Aus Kammern und Verbänden

Flach setzt auf Apotheker

Neujahrsempfang der Apothekerkammer Nordrhein

Ulrike Flach, parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesgesundheitsministerium, war die Gastrednerin auf dem Neujahrsempfang der Apothekerkammer Nordrhein am 4. Januar in der Düsseldorfer Maxkirche.
Staatssekretärin Ulrike Flach und Kammerpräsident Lutz Engelen beim Neujahrs empfang der Apothekerkammer Nordrhein in Düsseldorf.
Foto: Alois Müller

Kammerpräsident Lutz Engelen brachte in seiner Begrüßung die Hoffnung auf eine harmonische und konstruktive Zusammenarbeit bei der Bewältigung der diesjährigen gesundheitspolitischen Herausforderungen zum Ausdruck. Er betonte, dass der Apotheker als freiberuflicher Gesundheitsunternehmer entsprechende Rahmenbedingungen benötige, um den staatlichen Ver sorgungsauftrag erfüllen zu können, und beklagte die wirtschaftlichen und bürokratischen Hürden und Gängelungen. Die Apotheke stelle das Ende der Geldflusskette der Arzneimittelversorgung dar und könne den wirtschaftli chen Druck nicht weiterreichen. Die Zulassung von Arzneimittelversandhandel, Filialapotheken und Pick-up-Stellen, das AMNOG und der Entwurf der neuen Apothekenbetriebsordnung lassen befürchten, dass das Bundesgesundheits ministerium das flächendeckende System der Vollapotheken abschaffen möchte, so Engelen. Dagegen habe sich das Land Nordrhein-Westfalen deutlich gegen die "Kiosk-Apotheke" ausgesprochen.

Engelen lobte Flachs deutliche Reaktion gegen den "Ketten-Leitantrag" der SPD, die Initiative gegen die "Holland-Preise" und das Engagement für das ABDA-KBV-Modell.

Flach: AMNOG war notwendig

Ulrike Flach überbrachte in ihrem Grußwort zunächst die besten Wünsche von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr. Sowohl das vergangene als auch das jetzige Jahr stelle die Politik und das Gesundheitswesen vor besondere Herausforderungen. Im vergangenen Jahr wurde das gewaltige Defizit der Krankenkassen geschlossen. Dies habe Auswirkungen auf alle Beteiligten des Gesundheitswesens gehabt, sei aber für eine solide und nachhaltige Finanzierungsbasis unumgänglich gewesen. Ebenso sei das AMNOG für eine Konsolidierung notwendig gewesen. Schließlich habe das Versorgungsstrukturgesetz, das vor allem die Ärzte betrifft, die Voraussetzungen geschaffen, um auch künftig die Bürger vor Ort medizinisch zu versorgen. Die Bundesregierung – und die FDP – habe Vertrauen in den Apotheker als freien Heilberufler und setze auf dessen Know-how und Weitsicht, damit die Bürger auch zukünftig eine sichere Arzneimittelversorgung in Anspruch nehmen können.

Bezüglich der neuen Großhandelspreisbildung meinte Flach, dass diese die Leistungen des Großhandels besser als bisher abbilde. In weiten Teilen sei man den Vorschlägen von ABDA und Phagro bei der Umsetzung gefolgt, sodass ausreichend Spielraum für die individuellen Vertragsgestaltungen mit den Apothekern bleibe.

Flach: Krankenkassen sollen Mehrarbeit honorieren

Flach äußerte sich ebenfalls zu den Null-Retaxationen und berichtete, dass sie deswegen das Bundesversicherungsamt angeschrieben habe. Das Bundesgesundheitsministerium unterstütze hierbei die Apotheke, da ihrer Einschätzung nach die Krankenkassen eine Schwelle überschritten hätten. Besonders erfreut äußerte sich Flach über die Mitarbeit und das Engagement der Apotheker in der Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit. Die elektronische Gesundheitskarte könne hierzu ebenfalls einen positiven Beitrag leisten. Ebenso positiv beurteilte Flach das ABDA-KBV-Modell, das neue Chancen in der Patientenversorgung biete. Sie appellierte deutlich an die Krankenkassen, dies zu unterstützen und die Ärzte und Apotheker zu honorieren, da keine kostenlose Mehr arbeit dieser Berufsgruppen erwartet werden könne. Die ABDA habe zugesichert, dass die Rabattverträge im ABDA-KBV-Modell wirksam bleiben, damit die Krankenkassen weiterhin bei den Arzneimittelausgaben rund eine Milliarde Euro im Jahr einsparen können.

Zur neuen Apothekenbetriebsordnung meinte Flach, auch wenn nicht alle Wünsche der Apotheker zu erfüllen seien, so werde es doch nicht dazu kommen, dass Filialapotheken keine Rezepturen mehr anfertigen und nicht mehr am Notdienst teilnehmen (siehe AZ 1 – 2, S. 1).


Dr. Constanze Schäfer MHA



DAZ 2012, Nr. 3, S. 70

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