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Gratis-Generika für die indische Bevölkerung

Indische Regierung verprellt Pharmaunternehmen

BERLIN (jz). Indien will seinen Einwohnern kostenlos Generika zur Verfügung stellen. Das sieht ein neu von der Regierung beschlossenes Gesundheitsprogramm vor. Gut die Hälfte der 1,2 Milliarden Inder soll bis zum Jahr 2017 in den Genuss der kostenlosen Arzneimittel kommen. Das Vorhaben soll ein Volumen von 5,4 Milliarden US-Dollar haben. Während Generikafirmen von der neuen Regelung profitieren werden, dürfte die Entscheidung für internationale Pharmakonzerne ein schwerer Schlag sein.

Ein einheitliches Gesundheitssystem existiert in Indien nicht. Neben den privaten Arztpraxen und Kliniken bietet der Staat eine kostenfreie Basisversorgung an. Derzeit setzt der indische Pharmamarkt pro Jahr elf Milliarden US-Dollar um und die Pro-Kopf-Ausgaben für Arzneimittel liegen bei jährlich 4,5 US-Dollar. Für den öffentlichen Gesundheitssektor sieht das neue System eine Liste mit 348 Generika vor, die Ärzte künftig an Patienten ausgeben dürfen. Teurere Originale dürfen nicht mehr verschrieben werden – ihre Verordnung soll sogar mit einer Strafe belegt werden. Die Pläne sind bereits im vergangenen Jahr verabschiedet worden, in diesem Herbst soll die Umsetzung starten. Das Projekt soll zunächst über fünf Jahre laufen.

Für internationale Pharmakonzerne ist dies ein weiterer Schlag, den sie in Indien hinnehmen müssen. So behält sich der indische Staat seit der Reformierung seines Patentrechts im Jahr 2005 das Recht vor, sogenannte Zwangslizenzen zu erteilen. Im vergangenen März traf es den Bayer-Konzern: Das indische Patentamt entzog ihm das Patent für das Krebsmittel Nexavar® mit der Begründung, dass es zu teuer für die indische Bevölkerung sei. Das Pharmaunternehmen Natco Pharma erhielt daraufhin eine Zwangslizenz, um ein preisgünstigeres generisches Arzneimittel mit dem Nexavar® -Wirkstoff Sorafenib zu einem behördlich festgelegten Preis zu verkaufen. Gegen die Zwangslizenz wehrte sich Bayer per Widerspruch.

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