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Apothekenhonorar-Erhöhung "völlig inakzeptabel"

Barmer GEK-Vize sieht keinen Grund für Honorarzuschläge

BERLIN (ks). Der stellvertretende Vorstandschef der Barmer GEK, Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, schwärmt für das AMNOG. Es sei das beste Gesetz der Bundesregierung im Gesundheitsbereich, sagte er anlässlich der Vorstellung des Barmer GEK Arzneimittelreports 2012 in Berlin. Doch obwohl die Arzneimittelausgaben im letzten Jahr gesunken seien, bleibe für die Kassen Sparen eine Tugend. Für Geschenkversprechen – etwa an Apotheker – hat Schlenker gar nichts übrig.
Der Barmer GEK-Vize Schlenker sieht keinen Grund für Honorarzuschläge für Apotheker. Foto: DAZ/Sket

So erfreulich die Ausgabenentwicklung im vergangenen Jahr gewesen sei – Schlenker sieht keinen Grund, vom Sparkurs abzuweichen. Im 1. Quartal 2012 seien die Arzneimittelausgaben der Barmer GEK bereits wieder um 3,7 Prozent gestiegen. Die "Scheinblüte" der Kassenüberschüsse werde man daher noch brauchen, betonte der Barmer GEK-Vize. Und so ist für ihn auch die Forderung der Apotheker, ihr Fixhonorar von 8,10 Euro auf über 9 Euro pro verordneter Arzneimittelpackung anzuheben, "völlig inakzeptabel". Dies gelte umso mehr, als dass zugleich eine Absenkung des Apothekenabschlags von derzeit 2,05 Euro auf 1,75 Euro im Gespräch sei. Allein Letzteres belaste die Solidargemeinschaft um 180 Millionen Euro.

Auch der Pharmaindustrie will Schlenker keine Zugeständnisse machen. Er unterstütze hier vollkommen den Kurs der Bundesregierung. Das Bundesgesundheitsministerium hatte letzte Woche bei der Vorstellung der GKV-Finanzergebnisse für das 1. Quartal 2012 klargestellt, dass der erhöhte Herstellerrabatt auf Nicht-Festbetragsarzneien und das Preismoratorium nicht vorzeitig aufgehoben werden. Ohne diese Maßnahmen, so das Ministerium, hätte der Anstieg bei den Arzneimittelausgaben sicherlich im zweistelligen Bereich gelegen.

Was das AMNOG und die frühe Nutzenbewertung betrifft, so lautet Schlenkers Appell: "Finger weg!". Der Fall Ticagrelor habe gezeigt, dass das AMNOG funktioniere. Es handele sich um ein hervorragendes Gesetz und ein lernendes System, in das man jetzt nicht eingreifen dürfe.

Erfolgreiche und erfolglose Ausschreibungen

Schlenker bekräftige überdies den erst im letzen Jahr von seiner Kasse eingeschlagenen Weg, Generika auszuschreiben. Bislang wurden drei Ausschreibungen gestartet – Ziel der Kasse ist es, bald den gesamten generischen Markt abzudecken und damit für weitere Einsparungen zu sorgen. Schlenker erwähnte auch die Bemühungen seiner Kasse, Zytostatikazubereitungen auszuschreiben. Hier hatte die Barmer GEK eine "kleine Ausschreibung" in Nordrhein-Westfalen gestartet. Diese sei "nicht so toll gelaufen", räumt der Kassen-Vize ein. Grund hierfür sei der große Widerstand der Onkologen gewesen, die an ihren Lieferwegen festhalten wollten.



DAZ 2012, Nr. 26, S. 21

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