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Viel Arbeit, wenig Rente

Trübe Aussichten für geburtenstarke Jahrgänge

Im Zuge des Forschungsprojekts "Lebensläufe und Alterssicherung im Wandel" nahmen Wissenschaftler jetzt die Renten in Ost und West unter die Lupe. Verlierer sind die geburtenstarken Jahrgänge um 1960, vor allem die Frauen: Obwohl sie weitaus länger berufstätig sind als ihre Mütter, bleibt eine spürbare finanzielle Verbesserung aus. Aber auch Männer, die zeitweise arbeitslos waren, kommen schlechter weg.

Versicherungsmathematiker bezeichnen Personen, die von 1955 bis 1965 auf die Welt gekommen sind, als geburtenstarke Jahrgänge. Wie es um die Renten der Arbeitnehmer in dieser Generation bestellt ist, haben das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) und das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) untersucht.

Frauen: mehr gearbeitet – aber nicht mehr in der Tasche

Westdeutsche Frauen dieser "Babyboomer-Generation" beschränken sich zwar seltener als ihre Mütter auf Haushalt und Kinderbetreuung, arbeiten aber oft nur in Teilzeitstellen. Trotz gestiegener Lebensarbeitszeit bekommen Frauen der Geburtsjahrgänge 1955 bis 1965 im Westen deshalb keine spürbar höheren Altersbezüge. Ihre Rentenanwartschaften werden nur von 23,4 Punkten (entspricht 643 Euro – siehe Kasten) auf 23,9 Punkte (657 Euro) ansteigen.


Berechnung der Rentenanwartschaften


Der Wert eines Rentenpunktes (= Rentenwert) entspricht zurzeit 27,47 Euro (West)

beziehungsweise 24,37 Euro (Ost).

Um die Höhe der tatsächlich ausgezahlten Monatsrente zu berechnen, wird der Rentenwert mit der Zahl der erreichten Entgeltpunkte multipliziert. Wird die Rente vor dem Erreichen der Regelaltersgrenze beantragt, reduziert sich der Rentenanspruch durch einen Zugangsfaktor: Er beträgt normalerweise 1 und wird für jeden Monat vorzeitigen Renteneintritts um 0,003 gesenkt (das entspricht einer Rentenminderung von 0,3%).

Über einen weiteren Faktor geht die Rentenart in die Berechnung ein: Bei der Altersrente sowie der Rente bei voller Erwerbsminderung beträgt er 1,0 und bei Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung 0,5. Auch bei den Hinterbliebenenrenten führen solche Faktoren zu Abschlägen.


Für ostdeutsche Frauen erwarten die Forscher sogar eine geringfügige Abnahme des Rentenanspruchs: Während Frauen der Kriegs- und Nachkriegsgeneration noch Anwartschaften von 33,8 Punkten (822 Euro) erreicht haben, werden es die geburtenstarken Jahrgänge nur auf 32,3 Punkte (787 Euro) bringen.

Männer: schlechtere Renten prognostiziert

Die Männer der geburtenstarken Jahrgänge in Ostdeutschland werden bei der Rente empfindliche Einbußen erleiden – sie werden nur noch auf 32,6 Entgeltpunkte kommen, entsprechend einer monatlichen Rente von 794 Euro. Dagegen haben die älteren Jahrgänge noch 42,8 Entgeltpunkte (1043 Euro) erzielt. Grund für diese Verschlechterung um rund 24 Prozent ist vor allem die zeitweilige Arbeitslosigkeit.

Zum Vergleich: Männer der geburtenstarken Jahrgänge in den westlichen Bundesländern bleiben relativ stabil bei 48 Entgeltpunkten (1319 Euro).

Zuschussrente: nicht immer wirkungsvoll

Zwar will die Regierung künftig mit einer Zuschussrente helfen. Viele ostdeutsche Männer erreichen aber aufgrund zahlreicher Brüche in ihrer Erwerbsbiografie nicht die geforderten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungszeiten. Anton Schaaf (SPD), Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales des Bundestages, fordert deshalb, die Senkung des Rentenniveaus noch einmal kritisch zu überdenken und die Beiträge früher als derzeit geplant wieder deutlich zu erhöhen.

"Darauf sollten sich Angestellte aber nicht verlassen", gibt Barbara Neusetzer, ADEXAs Erste Vorsitzende, zu bedenken. "Vielmehr ist Eigeninitiative gefragt, etwa durch eine zusätzliche freiwillige Entgeltumwandlung bei der tariflich festgelegten betrieblichen Altersvorsorge mit Arbeitgeberbeitrag und -zuschuss." Für Apothekenangestellte gibt es die "ApothekenRente", eine Branchenlösung mit besonders guten Konditionen.


Quelle: DIW Berlin, Pressemitteilung vom 6. Juni 2012.


Michael van den Heuvel



DAZ 2012, Nr. 25, S. 90

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