Coffein bei Parkinson

Bei Parkinson-Patienten ist die Tagesmüdigkeit ein großes Problem. Sie ist bei einigen durch die Krankheit selbst bedingt, wird aber sehr oft auch durch die Therapie mit Dopamin-Agonisten ausgelöst. Auf dem 16. Kongress der Movement Disorder Society in Dublin wurden vom Studienarzt Ron B. Postuma von der McGill University in Montreal nun vorab die Ergebnisse der Coffein-Studie präsentiert. 61 Patienten mit deutlicher Tagesmüdigkeit (Epworth sleeping scale > 10) wurden randomisiert entweder der Verumgruppe mit 2 x 200 mg Coffein pro Tag p.o. (morgens und mittags) zugeordnet oder der Placebogruppe. Bei dem primären Studienendpunkt, der Änderung der Tagesmüdigkeit, gab es zwar eine Verbesserung, diese lag aber nicht im statistisch signifikanten Bereich, was von Postuma auf Verletzungen des Studienprotokolls zurückgeführt wurde. Überraschenderweise zeigte sich hingegen bei den sekundären Endpunkten eine signifikante Verbesserung des UPDRS-Scores (um 5 Punkte) und speziell auch im Teil 3 des UPDRS-Scores (um 3 Punkte), bei dem die motorischen Fähigkeiten gemessen werden. Keine Änderungen gab es bei der Lebensqualität, Depressionen und Schlafqualität. Da Coffein ein Adenosin 2a Antagonist ist und derzeit einige Substanzen mit diesem Wirkmechanismus in Entwicklung sind, schien auch in der weiteren Diskussion auf dem Kongress dieses überraschende Ergebnis durchaus plausibel. Obwohl die Studie nur über einen kurzen Zeitraum von sechs Wochen ging und eine relativ kleine Studienpopulation umfasste, auch noch nicht veröffentlicht ist, wurde das Ergebnis von Vertretern der Movement Disorder Society als erster bedeutender Schritt zu einer möglichen Therapieverbesserung bei Parkinson bezeichnet.

DAZ 2012, Nr. 30, S. 36