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"Die Einstiegsgehälter müssen stimmen"

Die Tarifkommission bei ADEXA (Folge 6)

Unter den acht ehrenamtlichen Mitgliedern der ADEXA-Tarifkommission ist Gisa Haeger diejenige mit der längsten Erfahrung: Schon seit Mitte der 80er-Jahre setzt sich die Hamburger PKA für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter für Angestellte in öffentlichen Apotheken ein. Außerdem ist sie langjähriges Mitglied der Prüfungskommission der Hamburger Apothekerkammer und auch im Berufbildungsausschuss aktiv.
Gisa Haeger

Frau Haeger, seit wann und warum sind Sie Gewerkschaftsmitglied?

Haeger: 1968 riet mir eine Kollegin, in den BVA einzutreten – das war die Vorgängerorganisation von ADEXA. Der Anlass waren keine rechtlichen Probleme oder schlechte Erfahrungen, sondern ich ließ mich überzeugen, dass für die Belange der Apothekenangestellten etwas getan werden musste. Die gewerkschaftliche Rechtsberatung habe ich erst zwei Jahrzehnte später in Anspruch nehmen müssen. Mitte der 70er Jahre holte mich der damalige Vorsitzende der Landesgruppe Hamburg in den Landesvorstand, und von 1983 bis Ende 2006 war ich im Bundesvorstand aktiv. Dabei lag mein Schwerpunkt immer im Bereich Finanzen, Haushalt und Tarife, denn Zahlen sind – schon berufsbedingt – mein Metier.


Hat sich die Tarifarbeit verändert, seit Sie 1985 Mitglied der Tarifkommission wurden – und wenn ja, wie?

Haeger: Ich habe jetzt unter fünf verschiedenen Vorsitzenden der Tarifkommission an Tarifverhandlungen teilgenommen. Früher war der Ton noch stärker von den Arbeitgebern bestimmt – heute verhandeln wir auf Augenhöhe. Allerdings sind die Verhandlungen seit einigen Jahren länger und schwieriger geworden, und das liegt an den erschwerten politischen Rahmenbedingungen für die Apotheken. Für beide Seiten – Mitarbeiter und Apothekenleiter – sind die Probleme und der finanzielle Druck gewachsen.


Was sind aktuell Ihre zentralen tarifpolitischen Anliegen?

Haeger: Zunächst einmal generell gute und regelmäßige Tarifabschlüsse für das gesamte Bundesgebiet. Mein großer Wunsch ist, dass Sachsen wieder in den Tarifverbund zurückkehrt. Wichtig ist mir natürlich, dass meine Berufsgruppe, also PKA, bei den Tarifabschlüssen angemessen berücksichtigt wird. Durch meine Tätigkeit im Berufsbildungs- und Prüfungsausschuss habe ich außerdem ein besonderes Augenmerk auf die Gehälter für den Berufsnachwuchs. Die Einstiegsgehälter müssen stimmen, sonst nutzen alle Imagekampagnen nichts, und der Fachkräftemangel wird weiter zunehmen. Außerdem muss aber auch die Gewichtung zu den Kolleginnen mit langjähriger Erfahrung stimmen – das ist oft ein Balanceakt bei den Verhandlungen.


Wie beurteilen Sie als PKA und Mitglied im Prüfungsausschuss der Apothekerkammer Hamburg die neue Ausbildungsordnung für PKA?

Haeger: Die Verschiebung der Inhalte mehr in den Bereich Marketing, Kommunikation und Qualitätsmanagement finde ich sehr gut, und ich hoffe, dass das jetzt in den Apotheken bei der Ausbildung auch so umgesetzt wird. Bei den Schulen mache ich mir da weniger Sorgen, wenn ich die Berufsschule in Hamburg-Bergedorf als Anhaltspunkt nehme. Im September gibt es hier in Hamburg eine Ausschusssitzung, bei der wir die Umsetzung in Bezug auf die Prüfungen in Angriff nehmen werden.


Was wünschen Sie sich von den Arbeitgebern und was von den angestellten Kolleginnen und Kollegen?

Haeger: Von den Arbeitgebern erwarte ich, dass sie trotz des rauen Windes aus Berlin fair mit ihren Angestellten umgehen. Besonders warne ich vor Entlassungen, denn gerade gute Mitarbeiter gehen den Apotheken sonst ganz verloren und kommen nicht zurück. Von den Kolleginnen und Kollegen wünsche ich mir, dass sie die Notwendigkeit sehen, sich über die Gewerkschaftsmitgliedschaft für ihre Interessen einzusetzen. Es geht mir dabei vor allem auch um Solidarität!


Frau Haeger, vielen Dank für das Gespräch!


Das Interview führte Dr. Sigrid Joachimsthaler.



DAZ 2012, Nr. 29, S. 71

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