten, muss vor allem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert werden.


Info


Abstand des durchschnittlichen Bruttostundenverdienstes von Frauen und Männern (Stand 2010)

Gesamt22%

Führungskräfte 30%

Akademische Berufe28%

Dienstleistungsberufe, Verkäufer 12%

24 Jahre und jünger2%

25 – 34 Jahre11%

35 – 44 Jahre24%

45 – 54 Jahre27%

55 – 64 Jahre28%

65 Jahre und älter20%

Quelle: Destatis, 4. 10. 2012

Faire Perspektiven

"ADEXA setzt sich sowohl im Rahmen des Equal Pay Day 2013 als auch darüber hinaus für eine leistungsgerechte Bezahlung der Apothekenangestellten ein", unterstreicht ADEXAs Erste Vorsitzende Barbara Neusetzer. "Wir unterstützen die Forderung nach fairen Einkommensperspektiven für Frauen und Männer in allen Gesundheitsberufen. Denn nur so kann Deutschland genügend qualifizierte Fachkräfte für eine der wichtigsten Branchen der Zukunft in einer alternden Gesellschaft gewinnen und binden."


Dr. Sigrid Joachimsthaler



DAZ 2012, Nr. 47, S. 107

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