Arzneimittel und Therapie

B-Vitamine und Folsäure zur Schlaganfallprävention

Antithrombotika vermindern positive Effekte

Hohe Homocysteinspiegel gelten als Risikofaktor für kardiovaskuläre Ereignisse. Eine logische Schlussfolgerung wäre, diese zu senken, um beispielsweise Schlaganfälle zu verhindern. Dass dies funktioniert, konnte bisher jedoch nicht eindeutig belegt werden. Nun scheint man eine Ursache dafür identifiziert zu haben. In einer Posthoc-Analyse der VITATOPS-Studie (Vitamins to prevent stroke), war die Supplementation nur bei den Patienten effektiv, die keine Wirstoffe wie ASS oder Clopidogrel einnahmen.

B-Vitamine und Folsäure zur Schlaganfallprävention

Nach den Ergebnissen bisheriger Studien gilt es als sicher, dass zwischen erhöhten Homocystein-Spiegeln und dem Schlaganfallrisiko eine positive und dosisabhängige Beziehung besteht. Durch eine Supplementation mit B-Vitaminen und Folsäure können erhöhte Homocystein-Spiegel gesenkt werden (s. Kasten). Ob dies auch zur Schlaganfallprävention beitragen kann, ist jedoch noch nicht eindeutig nachgewiesen. So zeigte sich beispielsweise in der VISP-Studie (Vitamin Intervention for Stroke Prevention) kein Nutzen für die Schlaganfall-Sekundärprävention, obwohl die Homocysteinspiegel der Patienten nach Gabe von B-Vitaminen plus Folsäure gesenkt werden konnten. Auch die großangelegte, industrieunabhängige VITATOPS-Studie konnte keinen Vorteil einer B-Vitamin-Gabe zur Schlaganfall-Sekundärprophylaxe zeigen. Offenbar scheinen die Mechanismen komplexer zu sein als angenommen. So begab man sich auf die Suche nach Einflussfaktoren, die die positive Wirkung einer Homocystein-Senkung auf das kardiovaskuläre Risiko beeinträchtigen.

Einer dieser Einflussfaktoren scheint mehreren Studien zufolge eine gleichzeitige antithrombozytäre Behandlung mit Wirkstoffen wie ASS oder Clopidogrel zu sein, wobei der zugrunde liegende Mechanismus noch nicht geklärt ist.

Australische Forscher führten daher eine Posthoc-Analyse der VITATOPS-Studie mit dem Ziel durch, diesen Zusammenhang näher zu beleuchten.

Homocystein als Risikofaktor

Homocystein ist eine schwefelhaltige, nicht-proteinogene Aminosäure. Erhöhte Konzentrationen (>15 µmol/l) können direkte toxische Schädigungen der Gefäßwand hervorrufen. Daher zählt eine Hyperhomocysteinämie derzeit zu den Risikofaktoren nicht nur für Schlaganfall, sondern auch weitere kardiovaskuläre Erkrankungen sowie Morbus Alzheimer und Osteoporose. Durch eine Supplementation mit Folsäure und B-Vitaminen können erhöhte Homocysteinspiegel gesenkt werden. Folsäure und Vitamin B12 sind Cofaktoren bei der Remethylierung von Homocystein zu Methionin, Vitamin B6 wird für die Umwandlung von Homocystein zu Cystein benötigt.

Kein Vorteil für Patienten unter Antithrombotika

In die VITATOPS-Studie, deren Ergebnisse 2010 veröffentlicht worden waren, hatte man 8164 Patienten mit einem vorangegangenen Schlaganfall bzw. einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) eingeschlossen. Sie wurden auf eine doppelblinde Behandlung mit 2 mg Folsäure, 25 mg Vitamin B6 und 500 µg Vitamin B12 oder Placebo randomisiert. Die Beobachtungszeit lag im Median bei 3,4 Jahren. Der primäre Endpunkt setzte sich aus Schlaganfall, Myokardinfarkt oder Tod aus vaskulärer Ursache zusammen.

Zu Behandlungsbeginn befanden sich 6609 Patienten (81%) unter antithrombozytärer Medikation (z. B. mit ASS, Clopidogrel, Dipyridamol). Bei diesen Patienten hatte eine B-Vitamin-Gabe im Vergleich zu Placebo keinen signifikanten Einfluss auf den primären Endpunkt, der bei 488 Patienten (15%) unter B-Vitaminen vs. 519 Patienten (16%) unter Placebo auftrat (HR 0,94, 95% CI 0,83 bis 1,07). Bei den 1463 Patienten, die keine derartigen Medikament einnahmen, war das Risiko für Schlaganfall, Myokardinfarkt oder Tod aus vaskulärer Ursache um 24 Prozent reduziert (17% in der B-Vitamingruppe vs. 21% in der Placebogruppe, HR 0,76, 0,60 bis 0,96).

Dieser Unterschied war auch dann noch signifikant, nachdem man eine Adjustierung der Daten aufgrund von Unterschieden in den Patienten-Charakteristika vorgenommen hatte (p = 0,0204).

Die Ergebnisse der Posthoc-Analyse unterstützen die Hypothese, dass eine antithrombozytäre Behandlung die potenziellen Vorteile einer B-Vitamin-Supplementation auf das Risiko vaskulärer Ereignisse modifizieren kann. Die Autoren verweisen darauf, dass diese Ergebnisse noch in unabhängigen Studien verifiziert werden müssten, denn VITATOPS war nicht ursprünglich darauf ausgelegt gewesen, diese Hypothese zu prüfen. Wird das Ergebnis bestätigt, könnten ihrer Ansicht nach B-Vitamine zur Prävention bei solchen Patienten angewendet werden, die eine antithrombozytäre Behandlung nicht vertragen oder denen sie nicht verordnet werden darf, z. B. bei Hirnblutung.

Quelle

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

DAZ 2012, Nr. 37, S. 47

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