DAZ aktuell

Medien nehmen Apothekensterben wahr

ABDA: Jede Woche schließen sechs Apotheken

BERLIN (lk/ks). „Pro Woche schließen 6 Apotheken!“ – Unter dieser Überschrift machte die „Bild“-Zeitung in ihrer Ausgabe vom 9. August auf die Probleme der Apotheken aufmerksam. In dem kurzen Beitrag auf Seite 2 kam auch ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf zu Wort: „Das kann auf Dauer zulasten einer wohnortnahen Versorgung auf dem Land führen.“ Wolf verwies darauf, dass die kaum wachsenden Honorare für Apotheker ein Teil des Problems seien. Der „Bild“-Meldung folgte noch am selben Tag eine entsprechende Pressemitteilung der ABDA – daraufhin nahm sich eine ganze Reihe von Zeitungen und Online-Nachrichtenportalen dem Thema an.
Sechs Apotheken schließen pro Woche lautete z. B. eine Überschriftin der „Bild“-Zeitung vom 9. August.Foto: Imago

Die Zahl der Apotheken sei zum Ende des 1. Halbjahrs 2012 um 158 auf 21.080 gesunken meldete die ABDA. Während in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres bundesweit 76 neue Apotheken eröffneten, ging in 234 Apotheken für immer das Licht aus. „Viele Apotheken kämpfen ums Überleben“, kommentierte Wolf diese Zahlen. Und er mahnte: „Es ist deshalb dringend nötig, dass die Apotheken besser honoriert werden. Sind die Versorgungsstrukturen erst einmal zerstört, können sie nicht ohne Weiteres wieder aufgebaut werden.“ Die vom Bundeswirtschaftsministerium derzeit vorgesehene Erhöhung des Festzuschlags auf rezeptpflichtige Arzneimittel von 8,10 Euro auf 8,35 Euro bewertete der ABDA-Präsident in diesem Zusammenhang erneut als völlig unzureichend.

Aufgegriffen wird die Meldung von Nachrichtenagenturen. In der Folge schaffte sie es unter anderem in die Nachrichten von „heute.de“: „Versorgung in ländlichen Gebieten bedroht“, titelte das Nachrichtenportal. Ebenso nahmen sich beispielsweise Focus online und Stern.de den Apothekersorgen an.

FDP-Protest im Schaufenster

Auch einzelne Landesorganisationen der Apotheker leisteten vergangene Woche Pressearbeit: So meldeten die Apothekerverbände Hessen und Rheinland-Pfalz ihre eigenen Bilanzen. In Hessen schlossen 16 Apotheken, fünf wurden neu eröffnet – macht elf Apotheken weniger im ersten Halbjahr 2012. In Rheinland-Pfalz waren es neun Apotheken, die schlossen – keiner wagte eine neue Apotheke zu eröffnen. Auch Baden-Württemberg versorgte die Regionalpresse mit Zahlen: Um 31 auf 2698 sank die Zahl der Apotheken im ersten Halbjahr 2012, meldeten die „Schwäbische Zeitung online“ und die „Südwestpresse“. Zugleich ließen sie den Apotheker Thomas Arnet aus Baden-Baden zu Wort kommen und brachten Fotos von seinem Anti-FDP-Schaufenster. Arnet hat Plakate gegen die Liberalen aufgehängt und ein Skelett ist im Fenster montiert. „Die Politik spart uns zu Tode“, sagt er. Die Presse lässt er wissen, dass die Zeiten der 60er und 70er Jahre, in denen Apotheken noch eine „Lizenz zum Gelddrucken“ waren, lange vorbei sind. „Uns haftet aber immer noch dieses Image an“, klagt er. „Ich verbringe meine Tage nicht auf dem Golfplatz und verdiene mir auch keine goldene Nase.“

Der „Weser-Kurier“ berichtet über die Situation in Bremen. Neben der Bremer Kammer-Geschäftsführerin Isabel Justus werden auch zwei Apotheker der Hansestadt zitiert. Während der eine berichtet, er habe eine Filiale schließen müssen, muss der andere einräumen, vom Sterben der anderen Apotheken zu profitieren: Als eine Apotheke in seiner unmittelbaren Nachbarschaft vor wenigen Wochen schließen musste, habe sich seine Kundenzahl binnen kürzester Zeit nahezu verdoppelt. „Vor einem Jahr noch liefen die Geschäfte sehr schlecht, und ich stand kurz vor der Insolvenz“, sagt er. Jetzt habe er kaum noch die nötigen Kapazitäten, um alle Kunden zu bedienen. Allerdings will er über diese Situation nicht zu sehr frohlocken: „Wer weiß, wie lange die noch anhält.“

Die Stuttgarter Nachrichten schlagen den Bogen vom Ländle nach Schleswig-Holstein. Dort fand am 8. August eine Kundgebung der Apothekerkammer und des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein statt (siehe AZ 2012, Nr. 33/34, S. 1). Zu Wort kommt unter anderem Kammer-Geschäftsführer Frank Jaschkowski. Aber auch eine Sprecherin der Apothekengewerkschaft Adexa: „Viele Pharmazie-Studenten sagen zu einem Job in der öffentlichen Apotheke Nein danke“, lässt sie das Blatt wissen. Stattdessen gingen immer mehr Apotheker und pharmazeutisch-technische Assistenten in die Industrie, „weil dort die Gehälter besser sind“.

Kieler Demo zeigt Wirkung

Die Kieler Apotheker-Demo fand überdies in der „Welt“ sowie in der Regionalpresse Resonanz. „Warnung vor ‚Apothekensterben‘ im Norden“ titelt das „Hamburger Abendblatt“.Die „Kieler Nachrichten“ berichteten unter der Überschrift „Die Beschwerden der Apotheker“ über die Protestaktion und stellten die Argumente der Apotheker dar – geäußert von Verbandsvorsitzenden Peter Froese und Kammerpräsident Gerd Ehmen. Begleitet wurde der Text von einem ausgewogenen Kommentar. Darin schreibt Autor Ulrich Metschies unter anderem: „In den vergangenen Jahren wurden den Apotheken immer mehr Aufgaben aufgedrückt, die sie bislang ohne Entlohnung für die Kassen erledigen: Apotheker setzten nicht nur die Rabattverträge um, sondern müssen den Patienten auch erklären, warum, das gewohnte Medikament plötzlich von einem anderen Hersteller kommt. Das ist Mehrarbeit, für die die Apotheken einen fairen Ausgleich verdient haben.“ 



DAZ 2012, Nr. 33, S. 24

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