DAZ aktuell

Für engen Schulterschluss der Verbände

Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des BAV zur berufspolitischen Lage

MÜNCHEN (diz). Neben der Anpassung des Apothekenhonorars geht Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbands (BAV), davon aus, dass auch bei der Notdienstvergütung "noch nicht das letzte Wort gesprochen ist". Aus Anlass seiner Wiederwahl zum BAV-Vorsitzenden sprachen wir mit Hubmann über seine zukünftigen Aktivitäten.

Dr. Hans-Peter Hubmann , Vorsitzender des BAV, will sich vordringlich für die Anpassung des Honorars stark machen. Foto: BAV

DAZ: Herr Hubmann, zunächst herzlichen Glückwunsch zur Wiederwahl zum Vorsitzenden des Bayerischen Apothekerverbands. Kann man in der heutigen Zeit zu einer solchen Wahl überhaupt noch gratulieren? Die Herausforderungen sind gewaltig … Wie sehen Sie die vor Ihnen liegende Zeit?

Hubmann: Einfacher wird es sicher nicht. Nach wie vor macht die veröffentlichte Meinung Stimmung gegen zu viele Apotheken und angeblich schlechte Leistungen. Daher auch das Gezicke der Politik. Die Meinung vieler Bürger sieht anders aus, wie die vorderen Plätze der Apotheker bei Umfragen immer wieder bestätigen.


DAZ: Wo sehen Sie derzeit das größte Aufgabengebiet?

Hubmann: Wie schon in meinem ersten Statement nach der Wahl gesagt, sehe ich die Anpassung unseres Honorars als absolut vordringlich an. Viele Apotheken können die Belastungen aus gestiegenen Kosten kaum mehr tragen und leben von der Substanz. Umso mehr ärgert mich das ständige Lavieren der Politik, die jeden Tag neue Ausreden erfindet, um nur ja nicht als Unterstützer ihrer "Klientel" zu gelten. Leider geben ihr einige Kollegen mit auffälligen Rabatt- und Taleraktionen aber immer wieder Gründe, an unserer schlechten Lage zu zweifeln.

Bei dieser Aufgabe ist es übrigens eminent wichtig, dass Deutscher Apothekerverband und die Landesverbände im engsten Schulterschluss arbeiten und nicht einzelne Personen aus Profilneurose unabgestimmte eigene Meinungen verbreiten – nur gemeinsam sind wir stark!


DAZ: Wann rechnen Sie mit ersten konkreten und verlässlichen Aussagen aus den Ministerien?

Hubmann: Wie Fritz Becker erst kürzlich meldete, Mitte August bis Anfang September. Wirken muss die Anpassung natürlich pünktlich zum 1.1. 2013.


DAZ: Die Honoraranpassung ist das eine. Weitere Baustellen sind die Notdienst- und BtM-Gebühr sowie die Rezepturpreise. Haben Sie hier noch Hoffnung, dass sich etwas bewegt?

Hubmann: Hier hat von diesen dreien die Umstellung der Notdienstvergütung auf die kostendeckende Pauschale wie mehrfach veröffentlicht Vorrang, um das strukturelle Problem der sehr ungleichen Vergütung der Notdienste zwischen kleinen und großen Notdienstkreisen zu lösen. Gerade in Flächenländern wie Bayern stehen die Landesministerien diesem sehr positiv gegenüber. Ich bin sicher, hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.


DAZ: Darüber hinaus stehen die Verhandlungen zum Zwangsabschlag an. Eine Absenkung von 2,05 Euro auf 1,75 steht im Raum. Realistisch?

Hubmann: Auf mehreren Veranstaltungen sowie in Interviews haben namhafte Gesundheitspolitiker der Union und der FDP immer wieder betont, dass die Erhöhung des Kassenabschlages ein auf zwei Jahre befristetes Sonderopfer ist. Also muss die Ausgangsbasis für Verhandlungen die vor 2011 geltende Höhe des Abschlages von 1,75 Euro sein. Hier mauern natürlich die Kassen, aber etwas Realitätssinn sollte man auch dort haben. Aber dies könnte man nach den letzten Äußerungen einiger prominenter Kassenvertreter durchaus bezweifeln.


DAZ: Die Zusammenarbeit mit den Krankenkassen stellt sich für viele Apotheken als problematisch dar. Stichwörter sind hier Rabattverträge und Retaxationen. Wie stellt sich die Situation in Bayern dar?

Hubmann: Weitgehend entspannt, gerade mit der AOK Bayern. Durch unseren wegweisenden Kooperationsvertrag sind willkürliche Vollabsetzungen bei Nichtabgabe von Rabattarzneimitteln ausgeschlossen, es sei denn, einzelne schwarze Schafe verweigern die Abgabe in sehr hohem Maß. Und auch mit den übrigen Primärkassen haben wir mittlerweile ein partnerschaftliches Verhältnis mit sehr konstruktiven Verhandlungen.


DAZ: Ein Reizwort für viele Apotheken sind Hilfsmittelverträge und Präqualifizierung. Lohnt sich heutzutage die Lieferung von Hilfsmitteln überhaupt noch? Oder ist das Geldwechsel und vielleicht ein Stück weit Imagepflege?

Hubmann: Der Gesetzgeber hat im Jahr 2007 die Hilfsmittelversorgung sehr wettbewerblich geprägt. Hier muss jeder selbst entscheiden, ob er den neuen Verträgen beitreten will und dabei mitunter hohe Hürden überspringen muss oder sich aus diesem Geschäft zurückzieht. Die Verhandlungsmöglichkeiten sind aufgrund der zahlreichen Mitbewerber nicht gerade berauschend.


DAZ: Noch ein Wort zum Thema Öffentlichkeitsarbeit. Welche Einstellung haben Sie als Verbandsvorsitzender dazu?

Hubmann: Öffentlichkeitsarbeit muss eng abgestimmt auf Bundes- und Landesebene, aber auch in jeder einzelnen Apotheke geleistet werden. Wie sehr manche Aktionen der Kollegen vor Ort uns Nachteile bringen können, habe ich schon betont. Und im Vergleich zu einem großen Bayerischen Verlag, von dem viele Apotheker Produkte beziehen, ist unser Etat für diese Arbeit sehr klein.


DAZ: Herr Hubmann, vielen Dank für dieses Gespräch.

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