Selbstmedikation

Nackenschmerzen topisch behandeln

Diclofenac-Gel beweist klinische Wirksamkeit

Bei akuten Nackenschmerzen verzichten die meisten Betroffenen zunächst auf einen Arztbesuch und behandeln sich selbst. Zur Wirksamkeit topischer Medikamente bei Nackenschmerzen gibt es bislang nur wenig wissenschaftliche Evidenz. Nun hat erstmals eine placebokontrollierte Studie die Effektivität von topischem Diclofenac bei diesen Beschwerden dokumentiert.
Hilfe bei Nackenschmerzen Ein Diclofenac-haltiges Gel hat für diese Indikation seine Effektivität in einer Studie unter Beweis gestellt. Positiver Nebeneffekt der topischen Applikation ist ein zusätzlicher Massageeffekt durch das Einreiben. Foto: WavebreakmediaMicro Fotolia.com

Nackenschmerzen gehören zu den eher harmlosen Beschwerdebildern, die im Allgemeinen nicht mit anatomischen Veränderungen in Verbindung stehen. Dennoch beeinträchtigen sie die Betroffenen meist erheblich in ihrer Lebensqualität und erschweren massiv die Alltagsaktivitäten. Da die Schmerzgeplagten dazu neigen, eine Schonhaltung einzunehmen und sie sich in der Folge dann noch mehr verspannen, kann sich die Symptomatik weiter verstärken. Ein Teufelskreis aus Schmerz und Immobilität kommt in Gang. Um ihn zu durchbrechen oder besser gar nicht erst hineinzugeraten, ist eine wirksame und frühzeitige Schmerzlinderung die wichtigste Voraussetzung. Nur so wird es dem Patienten möglich, sich zu bewegen. Dies ist für das Abklingen der Symptome unabdingbar und verhindert, dass die Beschwerden chronifizieren.


Nackenschmerzen – Häufigkeit


Unter den Berufstätigen leiden 57% mindestens einmal pro Woche unter Rücken-, Nacken- und Schulterschmerzen, 43% sogar mehrmals pro Woche oder täglich. Dabei geben 60% der Betroffenen den Nackenbereich als Hauptschmerzort an.

Erstmals Daten zur Lokaltherapie

Generell sind bei akuten muskuloskelettalen Schmerzen nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) effektiv und schnell wirksam. Sie entfalten antiinflammatorische und analgetische Effekte. Zu ihrer Wirksamkeit bei akuten Nackenschmerzen gibt es jedoch kaum Daten. Diesem Defizit begegnet nun eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie, die auf einem von der Novartis Consumer Health Deutschland GmbH veranstalteten Fachpressegespräch in Frankfurt vorgestellt wurde. Die Studie stellt erstmals die Wirksamkeit und Verträglichkeit eines topischen Diclofenac-Präparats (Voltaren® Schmerzgel) bei Nackenschmerzen klinisch unter Beweis. Die lokale Behandlung mit dem OTC-Präparat zeigte in dieser Studie eine schnelle Wirksamkeit und eine sehr hohe Ansprechrate, ohne dass unerwünschte Arzneimittelwirkungen auftraten.

Schnelle Wirkung – hohe Ansprechrate

Die Studienteilnehmer erhielten Diclofenac-Diethylamingel (1,16%) bzw. Placebo vier Tage lang jeweils viermal täglich. Dabei wurde jedes Mal eine Menge von 2 g Gel etwa eine Minute lang eingerieben. Bereits eine Stunde nach der ersten Anwendung zeigten sich zwischen Verum- und Placebogruppe signifikante Unterschiede hinsichtlich des Bewegungsschmerzes (Pain on Movement, POM): Über die Hälfte der Patienten (58%), die mit dem Diclofenac-haltigen Emulsionsgel behandelt wurden, erfüllten die Kriterien der frühen Ansprechrate, das heißt sie zeigten nach 60 Minuten einen Rückgang der Bewegungsschmerzen um mindestens 10 mm auf der 100-mm-VAS (visuelle Analogskala). In der Placebogruppe waren es dagegen nur 8% der Patienten.

Als primäres Studienziel wurde die Wirksamkeit auf den Bewegungsschmerz nach 48 Stunden Anwendung untersucht. Dieser war in der Diclofenac-Gruppe fast dreimal niedriger als unter Placebo (20 mm vs. 57 mm auf der 100-mm-VAS). Die Ansprechrate (Verringerung der Schmerzintensität um 50%) lag zu diesem Zeitpunkt in der Schmerzgel-Gruppe bei fast 95%, in der Placebogruppe bei 8%. Nach der viertägigen Behandlung beurteilten alle Teilnehmer der Diclofenac-Gruppe den Effekt der Behandlung als mindestens gut. Insgesamt verkürzte die Anwendung des Diclofenac-Gels die Schmerzepisode gegenüber der Nichtbehandlung um 65%.


Nackenschmerzen im Blickpunkt


Nackenschmerzen sind gemäß den Leitlinien der DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin) definiert als „schmerzhafte Muskelverspannungen unter Mitbeteiligung bindegewebiger Strukturen, die in den Hinterkopf, in den Rücken und in die Arme ausstrahlen können“. Ursachen sind vor allem Fehlhaltungen, Bewegungsmangel und Stress.

Dauern Nackenschmerzen bis zu drei Wochen, werden sie als akut bezeichnet, eine Dauer von vier bis zwölf Wochen gilt als subakut. Halten sie länger als zwölf Wochen an, gelten sie als chronisch. Als rezidivierend werden Nackenschmerzen bezeichnet, wenn das beschwerdefreie Intervall maximal vier Wochen anhält.

Topisch vor oral

Voltaren® Schmerzgel ist damit das erste topische Schmerzmittel, dessen Wirksamkeit gegen Nackenschmerzen klinisch belegt ist. In der Studie wurden keine Nebenwirkungen durch das Diclofenac-Gel berichtet. Die Ergebnisse sprechen dafür, bei derartigen Beschwerden nicht vorschnell ein systemisches Präparat einzusetzen, sondern die lokale Therapie vorzuziehen. Aufgrund seiner guten Verträglichkeit kann das Schmerzgel ein bis drei Wochen lang ohne ärztlichen Rat angewendet werden. Allerdings sollte man auf die erforderliche Einreibedauer (ca. 1 Minute) der Öl-in-Hydrogel-Emulsion hinweisen, damit der Wirkstoff die Hautbarriere durchdringen kann.


Dipl.-Biol. Ulrike Weber-Fina



DAZ 2012, Nr. 35, S. 44

Das könnte Sie auch interessieren

Ratiopharm launcht Diclox forte

Doppelt konzentriert gegen Schmerzen

Leberschäden unter topischem Diclofenac?

BfArM will Datenlage prüfen

Rückenbeschwerden topisch behandeln

Schmieren gegen Schmerzen

Akute Gelenkschmerzen in der Selbstmedikation

Mal zwickt es hier, mal da

Aktuelle Handlungsempfehlungen gegen den „steifen Hals“

Ich hab's im Nacken

Wie kommen topische NSAR im schmerzenden Gewebe an?

Unter die Haut

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.