Aktives Triptan-Pflaster in der Pipeline

Nach Angaben der Entwicklerfirma Nupathe aus Pennsylvania liegen aus drei klinischen Studien bis zur Phase III Erfahrungen aus über 10.000 Anwendungen vor. NP101 (Zelrix®) soll eine schnelle und lang anhaltende Besserung von Migränesymptomen wie Kopfschmerz und Übelkeit bringen. Zielgruppe sind insbesondere Patienten mit Migräne-assoziierter Übelkeit und/oder Gastroparese, bei denen Erbrechen oder verlangsamte gastrointestinale Resorption die Wirkung oraler Arzneimittel schmälern. Die transdermale Applikation unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes soll diesbezügliche Nebenwirkungen minimieren. Der Hersteller berichtet auch von einer niedrigen Inzidenz von Flush, Druckgefühlen und Benommenheit bei den Studienpatienten. Laut den deutschen Fachinformationen zu Sumatriptan sind Übelkeit und Erbrechen zwar häufige unerwünschte Effekte unter einer Triptan-Therapie; dabei ist jedoch oft unklar, ob diese durch die Anwendung des Arzneistoffs oder durch die Migräneattacke selbst verursacht werden. Sumatriptan ist in Deutschland als Tablette, Nasenspray, Zäpfchen und Injektionslösung erhältlich.
Transdermaler Transport durch Iontophorese
Das Zelrix®-Pflaster bedient sich des Prinzips der Iontophorese: Durch einen elektrischen Gleichstrom wird eine erhöhte Migration von geladenen Arzneimolekülen durch die Haut erzeugt. Das transdermale System, das Nupathe unter dem Namen SmartRelief entwickelt hat, enthält ein Reservoir mit ionisiertem Arzneistoff und eines mit beispielsweise Natriumchlorid. Dazwischen ist eine elektronische Einheit samt Batterie platziert, welche den Reservoiren kontrolliert Strom zuführt. Von der Anode wandern positiv geladene Arzneiteilchen durch die Haut Richtung Kathode, wobei sie in lokale Blutgefäße aufgenommen werden. Mikroprozessorgesteuert soll das System eine schnelle, anhaltende und kontrollierte Freisetzung des Arzneistoffs gewährleisten. Dabei soll es nicht wie bei anderen Darreichungsformen zu Blutspiegel-Spitzen von Sumatriptan kommen, die Nebenwirkungen mit sich bringen. Neben einer Überdosierung soll die Mikroelektronik auch gegen einen versehentlichen Zweitgebrauch des zur einmaligen Anwendung konstruierten Pflasters vorbeugen. Der Erstantrag auf Zulassung (new drug application, NDA) des Migränepflasters war von der Food and Drug Administration (FDA) im vergangenen Jahr zurückgewiesen worden; insbesondere Fragen der Sicherheit waren offen. Wie der Entwickler Nupathe aus Pennsylvania am 31. Juli 2012 meldete, hat die FDA nun einer Neubewertung der Zulassungsunterlagen im Rahmen des Prescription Drug User Fee Act zugestimmt. Dieses Gesetz erlaubt der FDA das Eintreiben einer substanziellen Zulassungsgebühr zum Zeitpunkt der Antragstellung. Ein Votum über die Zulassung soll im Januar 2013 vorliegen.
Die Entwicklung des elektronischen Pflasters ist am weitesten mit Sumatriptan fortgeschritten; der Hersteller arbeitet an weiteren Anwendungen mit Wirkstoffen gegen Schizophrenie und gegen die Parkinsonerkrankung.
Quelle
Apotheker Ralf Schlenger
DAZ 2012, Nr. 32, S. 33