Fachmedien

Pflanzliche Fertigarzneimittel

Sandra Leonhardt, Phytopharmaka nano, 419 Seiten, 232 Tabellen, 14,80 Euro, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8047-2884-4

Die Behandlung von Krankheiten mit Pflanzen hat eine lange Tradition. Aus der Volksmedizin heraus hat sich die Phytotherapie zu einer eigenständigen wissenschaftlichen Fachdisziplin entwickelt. Heute in Zeiten evidenzbasierter Medizin ist es für Apotheker, PTAs, Ärzte und andere naturheilkundlich Interessierte wichtig, auch bei Arzneidrogen Nutzen und Risiken beurteilen zu können – und zwar unter Berücksichtigung der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Hier verhilft dieses handliche Büchlein zu einem schnellen Überblick.

Kernstück sind die tabellarisch und übersichtlich gestalteten Seiten mit allen wichtigen Informationen zu den 134 gängigsten Arzneidrogen. Nach einer kurzen Beschreibung der verwendeten Pflanzenteile werden die relevanten Inhaltsstoffe genannt und Wirkungen, Indikationen und Kontraindikationen sowie unerwünschte Wirkungen und Wechselwirkungen mit Arzneimitteln und Nahrungsmitteln beschrieben.

Bei den Indikationen unterteilt die Autorin in die Kategorien "well established use", also anerkannte medizinische Wirkung und akzeptierte Unbedenklichkeit sowie "traditional use", traditionelles Arzneimittel. Die Einstufung basiert auf der Beurteilung des HMPC (Herbal Medicinal Product Committee), einem Ausschuss der europäischen Zulassungsbehörde EMA, und wird in dieser Form auch vom BfArM getragen. Ganz oben, noch vor der Beschreibung der Droge, findet sich neben einem Hinweis auf eventuelle Rezeptpflichtig- und Erstattungsfähigkeit der Status der HMPC-Monographie. So weiß der Leser sofort, ob die jeweilige Monographie vom HMPC bereits verabschiedet wurde, ob es sich bisher nur um einen Entwurf handelt oder ob die entsprechende Droge bisher noch gar nicht behandelt und daher auf andere Quellen zurückgegriffen wurde.

Die unerwünschten Arzneimittelwirkungen werden, soweit bekannt, nach ihrer Häufigkeit aufgelistet. Sehr hilfreich für die Praxis sind auch die Angabe der Einzel- und Tagesdosen für Kinder und Erwachsene sowie der Applikationsort, die Anwendungsdauer und die Hinweise zur Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit. Unter dem Überbegriff "Besondere Hinweise" widmet sich die Autorin unter anderem der Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens, dem Abhängigkeitspotenzial und Fällen von Überdosierung. Hinweise, wann beispielsweise ein Arzt zu konsultieren ist oder welche besonderen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen sind, wurden hier unter dem Stichwort "Cave" zusammengefasst.

Leser, die zunächst erst einmal wissen möchten, welche Drogen bei welchen Beschwerden überhaupt eingesetzt werden, finden noch vor den Tabellen mit den gängigsten Arzneidrogen eine Antwort. Von Appetitlosigkeit bis Wunden – die später genauer beschriebenen Drogen werden insgesamt 48 verschiedenen Indikationen zugeordnet. Ein Verzeichnis mit über 400 Handelsnamen am Ende des Buches rundet die Informationen ab und erleichtert die Auswahl eines Präparates im Handverkauf.

Fazit: Wer schöne Abbildungen von Arzneipflanzen erwartet, ist hier falsch und wer kein Freund von Tabellen ist, den mag der erste Blick in dieses Buch vielleicht erschrecken. Bei genauerem Hinsehen und spätestens mithilfe der Benutzerhinweise, die man gleich nach dem Inhaltsverzeichnis findet, erschließt sich das gut durchdachte Konzept jedoch schnell. Das Werk bietet eine extrem hohe Informationsdichte, ist dabei sehr klar strukturiert und deshalb schnell zu erfassen. Es berücksichtigt die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und macht sich damit zum unentbehrlichen Nachschlagewerk für die moderne Phytotherapie-Beratung. Mit seinem Nano-Format passt es quasi in jede Kitteltasche und es sollte in keiner Apotheke oder naturheilkundlich orientierten Praxis fehlen.


Apothekerin Sabine Bender, Seeheim-Jugenheim


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DAZ 2012, Nr. 29, S. 88

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