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Wochenendarbeit stresst

35 Prozent der Beschäftigten in Deutschland müssen regelmäßig am Samstag oder Sonntag arbeiten; dies ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag des DGB. Dabei gibt es große branchenbezogene Unterschiede. Mit 50 Prozent belegt der Bereich Gesundheits- und Sozialwesen den dritthöchsten Rang, nach dem Gastgewerbe und dem Handel auf den Plätzen eins und zwei. Wochenendarbeit bedeutet in der Regel: überdurchschnittlich viel Hetze, mehr Entgrenzung (d. h. Auflösung der Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben), längere Arbeitszeiten und mehr Überstunden, so zentrale Ergebnisse der Umfrage.

41% der Frauen mit Teilzeitarbeitsverhältnissen arbeiten sehr häufig oder oft am Wochenende; dieser Anteil liegt über dem Durchschnitt aller Beschäftigten (35%).

Keine wesentlichen Unterschiede gibt es zwischen Arbeitnehmern, die in Haushalten mit Kindern bzw. ohne Kinder leben. Dagegen findet man deutliche Abweichungen, wenn man Männer und Frauen vergleicht:

Bei alleinerziehenden Müttern beträgt der Anteil der Wochenendarbeiter 42%, bei Single-Frauen ohne Kind 40%. Von den alleinerziehenden Vätern arbeiten nur 22% regelmäßig am Wochenende, dagegen 33% der kinderlosen, allein lebenden Männer.

Frauen, die ältere, kranke oder behinderte Angehörige pflegen, sind mit 40% geringfügig stärker in die Wochenendarbeit einbezogen als Frauen ohne außerberufliche Pflegeaufgaben.

Wie äußert sich die Mehrbelastung?

Vergleicht man die Belastung derjenigen, die regelmäßig am Wochenende (WE) arbeiten, mit der Belastung von Arbeitnehmern, die selten oder nie an Samstagen oder Sonntagen tätig sind, so ergeben sich deutliche Unterschiede:

  • 62% der Wochenendarbeiter fühlen sich sehr häufig oder oft gehetzt und unter Zeitdruck – gegenüber 46% in der Vergleichsgruppe.

  • 66% klagen über eine zunehmende Arbeitsintensivierung (bei den nicht am WE Tätigen sind es 61%).

  • 41% müssen auch außerhalb der Arbeitszeit ständig per E-Mail oder Telefon erreichbar sein (Vergleichsgruppe: 19%).

  • 23% erledigen in der Freizeit Arbeit für den Betrieb (versus 11%).

  • 40% fällt es schwer, nach der Arbeit abzuschalten, und 45% müssen auch zu Hause an Arbeitsprobleme denken (zum Vergleich: 30% bzw. 34% bei den nicht am WE Tätigen).

  • 42% sind ständig oder regelmäßig in Schichtarbeit tätig (8% in der Vergleichsgruppe).

  • 32% arbeiten mindestens zehn Überstunden pro Woche (Vergleichsgruppe: 13%).

  • 57% der Wochenendarbeiter gehen mindestens zweimal im Jahr krank zur Arbeit (versus 44%).

"Arbeit am Wochenende ist gerade im Gesundheitsbereich für viele Beschäftigte unumgänglich", so die ADEXA-Vorsitzende Barbara Neusetzer. "Allerdings muss mit Blick auf die eindeutigen Ergebnisse der Umfrage und die Vereinbarkeit mit familiären Pflichten und sozialen Bedürfnissen der Mitarbeiter darauf geachtet werden, dass sich dieser Bereich nicht unnötig vergrößert. Ich denke hier unter anderem an die Öffnungszeiten am Samstag und Sonntag."

Ihre Vorstandskollegin Tanja Kratt ergänzt: "Wichtig ist auch, dass diese Mehrbelastung tariflich entsprechend honoriert wird. Das ist gleichzeitig ein guter Schutz gegen unnötige bzw. übermäßige Beanspruchung der Wochenenden durch den Arbeitgeber."

Außerdem begrüßt ADEXA die Diskussion, die ständige Erreichbarkeit von Arbeitnehmern durch den Arbeitgeber durch verbindliche Regeln auf gesetzlicher oder tariflicher Ebene einzudämmen. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen und Bundesfamilienministerin Kristina Schröder hatten sich für einen besseren Schutz der Mitarbeiter ausgesprochen.


Quelle: www.dgb-index-gute-arbeit.de


Dr. Sigrid Joachimsthaler

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