Deutscher Apothekertag 2012

"Vieles bleibt noch zu tun!" – Letzter Lagebericht von ABDA-Präsident Wolf

Acht Jahre lang stand Heinz-Günter Wolf an der Spitze der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Jetzt hat er im Rahmen seines Lageberichts auf dem Deutschen Apothekertag seinen Rückzug angekündigt. Vieles sei erreicht worden, die Versorgungsstrukturen seien bestellt, viele strittige Fragen geklärt, erste Schritte zur Versorgungsgerechtigkeit gemacht, so seine Bilanz. Vieles bleibe aber noch zu tun.
ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf wird nicht erneut kandidieren. Foto: DAZ/Alex Schelbert

Wolf bezeichnete den Deutschen Apothekertag 2012 als einen der schwierigsten Apothekertage seiner Amtszeit. Er beklagte, dass es seit Jahren keine realen wirtschaftlichen Verbesserungen für Apothekerinnen und Apotheker gibt, dass unter allen Versorgungsbereichen ausschließlich zulasten der Arzneimittelversorgung gekürzt worden sei und dass in der Vergangenheit immer die Apotheker mit ihrem Honorar bei finanziellen Engpässen der gesetzlichen Krankenkassen geradezustehen hatten. Damit müsse Schluss sein!

Die Last wird zu schwer

Die steigenden Kosten der vergangenen Jahre hätten die Apothekerinnen und Apotheker alleine geschultert, im Interesse einer hochwertigen Versorgung kranker Menschen und um 150.000 hochqualifizierte Arbeitsplätze zu erhalten. Doch jetzt sei ein Punkt erreicht, an dem für viele diese Last nicht mehr zu tragen sei. Dass in dieser Situation seit 2004 erstmalig die Fixvergütung lediglich um 25 Cent angehoben werden soll, führe dazu, dass das Einkommen der Apotheken auf dem Niveau von 2004 eingefroren wird. Hätten in dieser Situation Krankenkassen und Politik Apotheken-Ketten-Konzerne gegenübergestanden, so Wolf, dann wäre gnadenlos Personal entlassen, unrentable Standorte dichtgemacht und die Patienten im Stich gelassen worden.

Der Einfluss Europas

Ein besonderes Anliegen Wolfs war es, auf Einflüsse Europas auf die Gesundheitssysteme der Mitgliedstaaten einzugehen. Als Negativbeispiel nannte er die permanenten Versuche der EU-Kommission, in allen EU-Staaten Apothekenketten einführen zu wollen. Positiv bewertete er dagegen die Richtlinie zum Schutz der Bevölkerung vor gefälschten Arzneimitteln und die Pharmakovigilanz-Richtlinie.

Die Umgestaltung der Arzneimittelversorgung war und ist immer wieder ein begehrtes Ziel für interessierte Kreise, die nach Ansicht Wolfs lediglich ihre eigenen Kapital-gesteuerten Interessen durchsetzen wollen. Die ABDA habe von Anfang an auf die drohenden Systemausfransungen durch Zulassung des Versandhandels hingewiesen. Die Zustände um Pick-up-Stellen seien ein Armutszeugnis für die Politik. Immer wieder müssten Versuche von Systemzerstörern durch unser Rechtssystem aufgehalten werden. Als jüngstes Beispiel nannte Wolf die Frage zur Gültigkeit der Arzneimittelpreisverordnung für Versender im Ausland, die durch den Gemeinsamen Senat der Obersten Gerichtshöfe geklärt werden musste. Das gleiche Problem bestehe bei der Frage nach der Rechtsgültigkeit der Schiedssprüche zum Kassenabschlag.

Wolf betonte, dass es in der Vergangenheit immer wieder gelungen ist, Pflöcke zur Festigung der bestehenden Strukturen einzuschlagen, aber die Versuche der Systemveränderer würden nicht aufhören. Fast sei mit der Novelle der Apothekenbetriebsordnung die "Apotheke light" durch die Hintertür eingeführt worden, nicht jede Apotheke wäre mehr zu allen Gemeinwohlpflichten herangezogen worden. Die Bevölkerung brauche aber ein stabiles Netz von vollversorgenden Apotheken. Dabei gehörten Struktur und Finanzierung unmittelbar zusammen.

Finanzierung im Fokus

Nach Jahren der Struktursicherung sei jetzt die ausreichende Finanzierung das wichtigste Thema der ABDA. Erste getroffene Maßnahmen würden jedoch nicht ausreichen. Wolf verwies darauf, dass die ABDA nach den AMNOG-Folgen einen Forderungskatalog in Höhe von 624 Mio. Euro aufgestellt hatte und zwar für die Anhebung des Fixums, den Nacht- und Notdienst, die BtM-Dokumentation und die Rezepturherstellung. Zudem hatte sie die Klarstellung der 1,75 Euro für die anstehenden Abschlagsverhandlungen, die Dynamisierung des Fixums, das Verbot von Pick up sowie Wettbewerbsgerechtigkeit bei der Anwendung der Arzneimittelpreisverordnung angemahnt.

Erste Schritte sind gemacht

Auch wenn nicht alle Ziele erreicht worden seien, die ersten Schritte seien gemacht. Jetzt werde man dafür sorgen, dass politische Zusagen eingehalten und umgesetzt werden. Für die Umsetzung der Notdienstpauschale seien Modelle entwickelt und der Politik übermittelt worden. Für das anstehende Treffen mit dem GKV-Spitzenverband zur Verhandlung des Kassenabschlags sei man gut vorbereitet und es werde hart verhandelt. Wolf appellierte an den gesamten Berufsstand, sich nicht auseinanderdividieren zu lassen. Die einzigartige Chance, mit einer Stimme für den gesamten Berufsstand sprechen zu können, sollte genutzt werden.

Wesen der Freiberuflichkeit

Vor dem Hintergrund andauernder Proteste dankte Wolf allen Apothekern an der Basis, die die Positionen von ABDA, DAV und BAK nach vorne getragen haben. Wer Verantwortung übernehmen wolle, sei stets willkommen. Zum Schluss seines Lageberichtes betonte Wolf die Bedeutung der Freiberuflichkeit für den Apothekerberuf, deren Wesen Eigenverantwortlichkeit, Gemeinwohlverpflichtung, Selbstkontrolle und Professionalität seien. Für diese Ziele sei er vor acht Jahren als Präsident angetreten. Ende 2012 wird er nicht wieder kandidieren.


du



Lesen Sie dazu auch den Kommentar "Wie frei ist der Apotheker eigentlich?".



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DAZ 2012, Nr. 42, S. 46

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