Prisma

Virusinfektionen werfen lange Schatten

Die meisten Menschen tragen das Cytomegalie-Virus (CMV) in sich, nur die wenigsten werden dadurch krank. Dennoch kann sich das Vorhandensein des Virus langfristig negativ auswirken, haben jetzt Forscher vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig im Tierversuch herausgefunden.

Foto: HZI/Rohde

Die meisten Erwachsenen sind mit CMV infiziert. Normalerweise bleibt die Infektion unbemerkt. Nur bei Menschen mit geschwächter Immunabwehr oder wenn die Infektion während der Schwangerschaft erfolgt, kann das Virus gefährlich werden. Bei allen anderen wird es vom Immunsystem in Schach gehalten, obwohl es im Körper verbleibt. Bei jungen Menschen könnte die dauernde Aktivierung des Immunsystems sogar von Vorteil sein, weil andere Infektionen dadurch prompt abgewehrt werden können. Mit zunehmendem Alter kommt es jedoch zu Veränderungen des Immunsystems, die als „Immun-Risiko-Profil“, kurz IRP, zusammengefasst werden. Ein Zusammenhang zwischen IRP und der Anwesenheit des Cytomegalie-Virus wurde schon in anderen Studien beobachtet. Unklar war bisher, ob die Immunalterung eine Auswirkung der CMV-Infektion ist oder ob das Risikoprofil CMV begünstigt. Die neuen Forschungsergebnisse legen nahe, dass die Anwesenheit des Erregers zur Immunalterung zumindest beiträgt. Als Dauergast verlangt das Virus immer mehr Aufmerksamkeit von den T-Zellen: Je länger Mäuse in den Experimenten schon mit CMV infiziert waren, umso mehr dieser Zellen waren mit dem Virus beschäftigt und fehlten für die Abwehr von anderen Erregern. Folglich konnten mit CMV infizierte Mäuse eine weitere Infektion, beispielsweise mit dem Grippe- oder dem West-Nil-Virus, viel schlechter bekämpfen als CMV-freie Vergleichstiere. Wahrscheinlich behindert die große Zahl von CMV-spezifischen T-Zellen in den Lymphknoten die Aktivierung der übrigen Zellen. Was im jungen Organismus noch die Immunabwehr beschleunigt hat, wird im Alter zur Belastung.


hel


Quelle: Cicin-Sain, L. et al.: PLoS Pathogens, Online-Vorabpublikation, DOI: dx.plos.org/10.1371/journal.ppat.1002849



DAZ 2012, Nr. 34, S. 8

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