Arzneimittel und Therapie

Prävention von Keuchhusten-Erkrankungen

Impfschutz lässt schneller nach als erwartet

Zur Prophylaxe gegen die durch Bordetella pertussis ausgelöste hoch ansteckende Infektionskrankheit Keuchhusten steht ein wirksamer und gut verträglicher Impfstoff zur Verfügung, der auch allgemein empfohlen wird. Da derzeit kein sicherer Ganzkeimimpfstoff zur Verfügung steht, erfolgt die Impfung mit einem azellulären Impfstoff, der in Kombination mit einer Immunisierung gegen Tetanus und Diphtherie (TDaP) appliziert wird. Wie eine amerikanische Studie jetzt zeigt, hält die Schutzwirkung der Impfung allerdings nicht so lange vor wie erwartet.
Der als wirksam und gut verträglichgeltende TDaP-Kombinationsimpfstoff gegenTetanus, Diphtherie und Pertussis zeigte in einer Fallkontroll-Studie eine unerwartet schnell nachlassende Schutzwirkung gegenKeuchhusten. Die Autoren sehen einen entsprechenden Bedarf an neuen Impfstoffen mit länger währender Wirksamkeit.  Foto: Alexander Raths – Fotolia.com

Erhebungen in den neuen Bundesländern Deutschlands, in denen eine Meldepflicht für Keuchhusten besteht, zeigen einen deutlichen Anstieg der Erkrankungszahlen für Keuchhusten. Nach der Aufhebung der dort früher geltenden Impfpflicht ist die Inzidenz für Keuchhusten um den Faktor 10 angestiegen; nach Angaben des Robert Koch-Instituts wurden 2011 4200 Keuchhustenfälle gemeldet. Daten aus den alten Bundesländern liegen nicht vor, da bislang lediglich Todesfälle gemeldet werden mussten. Aufgrund der epidemiologischen Situation und der Schwere des klinischen Verlaufs der Erkrankung im Säuglingsalter rät die Ständige Impfkommission (STIKO) dringend zu einer frühen Grundimmunisierung von Säuglingen und Kleinkindern und die Auffrischungen zeitgerecht fortzuführen.

Schutz nimmt kontinuierlich ab

Wie eine US-amerikanische Fallkontroll-Studie jetzt zeigt, lässt die Schutzwirkung der letzten Impfung gegen Keuchhusten im Kindesalter aber offenbar sukzessive früher als erwartet nach. Ausgewertet wurden die Daten des Krankenversicherers Kaiser Permanente in Oakland nach der letzten Keuchhusten-Epidemie in Kalifornien im Jahr 2010, wo es trotz einer sehr hohen Impfdichte alle drei bis fünf Jahre zu massiven Keuchhusten-Ausbrüchen kommt. In den USA erhalten Kleinkinder vor dem siebten Lebensjahr eine DTaP-Impfung in fünf Dosierungen. Die erneute Impfung erfolgt in Kalifornien dann im Alter von elf Jahren. Neben ungeimpften Säuglingen erkrankten aber auch viele Kinder im Alter zwischen vier und zwölf Jahren. Viele von ihnen hatten zuvor die letzte Impfung mit dem TDaP-Impfstoff erhalten.

Die Schutzwirkung nahm offensichtlich mit jedem Jahr nach der letzten Impfung zunehmend ab und war abhängig von der initialen Wirksamkeit der letzten Dosis. So sinkt das Erkrankungsrisiko der Kinder bei einer initialen Effektivität von 95% nach fünf Jahren auf 71%; bei einer initialen Effektivität von 90% besteht dann nur noch eine Schutzwirkung von 42%. Für viele Kinder – so die Autoren – ergebe sich damit eine Impflücke, denn die nächste Impfung ist in Kalifornien im Alter von elf Jahren vorgesehen, Erwachsenen wird eine Auffrischung der Impfung alle sieben Jahre empfohlen. Es bestehe ein Bedarf an neuen Impfstoffen mit anhaltender Schutzwirkung.


Quelle

Klein, N.P.; et al.: Waning Protection after Fifth Dose of Acellular Pertussis Vaccine in Children. NEJM (2012) 367: 1012 – 1019.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2012, Nr. 38, S. 41

Das könnte Sie auch interessieren

Auch Schwangere können geimpft werden

Wie sicher ist die Keuchhusten-Impfung?

Drei von vier Keuchhusten-Vakzinen derzeit nicht lieferbar

Weiterhin Engpässe bei Impfstoffen

Wenn Erwachsene Pertussis bekommen – und übertragen

Von wegen Kinderkrankheit

Schwangere anhand der aktuellen STIKO-Empfehlungen beraten

Impfen für zwei

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.