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Weder Beruhigungspille noch Trostpflaster

Tanja Kratt

Seit 2004 haben Apothekeninhaber verzweifelt auf eine Anpassung des Apothekenhonorars gewartet – und mit ihnen angestellte Kolleginnen und Kollegen, schließlich sitzen alle im gleichen Apothekenboot. Wie ein schlechter Witz wirken jetzt die angebotenen 8,35 Euro.

Gesundheitspolitiker aller Couleur werden nicht müde, die Bedeutung wohnortnaher, inhabergeführter Apotheken hervorzukehren. Wenn es aber ans Eingemachte, sprich an die Honorierung, geht, bekennt niemand mehr Farbe. Mehr als ein Trostpflaster können 8,35 Euro, sprich plus 25 Cent pro Packung, auch nicht sein. Eine Beruhigungspille ist dieser magere Obolus sicher nicht. Immerhin wagt sich Daniel Bahr zum Deutschen Apothekertag. Wir sind auf seinen Vortrag gespannt, aber vor allem auf die Reaktion vieler Kolleginnen und Kollegen vor Ort.

Die Tragweite des Themas scheint bei den Bundesministerien für Gesundheit beziehungsweise Wirtschaft noch nicht angekommen zu sein. Tatsache ist, dass beide Seiten, Angestellte wie Apothekenleiter, vor einem gewaltigen Problem stehen. Kürzlich hat das Marktforschungsinstitut Kantar Health schockierende Zahlen veröffentlicht*: Laut Befragung werden 14 Prozent aller Chefs in 2012 Stellen streichen. Weitere 17 Prozent haben in der Vergangenheit Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter entlassen, planen aber keinen weiteren Stellenabbau. Und zehn Prozent greifen nach Kündigungen im letzten Jahr erneut zum Rotstift. Angestellte verlieren ihren Arbeitsplatz, und Chefs verlieren ihr wichtigstes Kapital, nämlich ihre Mitarbeiter. Ist das ein Ziel der aktuellen Gesetzgebung?

Einmal mehr wird deutlich, dass wir alle im gleichen Boot sitzen. ADEXA unterstützt deshalb die Forderung von ABDA und Deutschem Apothekerverband, das Apothekenhonorar an wirtschaftliche Parameter zu koppeln, beispielsweise an die Inflation. Darüber hinaus gibt es noch andere Alternativen: Mit der Novelle zur Apothekenbetriebsordnung hat das Bundesministerium für Gesundheit die Bedeutung von Nacht- und Notdienst, Individualrezeptur und BtM-Abgabe deutlich gemacht. „Apotheken light“ sind passé, doch wo bleibt die adäquate Vergütung der aufwendigen Leistungen? Hier sollten Standesorganisationen dringend nachhaken.


Tanja Kratt, ADEXA, Zweite Vorsitzende


* Quelle: http://bit.ly/OithAx



DAZ 2012, Nr. 31, S. 80

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