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„ABDA hat Hausaufgaben nicht gemacht“

DAZ-Interview mit Ann-Katrin Kossendey, der Macherin der 25-Cent-Videos

WIEFELSTEDE (diz). Fast 15.000 Mal wurde ihr „25-Cent-Video“ auf YouTube bisher geklickt: Apothekerin Ann-Katrin Kossendey erklärt darin leicht verständlich, was es mit dem Angebot der Honorarerhöhung von 25 Cent auf sich hat und warum das den Apothekern nicht reichen kann. Ebenfalls sehenswert ist das „25-Cent-Video Reloaded“, in dem sie für jeden deutlich macht, wie sich der Arzneimittelpreis zusammensetzt. Wir wollten von ihr wissen, was sie dazu motivierte und was sie von der Öffentlichkeitsarbeit der ABDA hält.

Apothekerin Ann-Katrin Kossendey Foto: Privat

DAZ: Frau Kossendey, wie sind Sie auf die Idee gekommen, die 25-Cent-Videos aufzunehmen? Was war Ihre Motivation dafür?

Kossendey: Bisher habe ich nur Videos über meine Apotheke und die Anwendung bestimmter komplexer Produkte gedreht, um das meinen Kunden verständlich näherzubringen. Als dann vor Kurzem die Diskussion um die 25-Cent-Erhöhung aufkam, war es wie eine Eingebung: Dazu muss ich jetzt ein Video machen, das diese Zusammenhänge einfach und verständlich erklärt.


DAZ: Haben Sie schon früher Videos zu berufspolitischen Themen aufgenommen?

Kossendey: Nein, das 25-Cent-Video und das Folge-Video 25 Cent Reloaded waren meine ersten berufspolitischen Videos.


DAZ: Werden Sie die Videos zu berufspolitischen Themen fortsetzen?

Kossendey: Ja, definitiv. Ich habe da schon viele Ideen.


DAZ: Da drängt sich die Frage auf: Was halten Sie von der bisherigen Öffentlichkeitsarbeit der ABDA? Was ist gut, was sollte verbessert werden? Glauben Sie, dass die Botschaften der ABDA den Empfänger, den Bürger erreichen?

Kossendey: Den Bürger auf der Straße erreicht die Öffentlichkeitsarbeit der ABDA nicht. Die Kampagnen, die die ABDA startet, laufen in der Regel über die Apotheke und erreichen den Kunden in der Apotheke. Meine These aber ist: Man muss auch die erreichen, die nicht in die Apotheke kommen, denn die sind uns oft nicht sonderlich gut gesonnen. Um es auf den Punkt zu bringen: Ich halte die Öffentlichkeitsarbeit für eine Katastrophe. Beispiel: Ein Thema wie die Doping-Kontrolle, die vor Olympia von der ABDA kommuniziert wurde, ist zwar ein wichtiges Thema, aber derzeit hat dieses Thema überhaupt nichts in der Öffentlichkeit verloren. Es gibt derzeit für uns wichtigere Themen.

Nach meiner Meinung hat die ABDA jahrelang ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Das Image der Apotheker in der Öffentlichkeit ist katastrophal. Der Bürger weiß überhaupt nicht, wie die Faktenlage zur Apotheke ist. Das zeigen viele Mails von Bürgerinnen und Bürger, die sich gerade auf mein zweites Video bei mir gemeldet und mir gesagt haben, dass sie jetzt endlich verstanden hätten, wie Arzneipreise gebildet werden. Sie hätten das nicht gewusst – und sie zeigten Verständnis für die Apotheke, dass sich hier etwas ändern muss.


DAZ: Haben Sie bewusst auf YouTube gepostet?

Kossendey: Ich glaube, dass für solche Aufklärungs- und Informationsvideos Facebook und YouTube die richtigen Medien sind, um damit gerade auch die jungen und jüngeren Leute zu erreichen, die die Infos zur Apotheke und zu Arzneimitteln zum Teil gar nicht kennen.


DAZ: Und wenn sich nun der Vorsitzende des ABDA-PR-Ausschusses, Lutz Engelen, äußert, dass in der bisherigen Öffentlichkeitsarbeit der ABDA nicht alles bestens lief …

Kossendey: … dann ist das für mich ein Offenbarungseid. Er gesteht ein, dass die ABDA im Bereich Öffentlichkeitsarbeit seit Jahren ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat. Dabei hätte es nach meiner Meinung ausgereicht, dem Bürger nur die Fakten zur Apotheke zu zeigen.


DAZ: Was hätten Sie sich in diesem Zusammenhang von der ABDA erwartet?

Kossendey: Ich hätte schon erwartet, dass sich Wolf oder sein Pressesprecher zu meinem Video öffentlich äußern. Immerhin rief mich Wolf an und gab zu, dass es gut sei. Aber als Berufsorganisation könnten sie es nicht verwenden und weiter verbreiten. Warum eigentlich nicht, frage ich. Ein Video, das von der Basis kommt und aktuelle Themen leicht verständlich erklärt – ich bin fassungslos, dass die ABDA das nicht auf ihre Seite stellen möchte. Auf der anderen Seite fordert uns die ABDA auf, ihre Arbeit zu machen und die Politiker anzusprechen.

Immerhin, die LAK Baden-Württemberg hatte es auf ihre Website gestellt, meine Kammer in Niedersachsen dagegen leider nicht.


DAZ: Sind Sie auch Delegierte?

Kossendey: Ja, ich werde auch zum Apothekertag nach München fahren. Dort wird es auf alle Fälle spannend werden, denn es formiert sich einiges an Widerstand. Auch hier im Ammerland bin ich aktiv als Vorstandsmitglied von APIA „Aktive Pharmazeuten im Ammerland e.V.“, eine Gruppe von sieben engagierten Apothekerinnen. Wir haben mit der APIA beispielsweise versucht, Neues anzupacken, z.B. auch eine bessere Zusammenarbeit mit den Ärzten. Auch hier könnte die ABDA mehr tun.


DAZ: Frau Kossendey, vielen Dank für das Gespräch.


Die 25-Cent-Videos


Apothekerin Ann-Katrin Kossendey ist Inhaberin des Kossendeys Gesundheitshauses in Wiefelstede mit Apotheke, Drogerie, Bioladen, Kosmetikinstitut und „Kossendeys Kinderkiste“ für Kindergeschenkartikel. Sie hat verschiedene Zusatzausbildungen erworben, z. B. zur Ernährungsberatung, Aromatherapie, Reformhausfachberatung, Allergieberatung.

Mit ihren beiden Videos „25-Cent-Video“ und „25-Cent-Video Reloaded“ erklärt sie anschaulich, warum die Apotheker mehr als 25 Cent benötigen und wie sich die Arzneimittelpreise überhaupt zusammensetzen und was davon in der Apotheke hängen bleibt.

Die Videos finden Sie auf DAZ.online in der rechten Spalte „Die 25 Cent Videos“.



DAZ 2012, Nr. 32, S. 20

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